Kommentar
11:14 Uhr, 20.10.2010

Die Grande Nation wird lahmgelegt!

Millionen Franzosen legen das Land lahm, blockieren wo es geht und sorgen für eine Benzinknappheit, die langsam bedrohlich wird. Um was geht es?
Die Franzosen sollen in der Regel statt mit 60 erst mit 62 in Rente gehen. Das ist der Kern der Reformvorschläge von Präsident Sarkozy die bekämpft werden, als wolle man die Bevölkerung kollektiv zu Zwangsarbeit verdammen. Ich verstehe dass Sie schmunzeln müssen – bei uns redet man über die Rente mit 67...
Ich war schon immer ein Skeptiker in Sachen Streikrecht, weil es oft schon fast kriminell missbraucht wird. Tatsächlich bedarf auch dieses Recht dringend einer Reform. Es kann nicht sein, dass eine Minderheit eine Mehrheit derart in ihrer Lebensführung beeinträchtigt um Partikularinteressen durchzusetzen, von dem wirtschaftlichen Schaden ganz zu schweigen.
Was denken diejenigen, die nun auf die Straße gehen, wer künftig dafür aufkommen soll, dass sie weiterhin mit 60 in den Ruhestand treten können? Die Chinesen werden es nicht tun, die Inder auch nicht, die Amerikaner vielleicht?. Es ist Zeit, neue ökonomische und auch medizinischen Realitäten anzuerkennen. Europa ist nicht mehr das ökonomische Zentrum der Welt, und wir sterben nicht mehr im Schnitt vor dem Eintritt des Rentenalters, wie das zu Zeiten Bismarcks der Fall war. Am Endes des Tages muss alles, was wir uns auszahlen wollen, von jemandem erwirtschaftet werden. Das ist die limitierende Größe (worüber das ständige Gelddrucken und Schuldenmachen der Notenbanken und Regierungen allerdings hinwegtäuscht), nicht unser Wunsch zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr zu arbeiten. Das gleiche gilt übrigens für alle Wohltaten die wir uns gerne spendieren wollen – irgendwer muss das Geld erwirtschaften.
Sollte die medizinische Entwicklung so weitergehen und Menschen im Schnitt vielleicht mal 120 Jahre alt werden, dann kann doch niemand ernsthaft annehmen, dass es auch nur bei 65 oder 70 Jahren Renteneintrittsalter bleiben wird. Das ist simpelste Mathematik. Auch die Grande Nation wird rechnen lernen müssen.

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Über den Experten

Daniel Kühn
Daniel Kühn
Freier Finanzjournalist

Daniel Kühn ist seit 1996 aktiver Trader und Investor. Nach dem BWL-Studium entschied sich der Börsen-Experte zunächst für eine Karriere als freier Trader und Journalist. Von 2012 bis 2023 leitete Daniel Kühn die Redaktion von stock3 (vormals GodmodeTrader). Seit 2024 schreibt er als freier Autor für stock3.
Daniel Kühn interessiert sich vor allem für Small und Mid Caps, Technologieaktien, ETFs, Edelmetalle und Kryptowährungen sowie für makroökonomische Themen.

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