Kommentar
12:09 Uhr, 14.06.2007

Devisenhandel mit Planetenunterstützung und Widerstand

Interview mit Rainer von Niederhäusern. Seit Rainer von Niederhäusern 20 Jahre alt ist, beschäftigt er sich mit der Astrologie. Dabei interessierten ihn besonders die historischen Zusammenhänge. Zusammen mit seinem Jugendfreund Christian Frei erforschte er die Jahrhunderte anhand von Geschichtsbüchern, Schulwissen und den Ephemeriden. (Anm. d. Red: Eine Ephemeride ist eine Tabelle, welche die Positionen eines sich bewegenden astronomischen Objekts auflistet.) Damals (1980) gab es noch keine Astrologiesoftware. Sie zeichneten hunderte von Horoskopen von Hand und haben ihre eigenen astrologischen Nachschlagwerke verfasst.

Von Niederhäusern interessierte beispielsweise, wie sich Wolkenformationen bei einem Mondzeichenwechsel verändern oder wie plötzlich eine Wolke aus dem Nichts heraus entsteht. Er war erstaunt darüber, mit welcher zeitlichen Genauigkeit – minutengenau – das ablief. Dass ist relativ einfach nachvollziehbar, wenn man einen genauen Blick auf den Jahreszeitenwechsel wirft. Der genaue Übergang ist eine Sache von nur einer Minute. Zwischen 29° Fisch und 1° Widder liegen Welten! Achten Sie beispielsweise auf den Lärmpegel im Straßenverkehr. Oder eine Batterie von Baumaschinen, die von einem Tag auf den anderen losdröhnt.

Als 20-jähriger arbeitete er ein Jahr lang im Gastgewerbe. Dabei beobachtete er, dass bei Vollmond einfach niemand nach Hause gehen wollte. Er kann sich noch gut daran erinnern, wie der Getränkeausschank an solchen Tagen einige Male um mehr als die Hälfte gegenüber den normalen Mond-Tagen anschwoll. Ebenfalls in den 80er Jahren verbrachte er einen Sommer auf einer Alp und hütete 60 Rinder. Jedes Rind trug eine Glocke. Er kann sich noch gut daran erinnern, dass in diesen Vollmondnächten an Schlaf nicht zu denken war: „Die Rinder verursachten einen immensen Lärm und galoppierten über große Strecken hin und zurück, wie bei einem Pferderennen. Aber mit Glocken“. Dagegen erlebte er an seinen drei Neumonden auf der Alp genau das Gegenteil: „An diesen Tagen lagen alle 60 Rinder während Stunden wiederkäuend vor meiner Hütte, etwas Friedlicheres kann man sich nicht mehr vorstellen“.

Für von Niederhäusern ist es tägliche Realität, dass astrologische Konstellationen und Planetenzeichenwechsel einen minutengenauen Effekt auf den Planeten haben. Denken Sie nur an die Büchlein, die es von jeder größeren Ortschaft an der englischen Küste gibt, in denen man minutengenaue Angaben über Ebbe und Flut finden kann.

Heute verfassen sein Freund Christian Frei und er einen monatlichen astrologischen Börsenbrief (www.astrobuck.com) mit Hinweisen über günstige und weniger günstige astrologische Momente für den Devisen- Tageshändler.

