Kommentar
13:48 Uhr, 14.07.2006

Know-How: Momentitäts-Trading - So vereinen Sie Momentum und Volatilität in eine Trading-Strategie

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Grob gesprochen gibt es zwei Großfamilien unter den Tradingstrategien. Einerseits gibt es die Momentum-Strategien und andererseits die Volatilitäts-Strategien. Momentum-Strategien sind die Trading-Strategien, die auf der preislichen Entwicklung der Kurse basieren. Bei Volatilitäts-Strategien handelt es sich um Tradingansätze, die auf der Handelspanne der Kurse statt der direkten preislichen Entwicklung aufbauen. Beide Strategien haben Vor- und Nachteile. In diesem Artikel möchte ich Ihnen einen Ansatz vorstellen, wie Sie diese beiden Strategien vereinen können. Ich nenne diesen Ansatz das „Momentitäts-Trading“. Kein kreativer Name, ich weiß, aber er verkörpert in literarischer Weise die Osmose zwischen Momentum und Volatilität.

Das Prinzip der Momentum-Strategien

Haben Sie schon einmal in der Zeitung gelesen, dass eine Aktie ein neues Jahreshoch ausgebildet hat? Oder, das ein Index auf ein neues 52-Wochen hoch gestiegen? Oder, das die T-Aktie ein neues All-Time-High erreicht hat (lang, sehr lang ist’s her)? Meist verwendet der Journalist das Eintreten der neuen Rekordmarken dafür, um die Stärke der Aktie in Relation zum Gesamtmarkt hervorzuheben und diese Aktie als potenziellen Kaufkandidat zu empfehlen. Anderseits, wenn der Markt auf neue Tiefs fällt, so bricht meist Panik aus und es wird der Verkauf empfohlen. Diese Empfehlungen basieren dann auf dem Prinzip des Momentums.

Momentum-Trading ist nichts anderes als klassische Trendfolge. Wenn eine Aktie ein neues Hoch ausbildet, so ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sich dieser Trend fortsetzt. Nehmen Sie beispielsweise die Solarworld Aktie. Diese Aktie war in den Schlagzeilen, weil Sie über den Zeitraum weniger Jahre um mehrere tausend Prozent anstieg. Sie eilte von einem All-Time-High zum nächsten. Wenn Sie also das Prinzip der Trendfolge anwenden, so werden Sie früher oder später auch einen solchen Gewinner in Ihrem Depot haben. Allerdings ist der Preis für den Jackpot kein geringerer als eine Vielzahl an kleinen Verlusten. Eben Trades, die sich leider nicht so entwickeln wie die Solarworld-Aktie.

In Abbildung 1 sehen Sie einen 15-Minuten Chart des DAX mit Donchian-Channels. Donchian Channels zeigen das Höchste Hoch der letzten x Kerzen, und das tiefste Tief der letzten x Kerzen. In diesem Beispiel wurde die Zeiteinstellung auf 34 gesetzt. Wieso die Zahl 34? Der DAX wird täglich von 09:00 bis 17:30 gehandelt. Das entspricht einem Handel von 8 Stunden und 30 Minuten. 34 Blöcke zu je 15 Minuten ergeben addiert exakt 8 Stunden und 30 Minuten. Auf dem 15-Minuten Chart im DAX entspricht die Einstellung von 34 also exakt einem Handelstag.

Abbildung 1: DAX 15-Minuten Chart mit Donchian-Channels

Nach dem Regelwerk ist ein Ausbruch zu einem neuen Hoch ein Kaufsignal und ein Ausbruch zu einem neueren Tief ein Verkaufsignal. Wenn Sie sich in diesem Chart die einzelnen Signale heraussuchen, so werden Sie erkennen, dass dieses System in diesem Beispiel nicht sonderlich gut abgeschnitten hat – vielmehr überwiegen die Verluste. Wieso ist das so? In der dargestellten Zeitperiode befand sich der DAX in einer Seitwärtsphase zwischen 5630 und 5710. Sie erleiden mit einem trendfolgenden System in einer Seitwärtsphase i.d.R. viele kleine Verluste.

Werfen Sie jedoch einen Blick auf Abbildung 2. Hier sehen Sie einen DAX-Chart auf 15-Minuten Basis, jedoch eine Woche älter als der Chart in Abbildung 1. Es kam zu einem Ausbruch aus dem Donchian-Kanal und es folgte eine lange, ausgeprägte Rallye. Ergo: Mit Trendfolge-Strategien haben Sie viele Fehlsignale und daher viele kleine Verluste. Doch wenn Sie einmal richtig liegen (und das tun Sie bei solchen Systemen i.d.R. zu 35%), dann kompensieren die Gewinne die Verluste – und meistens mehr….

Abbildung 2: DAX 15-Minuten Chart mit Donchian-Channels

Das Prinzip der Volatilitäts-Strategien

Die Volatilität ist eine Kennzahl, die die durchschnittliche Schwankungsbreite eines Finanzinstruments anzeigt (siehe auch „Begriffe begreifen“). Es gibt eine Vielzahl von Trading-Strategien, die auf der Volatilität beruhen – beispielsweise mit Optionen. Das wahrscheinlich bekannteste Konzept sind jedoch die Bollinger-Bänder. Sie zeigen eine frei wählbare Standardabweichung vom gleitenden Durchschnitt an – sowohl auf der Oberseite, als auch auf der Unterseite. Auch bei Bollinger-Bändern gibt es eine weit verbreitete Strategie: Wenn sich die Bänder zusammenziehen, und es folgt ein anschließender Volatilitätsausbruch, so positioniert man sich in der Richtung, in die der Ausbruch stattgefunden hat.

Abbildung 3 zeigt einen Tageschart des österreichischen ATX-Index mit Bollinger-Bändern. Im Aufwärtstrend bewegte sich der ATX stetig von einem Band zum anderen. Doch als die Korrektur Mitte Mai einsetzte zogen sich die Bänder schlagartig auseinander. Dies ist ein Volatilitätsausbruch (blauer Kreis). Oft werden Volatilitätsausbruche falsch verstanden – man glaubt einen gefunden zu haben, wenn man eine Kerze findet die außerhalb eines der beiden Bänder schließt. Das ist keine Marktübertreibung sondern eine trendbestätigende Formation! Erst das abrupte auseinanderlaufen der Bänder liefert ein Volatilitätssignal!

Abbildung 3: ATX auf Tagesbasis mit Bollinger-Bändern

Momentum + Volatilität = Momentität
Erinnern wir uns an das Beispiel aus Abbildung 1 zurück. In einer Seitwärtsphase generieren Momentum-Strategien viele kleine Fehlsignale. In Abbildung 4 sehen Sie den gleichen Chart wie in Abbildung 1, allerdings diesmal um den Faktor der Bollinger-Bänder erweitert. Man erkennt deutlich, dass sich die Bänder quasi weder zusammen noch auseinander gezogen haben. Verlaufen die Bänder parallel zueinander, so handelt es sich in der Regel um eine Seitwärtsphase. Eine Seitwärtsphase macht jedweden Momentum-Trade obsolet und eliminiert dadurch einige Fehlsignale.

Abbildung 5 zeigt Abbildung 2 um die Bollinger Bänder erweitert an. Sie erinnern sich, bei Abbildung 2 handelte es sich um einen erfolgreichen Trade auf 15-Minuten Basis im DAX. Sie erkennen deutlich, dass es in Abbildung 5 auch bei den Bollinger-Bändern im Vorfeld zu einem deutlichen Signal (einem Volatilitätsausbruch) kam. Dieser bestätigte das Signal aus dem Donchian-Kanal.

Fazit

Wenn Sie nur eine Momentum-Strategie implementieren, so werden Sie in einer Seitwärtsphase viele Verluste einspielen. Wenn Sie nur eine Volatilitätsstrategie fahren, wird Ihre Position häufig wieder durch heftige Gegenbewegungen aus dem Markt genommen. Wenn Sie jedoch Momentum-Signale durch Volatilitätssignale filtern, so erhalten Sie sowohl die Richtung des Trades, als auch die Möglichkeit Seitwärtsphasen-Trades gar nicht erst einzugehen. Dieses Konzept nenne ich die Momentität – und Sie hat mein Trading enorm verbessert…

Abbildung 4: DAX 15-Minuten Chart mit Donchian-Channels und Bollinger-Bändern

Abbildung 5: DAX 15-Minuten Chart mit Donchian-Channels und Bollinger-Bändern

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