Die Gardinenpredigt des Monsieur C.
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In der heutigen (4. Juli) Ausgabe der Frankfurter Allgemeinen Zeitung findet sich - in Form einer Anzeige - ein offener Brief des französischen Fondsmanagers Edouard Carmignac. Darin liest er seinem Präsidenten Francois Hollande auf einer Art und Weise die Leviten, von der man sich wünscht, dass Angela Merkel bei diversen Gipfeltreffen in ähnlichem Ton auf die Ansprüche des französischen Regierungschefs reagiert.
Carmignac konstatiert darin, dass die bisher angekündigten oder bereits umgesetzten Maßnahmen Hollandes in seiner Präsidentschaft „eine Ansammlung von verhängnisvollen Drohungen“ seien. Der Fondsmanager legt dabei den Finger so präzise in die Wunde, dass es sich lohnt, sich die Punkte genau anzuschauen. Mit einem „enteignenden Steuerwesen“, so Carmignac, treibe die neue Regierung die Führungsspitzen der Unternehmen aus dem Land und sorge dafür, dass kleine und mittlere Unternehmen ihre Investitionen einfrieren werden.
Auch die unteren Einkommen würden belastet, indem Überstunden stärker mit Abgaben belegt werden. Während Aktionäre künftig höhere Steuern auf ihre Dividenden bezahlen sollen, wird das steuerbegünstigte „Livret A“ (eine als Sparbuch getarnte Staatsanleihe) künftig noch mehr gefördert. Auch wenn Fondsmanager Carmignac hier wohl auch ein bisschen um das eigene Geschäft fürchtet, so kann man ihm doch zustimmen, wenn er zu dem Schluss kommt, dass Frankreich damit die Platzierung von Staatsschulden erleichtert und einen höheren Teil des Volksersparnisse in einer Anlage mit mittelmäßiger Verzinsung bindet.
Das Ergebnis sei „die Schröpfung eines gesamten Landes, um das Überleben eines überholten Gesellschaftsmodells zu gewährleisten“. Dies sei ein von Anfang an zum Misserfolg verdammtes Projekt. Doch Hollande verteilt nicht nur im eigenen Land um – er will mit diversen Transfermodellen auch seine deutschen Nachbarn zur Kasse bitten. Völlig zu Recht fragt Carmignac daher: „Warum sollten sie (die Deutschen) einem Beitrag zur Finanzierung des Ruhestands ab 60 Jahren in Frankreich zustimmen, wo doch ihr eigenes Rentenalter auf 67 Jahren angehoben wurde?“
Die Aktion ist nicht nur deshalb bemerkenswert, weil sie Carmignac, der mit seiner gleichnamigen Fondsgesellschaft Milliarden verwaltet, einiges an Geld kostet. Das wird er sicherlich verkraften. Allerdings riskiert er mit seinem kritischen Statement möglicherweise, künftig von den französischen Aufsichtsbehörden kritischer unter die Lupe genommen zu werden. Umso mehr Respekt verdient seine Initiative.
Über den Autor:
Roland Klausarbeitet als freier Journalist in Frankfurt am Main und ist aktiver Investor. Für n-tv, N24 und den amerikanischen Finanzsender CNBC berichtete er von der Frankfurter Börse. In seinem Buch „Wirtschaftliche Selbstverteidigung“ analysiert er die Schuldenkrise und liefert konkrete Ratschläge, wie man sich vor den entstehenden Risiken schützen kann. Sie erreichen Ihn unter www.wirtschaftliche-selbstverteidigung.de
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