FRAGE: Wie kamen Sie zum Trading? Wann begannen Sie damit?
Rainer von Niederhäusern: Anfang der 90er hatte ich ein kleines Unternehmen in der Stahlbranche und produzierte fix montierte Leitern für Kanalisation, Kraftwerke, usw. In dieser Zeit handelte ich im kleinen Rahmen gelegentlich Optionen auf Futures-Kontrakte. Gleichzeitig begann ich Metall- und Öl-Charts im Zusammenhang mit astrologischen Zyklen zu studieren.
Das entwickelte sich zu einer Leidenschaft, die bis heute anhält. 1995 verkaufte ich mein Unternehmen und bildete mich zum Polarity/Craniosacraltherapeuten aus. (Anm. d. Red: dabei handelt es sich um eine alternativmedizinische Behandlungsform). Seit 1998 praktiziere ich in meiner eigenen Praxis. Interessant an der Polarity-Therapie wiederum ist, dass es möglich ist, eine Behandlung des Körpers anhand des persönlichen Horoskops herzuleiten.
Astrologische Tageskonstellationen und auch längerfristige Konstellationen haben einen direkten Einfluss auf unser körperliches Befinden. Vor sechs Jahren begann ich dann nebenbei kleine Devisenpositionen zu handeln.
In den letzten beiden Jahren habe ich meine Arbeit als Therapeut reduziert, um mehr Raum für das Daytrading zu haben. Im Jahr 2005 gründete ich die Firma Orion Devisen von Niederhäusern, und begann für Kunden Devisen am FX-Spot-Markt zu handeln. Im selben Jahr lernte ich Per-Erik Karlsson kennen, einen Profi im Bereich Devisenhandel. Zusammen gründeten wir die Firma Avantage Financial GmbH im Sommer 2006.
Die Arbeit als Körpertherapeut beansprucht mich noch einen halben Tag pro Woche.
Die restliche Zeit widme ich nun unserer Firma und dem Trading.

FRAGE: Wie würden Sie Ihr Handelskonzept zusammenfassen?
Von Niederhäusern: Ich nenne mein Arbeit F.A.T – Fundamental-Astrologisch-Technisch.
Dabei studiere ich die Zeitpunkte der Veröffentlichung von wichtigen Wirtschaftsdaten anhand des Horoskops des Momentes, sowie anhand von Tages-und Stundencharts. Die astrologische Komponente bestimmt unter anderem den angewandten Hebel. Anhand des Horoskops wird ersichtlich, ob ein Moment einen eindeutigen Impuls auslösen kann oder ob beim Impuls Unsicherheit und eine „choppy“ Handelssituation zu erwarten sind. Wenn ein stabiles Horoskop für den Moment der Veröffentlichung der wichtigsten Wirtschaftsdaten vorliegt, hebe ich den Hebel bis zu dem maximal 25-fachen an. Im Normalfall handle ich dagegen mit einem 10-fachen oder noch kleineren Hebel. Das heißt mit anderen Worten, dass die Ordergröße maximal beim 25-fachen der Kontogröße liegen kann.
Ich habe aber auch einige astrologische Konstellationen bestimmt, die unabhängig von der Veröffentlichung von Wirtschaftsdaten einen auslösenden Effekt haben. Das kommt im Schnitt zwei bis drei Mal pro Monat vor. Ich warte also mit der Uhr, bis der astrologische Moment gekommen ist, und gehe mit dem Trend, der in den ersten fünf bis 15 Minuten nach der Konstellation ersichtlich wird, mit. In diesem Falle bleibe ich einige Stunden im Markt (siehe Bild 1).
Ich beachte die Mondqualität entsprechend der indischen und westlichen Astrologie, Übergänge der schnelleren Planeten in ein neues Tierkreiszeichen, sowie alle wichtigen Konstellationen von Neptun, Uranus, Saturn, Jupiter mit Merkur, Sonne, Mars und Venus.
Jeden Tag veröffentliche ich einen kurzen astrologischen Kommentar auf unserer Webseite www.avantagefinancial.ch.

FRAGE: Wie genau bestimmen Sie bei dem eben beschriebenen Einstieg, wann Sie die Position wieder schließen?
Von Niederhäusern: Mondaspekte sind minutengenau und schnell und haben weniger Kraft wie Konstellationen von größeren Planeten (die aber auch minutengenau sind). Bei Mondaspekten besteht mein erstes Kursziel bei 30 Pips. Bei Saturn-Jupiter-Uranus oder Neptunaspekten werden die Stoppmarken wenige Pips unter oder über den fünf- oder 15 Minuten Supertrend gesetzt.

FRAGE: Mit welchen Techniken arbeiten Sie bevorzugt und warum?
Von Niederhäusern: Anhand vom Stunden- und Tageschart suche ich Unterstützungs- und Widerstandspunkte. Der 1-Minuten-Chart zeigt mir Reversal-Patterns und basierend auf fünf- bis 15-Minuten- Charts lege ich meine Stopps fest und versuche herauszufinden, ob sich Trends entwickeln. Als kurzfristige Indikatoren benutze ich den Stochastic und den 1-Minuten-Supertrend.
FRAGE: Supertrend und Volumen-Spreadanalyse sagen nicht allen unseren Lesern etwas. Worum handelt es sich bei diesen Tools? Wo gibt es mehr Informationen?
Von Niederhäusern: Beim Supertrendindikator wird anhand der letzten zehn Kerzen eine Trendlinie gezeichnet, die bei einem bullischen Signal einige Pips unter dem Tief liegt und dementsprechend über dem Hoch in einem Bärenmarkt. Diese „Super“Trendlinie ist Unterstützung/ Widerstand und funktioniert beim Durchschneiden als Umkehr (Reversal)-Signal.
Ich benutze die Volumen-Spreadanalyse, um besser fühlen zu können, woher der Wind weht.
Bei der Volumen-Spreadanalyse werden Preisbewegungen anhand des gehandelten Volumens analysiert. Es ist wichtig zu sehen, ob Preisbewegungen mit dem gehandelten Volumen übereinstimmen. Steigt oder fällt ein Preis bei geringem Volumen, bedeutet dies, dass die großen Investoren ausgestiegen sind und dass ein Umkehrsignal mit größter Wahrscheinlichkeit kurz bevorsteht.

FRAGE: Sind Sie ein systematischer Händler?
Von Niederhäusern: Ich bin systematisch innerhalb meines Systems. Mein System betrachtet Zyklen und innerhalb von Zyklen sind viele Systeme erkennbar.

FRAGE: Was genau meinen Sie damit? Können Sie das bitte ausführlicher darstellen?
Von Niederhäusern: Charttechnisch betrachtet bin ich ein unsystematischer Trader. Ich handle nicht jede Chartformation, die gleich aussieht. Das würde bedeuten, dass ich von linearen „systemischen“ Bedingungen ausgehe. Das ist, als ob ich davon ausginge, dass beispielsweise der Vollmond ununterbrochen scheinen würde. Das ist ein grauenhafter Gedanke.
Ich schaue zuerst, wo wir innerhalb des Mondzyklus stehen, schaue mir danach den Chart an und entscheide dann, ob dies ein Trading-Moment ist oder nicht. Innerhalb dieser Zyklen ist mein Trading systematisch.

FRAGE: Wo liegen die Grenzen Ihres Ansatzes?
Von Niederhäusern: Die Grenzen liegen darin, dass eine astrologische Interpretation des Geschehens erforderlich ist, und diese ist subjektiv, von mir abhängig. Ich habe beträchtliche Erfahrung auf dem Gebiet, aber mit meinem Wissen werde ich immer nur einen Bruchteil des Möglichen erfassen können. Ich habe zuerst die Handelsidee entwickelt und anfänglich ausschließlich anhand von astrologischen Konstellationen gehandelt. Das war nicht besonders erfolgreich. Seit ich gleichzeitig Astrologie, fundamentale Betrachtungsweise und Chartanalyse in einem Handelsansatz vereine, wurde die Methode sehr rentabel.
Der Vorteil bei diesem Ansatz ist, dass sich mir ein zusätzliches Verständnis über die Zeitqualität bietet, ich weiß, wann es wild wird und wann es besser ist, den Computer auszuschalten. Es gibt zwei bis drei Momente pro Monat, bei denen klar ersichtlich ist, dass ein Trend fortbestehen wird oder dass ein Ausbruch bevorsteht. Und das minutengenau. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein auf dem fünf-Minuten-Chart ersichtlicher Trend 15 Minuten nach einer Sonne-Jupiter oder Merkur-Jupiter-Konstellation umkehrt, betrachte ich als gleich null. Oder gleich wahrscheinlich wie die Umkehr einer Flutwelle, bevor sie das Ufer erreicht hat. Die Wahrscheinlichkeit, dass es länger dauert als fünf Minuten, bis man ein substanzielles Breakout nach einer Mars-Saturn-Konstellation sieht, ist ebenfalls gleich null. Oder gleich unwahrscheinlich, wie wenn man im Zoo das Löwengehege öffnet und erwartet, dass der Löwe drinnen bleibt.

