Kommentar
15:18 Uhr, 30.09.2011

Deutschland vor der Pleite?

Montag:
Die Zahl der Migranten in Deutschland stieg im Jahr 2010 um 0,3 % auf 15,7 Mio. Personen.

Der ifo Geschäftsklimaindex für Deutschland notiert für September bei 107,5. Im Vormonat hatte er noch bei 108,7 gestanden. Erwartet wurde er hingegen im Bereich 106,5.

Der Index für die Geschäftslage notiert bei 117,9 nach zuvor 118,1 und erwarteten 115,9. Der Index zur Geschäftserwartung liegt nun bei 98,0 nach 100,1 im letzten Monat. Die Erwartung hatte hier im Bereich 97,0 gelegen.

Der US-amerikanische Chicago Fed National Activity Index notiert für August bei -0,43. Im Monat zuvor hatte er noch bei 0,22 gestanden. Damit wurde der Vormonatswert von -0,06 nach oben revidiert.

Die Zahl der Hausverkäufe ist in den USA im August um 295.000 zurückgegangen. Erwartet wurden 290.000 bis 293.000 Hausverkäufe. Im Monat zuvor waren 302.000 Hausverkäufe registriert worden. Damit wurde die zuvor veröffentlichte Zahl von 298.000 nach oben revidiert.

Dienstag:

Die Schulden der öffentlichen Haushalte betrugen zum Jahresende 2010 insgesamt 2.035,9 Mrd. Euro. Damit kletterte der Schuldenstand gegenüber dem Vorjahr um 20,3 %. Umgerechnet beträgt die Schuldenlast damit 24.904 Euro je Einwohner.

Unser Kommentar:

Wir erleben gerade hautnah und in der Praxis, wie die Staatsschulden von einem bestimmten Punkt an explodieren. Wegen des Zinseszinseffekts ist dieser Prozess nicht mehr aufzuhalten. Nein, auch nicht durch immer neue EFSF-Milliarden. Im Gegenteil: Diese beschleunigen das Ganze jetzt noch...

Am Ende wartet der Bankrott. Das zeigt eine Studie der US-Ökonomen Carmen Reinhart und Kenneth Rogoff. