Fundamentale Nachricht
11:27 Uhr, 19.05.2017

Die europäische Kuh ist noch nicht vom Eis

Degroof Petercam Asset Management mahnt trotz berechtigtem Optimismus zur Vorsicht: Wackelkandidat Italien und extreme politische Strömungen belasten auch weiterhin die Märkte.

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  • EURO STOXX 50
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Brüssel (GodmodeTrader.de) - Nach der Entscheidung um die französische Präsidentschaftswahl macht sich im Brüsseler Europa-Viertel eine spürbare Erleichterung breit. Nicht nur viele Vertreter der Europäischen Institutionen werten den Wahlsieg von Emmanuel Macron zunächst als ein grundsätzlich positives Zeichen für Europas Zukunft. Wenngleich Frankreichs neuer Staatspräsident bereits im Juni die nächste Hürde zu nehmen hat und als Parteiloser bei den dann anstehenden Parlamentswahlen mit seiner politischen Bewegung „En Marche“ mindestens eine relative Mehrheit erzielen muss, wie Degroof Petercam in einem aktuellen Marktkommentar schreibt. DerAsset Management begrüßt als unmittelbar aus dem politischen Zentrum Europas heraus agierender Vermögensverwalter den Wahlausgang sowie das dahinterstehende Bekenntnis des überwiegenden Teils der Franzosen zur Europäischen Gemeinschaft.

„Nichtsdestotrotz bleiben die Gefahren auf der gesamteuropäischen politischen Ebene und damit auch für die Finanzmärkte bestehen. Macron muss erst einmal unter Beweis stellen, dass er im Stande ist, die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Herausforderungen in Frankreich zu meistern. Außerdem werden die europafeindlichen Tendenzen nicht nur in Frankreich hoch bleiben. Schließlich entfielen im ersten Wahlgang Ende April mehr als 40 Prozent der Wählerstimmen auf das rechts- bzw. linksextreme politische Lager. Und auch am 7. Mai hätte jeder dritte Franzose lieber die rechtsnationale Marine Le Pen als neue Staatspräsidentin gesehen“, so Degroof Petercam.

Unsicherheit auf der politischen Bühne gehe auch weiterhin von Italien aus. Dort sei die Zustimmung für Europa niedriger denn je. Die Parlamentswahlen im nächsten Jahr könnten als ähnlich kritisch wie die in Frankreich eingestuft werden und eine neue Zerreißprobe für die Gemeinschaft bedeuten. Der Sieg von Emmanuel Macron sollte die deutsch-französische Achse wieder stärken. Wenngleich Bundeskanzlerin Angela Merkel erste Forderungen des neuen Präsidenten nach einem stärkeren Engagement Deutschlands bereits zurückgewiesen habe. Dennoch sei zu erwarten, dass sich der Risikoaufschlag von französischen Staatsanleihen gegenüber deutschen Bundesanleihen deutlich verringern werde. Attraktiver erschienen Staatsanleihen der europäischen Peripherie. So wiesen bei insgesamt gesunkenen Risiken Staatspapiere aus Spanien, Irland oder Portugal deutlich höhere Spreads auf, heißt es weiter.

Die Unsicherheiten im Vorfeld der französischen Präsidentschaftswahl hätten die globale Risikoaversion befeuert, wovon sowohl die Kurse deutscher als auch US-amerikanischer Staatsanleihen profitiert hättenen. Nun entweiche dieser politische Druck, wobei Treasuries dies nicht so stark zu spüren bekommen dürften wie Bundesanleihen. „Wir bleiben vorsichtig, vor allem gegenüber nominalen US-Papieren und bevorzugen eher inflationsgeschützte US-Staatsanleihen“, sagt Michael Broes, Multiasset-Experte bei Degroof Petercam Asset Management.

International sieht der Manager des globalen Mischportfolios DPAM L Patrimonial Fund auch bei Schwellenländer-Staatsanleihen weiterhin gute Chancen, da sie relativ unabhängig vom Wahlrummel in Europa seien und von einem zu erwartenden schwächeren Dollar und stabilen US-Zinsen profitieren könnten. „Auf der Aktienseite erwarten wir in den kommenden Monaten steigende Notierungen an Europas Börsen, insbesondere in Frankreich. Viele internationale Investoren haben zuletzt einen Bogen um Europa gemacht und sollten nun an die Aktienmärkte zurückkehren. Im aktiven Stock-Picking bleiben wir unserer Strategie treu, nach vielversprechenden, vernünftig bewerteten Wachstums-Stories Ausschau zu halten.“

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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