FRAGE: Das bedeutet, Sie nutzen alle möglichen Methoden, um zu Entscheidungen für Kauf oder Verkauf zu kommen und die Astrologie als eine Art Filter?
Von Niederhäusern: Ja, so kann man das auch ausdrücken. Die astrologische Qualität des Zeitmomentes zeigt, ob der Tag oder ein kürzerer Moment „Potenzial“ für einen Breakout oder einen anhaltenden Trend hat oder ob chaotische Zustände zu erwarten sind. Es geht um den emotionalen und mentalen Zustand der Bevölkerung und der Händler und also auch von mir. Halbmond zum Beispiel ist ein ungünstiger Zeitpunkt für eine klare, einwandfreie Entscheidung. Dies ist ein Moment, bei dem Unverarbeitetes hochkommt, was sich auch in den Trading-Entscheidungen spiegelt. Wenn andererseits wichtige Wirtschaftsdaten veröffentlicht werden und das Horoskop des Momentes der Veröffentlichung „stabil“ aussieht und kurze Zeit vorher eine wichtige Konstellation stattfand, ist ein großer Ausschlag zu erwarten. Dementsprechend gering ist das Risiko, dass die Preisentwicklung in eine Richtung ausschlägt und nach kurzer Zeit umkehrt.

FRAGE: Funktioniert das auf allen Märkten gleich oder sind beispielsweise für die Dollar/Pfund-Relation andere Konstellationen maßgeblich als für Euro/Dollar?
Von Niederhäusern: Dollar/Pfund ist generell übermütiger als Euro/Dollar. Wenn man einen kleineren Stopp ansetzen will, dann ist Euro/Dollar zu empfehlen. Meiner Erfahrung nach reagiert Dollar/Pfund vor allem auf Mars-Neptun, Venus-Neptun und Merkur-Neptun. Vielleicht hat das mit dem Wasser zu tun. England ist eine Insel und Mars-Neptun bedeutet: im „Nichts“, also beispielsweise einer Insel. Der Kanadische Dollar scheint eine Verbindung zu Sonne-Saturn zu haben. Das könnte man als eine Verknappung der Rohstoffe interpretieren, was sich aufs Öl auswirkt und dementsprechend auf den Kanadischen Dollar. Ich habe mich umfassend mit dem Studium der Staatsgründungshoroskope sowie mit den Startmomenten der einzelnen Währungen (soweit verfügbar) beschäftigt. Der US-Dollar beispielsweise hat ein Horoskop mit einem Aszendenten von 21° Schütze. (2. April 1792 00.00 EST, New York.)
Jupiter wird diesen Ort Ende März 2007 anlaufen und darauf stehen bleiben am 6. April 2007. Jupiter wird dann rückläufig bis in den August 2007 und wird am 10. November den Aszendenten des US-Dollar-Horoskops definitiv überqueren. Interpretieren könnte man das als vorübergehende Stärke des US-Dollars bis Anfang April, danach Schwäche bis November und schlussendlich eine spürbare Stärkung während zweier Jahre für den US-Dollar ab November 2007. Der Australische Dollar scheint auf Voll- und Neumond zu reagieren.

FRAGE: Wie hoch ist der subjektive Teil an Ihrem System?
Von Niederhäusern: Mein Handelsansatz ist subjektiv. Ein mittelfristiges Projekt ist die Entwicklung eines automatischen Handelsprogramms mit astrologischen, charttechnischen und fundamentalen Parametern.

FRAGE: Da haben Sie sich aber etwas vorgenommen. Dient der fundamentale Anteil bei Ihrem System als eine Art Vorauswahl, oder drücken Sie tatsächlich den Trigger, wenn sich das fundamentale Zahlenwerk verändert?
Von Niederhäusern: Ja, für den Programmierer bedeutet, dass eine komplexe Aufgabe.
Ich orientiere mich anhand einer Liste der Veröffentlichung der wichtigsten monatlichen Wirtschaftsdaten. Das ergibt rund 15 bis 20 Ereignisse pro Monat, bei denen mit großer Wahrscheinlichkeit große Volumen gehandelt werden. Das Risiko dabei ist, dass der zu erwartende Ausschlag in beiden Richtungen erfolgt. Und gerade hier zeigt sich der Wert eines zusätzlichen astrologischen Indikators. Die astrologische Qualität des Moments der Veröffentlichung ergibt entweder ein klares Ja, ein klares Nein oder etwas Undurchschaubares.

FRAGE: Was macht ein gutes Handelssystem aus?
Von Niederhäusern: Je einfacher desto besser. Und es sollte aus dem eigenen Bauch heraus stammen. Es ist schwieriger, wenn man nur anwendet, was jemand anders entwickelt hat. Je mehr man selbst daran entwickelt hat, desto sicherer wird man in der Anwendung des Systems.

FRAGE: Das hört sich aber nach einem Spagat an. Einerseits proklamieren Sie Einfachheit bei Handelssystemen, andererseits gewinnt man den Eindruck, dass ein Handelssystem basierend auf astrologischen, charttechnischen und fundamentalen Einflussfaktoren nur eine höchst komplizierte Angelegenheit sein kann?
Von Niederhäusern: Das Ziel ist natürlich ein möglichst einfaches System. Etwas, das funktioniert. Das bedeutet in meinem Falle das Erforschen und gegeneinander Abwägen aller Parameter, und das ist ein komplexes Gebiet. Der Trend meines Ansatzes geht aber in die Richtung „Weniger ist mehr“, also hin zu immer besser ausgewählten Momenten bei einer reduzierten Anzahl von Trades.
Eine einfache astrologische Handelsstrategie ist zum Beispiel: Handeln der ersten wichtigen Wirtschaftsveröffentlichung zwischen 24 und 48 Stunden nach Voll- oder Neumond.
Entry drei Minuten vor der Veröffentlichung mit Stopp-Entrys auf beiden Seiten fünf bis zehn Pips unter/über fünf-Minuten-Channel oder nach der Veröffentlichung, wenn sich ein Trend nach den ersten drei fünf-Minutenkerzen abzuzeichnen beginnt. Und hier die Begründung: Im Zeitraum von 24 bis 48 Stunden nach Voll- oder Neumond haben wir einen Kulminationspunkt hinter uns, die ersten 24 Geburtsstunden der neuen 14 Tage-Periode sind vorüber und das neu Entstandene kann weiterhin wachsen. In diesem frischen Wachstumszustand ist ein Choppy-Markt unwahrscheinlich. Der Entwicklungsimpuls ist noch ungebremst. Komplikationen bzw. Widerstände in der neu eingeschlagenen Richtung ergeben sich erst vier oder mehr Tage nach Voll-Neumond.

FRAGE: Suchen Sie immer noch nach neuen Setups?
Von Niederhäusern: Ich bin an jedem neuen Ansatz interessiert und prüfe, ob meine Methode damit verbessert werden kann.

FRAGE: Worauf konzentrieren Sie sich bei Ihrer Suche nach dem perfekteren Ansatz am meisten? Sind es bessere Einstiege, oder denken Sie, dass zusätzliches Potenzial in den Bereichen Risikokontrolle und Money-Management finden ist?
Von Niederhäusern: Es geht mir in erster Linie um eine stärkere Konzentration auf „eindeutige“ Zeitmomente. Wie gerade geschrieben bedeutet das weniger Action aber größeres Potenzial für Performance. Wichtig ist auch der klare Kontakt zu meinem Bauch. Manchmal fühlt es sich einfach richtig an.
Ich bin Trainer der Focusing-Methode (entwickelt in den fünfziger Jahren von Gene Gendlin), ursprünglich ein spezieller Zugang zu Emotionen-Bildern-Gedanken in der Psychotherapie. Das Kernstück von Focusing ist der so genannte „Felt Sense“. Einem Körpergefühl, das sich einstellt, wenn man in einen Problemkreis, Symptome, Fragen hineinhört. Ich behaupte einmal, dass der Körper schon im Vorhinein weiß, ob ein Trade ein Gewinner oder ein Verlierer sein wird. Das Problem liegt bei der Geschwindigkeit der Bewegungen und dem Überborden der Informationen, die über das Nervensystem hereinströmen, was zur Übersteuerung des Nervensystems führt, so dass wir unempfänglich gegenüber den Informationen der Körperintelligenz werden. Eine logische Folge von diesem Prozess ist der Burn-Out. Auch hier gilt: Weniger ist mehr.
Ich sehe durchaus Möglichkeiten, mein Risk-Reward-Ratio weiter zu verbessern. Damit meine ich, dass ich keine Maschine bin und manchmal der Versuchung erliege, eine Position, die noch größeres Potenzial hat, zu schließen, wenn die ersten Umkehrsignale auftauchen, auch wenn ursprünglich ein höheres Ausstiegs-Ziel dafür vorlag. Oder anders ausgedrückt: Weiteres Potenzial liegt im längeren Durchhalten.

FRAGE: Welche Märkte handeln Sie und warum?
Von Niederhäusern: Hauptsächlich GBPUSD, EURUSD, USDCHF und USDJPY. Vielmals ist der Impuls zuerst in USDJPY oder USDCHF ersichtlich und im Nachhinein kommen dann GBPUSD und EURUSD. EURUSD ist träger aber eher zuverlässig in der Reaktion als GBPUSD.

FRAGE: Benutzen Sie dann praktisch den Dollar gegen den Yen und den Franken als eine Art Leading Indicator und bauen dann weitere Positionen in Märkten auf, die diesen nachlaufen? Betrachten Sie dies als eine Art von Diversifikation? Welchen Effekt möchten Sie damit erreichen?
Von Niederhäusern: Wenn ich auf ein Handelssignal warte, mir beispielsweise um 10.39 Uhr eine Bewegung von 30 Pips verspreche, wird ein Währungspaar zuerst ausschlagen. Ich weiß noch nicht welches. Ich beobachte GBPUSD, EURUSD, USDJPY sowie USDCHF konstant, zudem habe ich EURJPY in „Sichtweite“. Wenn nun zum Beispiel um 10.40 USDJPY um acht Pips aus dem fünf-Minuten-Channel ausbricht, werden die anderen Währungs-Paare mit großer Wahrscheinlichkeit nachfolgen. Ausgewählt wird dann das Paar, das der eingeschlagenen Richtung von USDJPY von den Indikatoren her am ehesten entspricht.

FRAGE: Wie wichtig ist Money-Management im Allgemeinen?
Von Niederhäusern: Money-Management ist der Bereich, in welchem ich großes Potenzial für die Steigerung der Rendite sehe. Hauptaugenmerk ist eine stetige Verbesserung des Risk/Reward-Verhältnisses.

FRAGE: Wie sehen denn Ihre Money-Management-Regeln im Moment aus?
Von Niederhäusern: Bei Trades im Zusammenhang mit der Veröffentlichung von Wirtschaftsdaten erlaube ich einen maximalen Stopp von 20 Pips. In „eindeutigen“ Fällen werden maximal 25 Prozent des Kapitals eingesetzt. (Das kommt vielleicht fünf Mal pro Jahr vor.) Bei Trades außerhalb von „News“ setze ich wesentlich weniger ein, im Normalfall zwischen drei und zehn Prozent. Ziel ist da ein Profit-Verlust Verhältnis von mindestens zwei zu eins.

FRAGE: Wie lange halten Sie Ihre Positionen im Schnitt?
Von Niederhäusern: Zwischen wenigen Minuten und einigen Stunden.

FRAGE: In welchem Verhältnis stehen Gewinn- und Verlust-Trades?
Von Niederhäusern: Zirka eins zu eins.

FRAGE: Arbeiten Sie mit Trailing-Stopps und Kurszielen?
Von Niederhäusern: Wie oben erwähnt ist das erste Ziel bei kurzfristigen Signalen 30 Pips. Bei den restlichen Trades wird der Stopp bei 20 Pips Profit auf den Einstieg nachgezogen. Beim Durchschneiden des fünf- oder 15-Minuten-Supertrends werden Positionen sofort glattgestellt.

FRAGE: Wechseln wir das Thema. Emotionen sind beim Trading ein wichtiger Faktor für Erfolg oder Misserfolg. An welcher Stelle kommen diese bei Ihnen ins Spiel und wie gehen Sie damit um?
Von Niederhäusern: Unter Emotionen verstehe ich die Gefühlspalette, die auftritt beim Einfahren von Verlusten. Etwas, das im Handelsalltag unweigerlich auch eintreffen wird. Meine Methode erlaubt mir Freiräume, Zeitfenster, in denen ich nicht daran denke, Positionen zu eröffnen. Es ist für mich eine Horrorvorstellung, jeden Tag anhand einer „linearen“ Methode handeln zu müssen. Ich spüre und sehe, dass auf diese Art viel persönliche Energie und Kundenkapital vernichtet wird.
Ich halte mir vor Augen, was ich in Bezug auf „Burnout“ als Therapeut bei vielen meiner Klienten/Innen gesehen habe. Es ist schwierig, aus der Spirale der inneren Zwänge auszusteigen und dazu genügend Distanz zu entwickeln. Dies gilt vor allem für den Bereich des Börsenhandels. Nirgends ist die Polarität von Nutzen/Wachstum und Verschleiß so immens wie hier. Ein hilfreicher Gedanke ist der, das ich mir nichts nehmen kann, dass mir nicht schon im Vorneherein bestimmt ist. Eine grundlegende Erfahrung aus den letzten 28 Jahren in der Arbeitswelt ist, dass mir dasjenige, was ich mir unter Druck aneignen will, mir wieder genommen wird. Bei unvermeidlichen Verlusten verinnerliche ich Erinnerungen an Gewinne, erhole mich am Wasser und in den Bergen und versuche ganz abzuschalten, loszueisen.
Gleichzeitig versuche ich mein Energiesystem nicht derart hochzufahren, dass es mir nicht mehr möglich ist, mich innerhalb kurzer Zeit physisch und emotional zu erholen. Ich investiere einige Stunden pro Tag in mein inneres Gleichgewicht, und führe eine gesunde Lebensweise.

FRAGE: Die Frage zielte auch darauf ab, wie Sie beispielsweise mit einem Gefühl wie Euphorie umgehen, das sich ja einstellen könnte, wenn Sie einige Gewinne in Folge gemacht. Wie vermeiden Sie es, in einer solchen Situation auf einen Modus umzuschalten, der Sie unvorsichtig werden lässt? (Beispielsweise ausgedrückt durch größere Positionen).
Von Niederhäusern: Es gab einige Monate im Sommer 2006 ohne größere Bewegungen und eindeutig handelbare Konstellationen. Das führte zu einigen Monaten im Minus. Für mich war das schwieriger handzuhaben, als bei guten Zahlen am Boden zu bleiben. Insgesamt habe ich aber beim Zurückblicken ein Gefühl des Gleichgewichts.
Im Moment kann ich innerhalb von 30 Minuten von der intensiven Konzentration auf die Märkte oberflächlich abschalten. Eigentlich sollte das schneller gehen. Ich bin ein Gefangener, wenn ich innerlich keinen Raum mehr habe, der sich nicht konstant um die Märkte dreht. Wenn dieser innere Raum nicht mehr vorhanden ist, ist die Kreativität und Leichtigkeit dahin.
Es ist mir bewusst, dass auch eine Gewinnphase wieder zu Ende geht, es ist nicht der Natur entsprechend, dass eine Entwicklung nur in eine Richtung geht. Das spiegelt sich auch in meiner Performance. Es gibt darin Monate oder auch Monatsserien mit großen Gewinnen, wenn dann Verluste überhand nehmen, versuche ich einen Gang runterzuschalten. Meine Erfahrung aus den letzten Jahren war, dass auch größere Drawdowns innerhalb kurzer Frist wieder ausgeglichen sind und sich ins Gegenteil kehren.

FRAGE: Was unterscheidet Sie von so vielen weniger erfolgreichen Händlern?
Von Niederhäusern: Ich versuche mich nicht mit Anderen zu messen. Ich mache mein Ding und fahre auf meiner Schiene und versuche darauf mit dem größtmöglichen Fokus zu fahren.

FRAGE: Welche Ratschläge würden Sie Anfängern geben?
Von Niederhäusern: Ich finde wichtig, dass man sich –vor allem im Fall von Verlusten und Instabilität – mit jemandem austauschen kann. Mit jemandem, der einem in der Absicht zu Traden unterstützt. Es ist wichtig darüber zu reflektieren, was man macht und warum man etwas macht. Für mich ist es wohltuend, in bestimmten zeitlichen Abständen mit einem Coach zu reden. Was unter Zwang entsteht, endet zwanghaft. Es ist wichtig fühlen zu lernen, wie sich Zwanghaftes körperlich anfühlt und Methoden zu kennen, um diese Symptome rechtzeitig zu neutralisieren. Das heißt unter anderem, den richtigen Zeitpunkt für das Ausschalten des Computers nicht zu verpassen.
Des Weiteren möchte ich dazu ermuntern, eigene Strategien zu entwickeln, sich auf das zu konzentrieren, das funktioniert, was schlussendlich dazu führt, dass wir eigene Lebensbedingungen gestalten können. Vor wichtigen Handelsentscheidungen ist es nützlich zu fragen: Wie fühle ich mich dabei? Bin ich ruhig und distanziert und kann meine Orders in Ruhe eingeben, oder beschleunigt sich schon mein Puls, verkrampft sich mein Körper, Atem, wenn ich nur an mein Vorhaben denke?
In diesem Zusammenhang möchte ich auch gerne auf zwei Bücher von Claus-David Grube hinweisen, welche in diese Richtung gehen und die es wert sind, gelesen zu werden. Das Zen der ersten Million und Gewinnen beginnt Innen.

FRAGE: Wie planen Sie Ihre weitere Zukunft?
Von Niederhäusern: Für die nächsten paar Jahre ist viel Energie vorhanden für den weiteren Aufbau unserer Firma und für die Optimierung unserer Handelsmethoden. Zu einem späteren Zeitpunkt kann ich mir Körperarbeit mit Klienten wieder vorstellen, allerdings in einem reduzierten Rahmen. Ein mittelfristiges Ziel ist auch mehr Zeit und Raum zu haben fürs Musizieren.

11. Dezember 2006: Venusübertritt von Schütze in Steinbock um 6:33 Uhr, Tagestief um 3:00 Uhr.
Quelle: www.it-finance.com

4. Januar 2007: Venusübertritt von Steinbock in Wassermann um 4:31 Uhr, Tageshoch um 4 Uhr.
Quelle: www.it-finance.com

Quelle: www.it-finance.com

Quelle: www.traders-mag.com

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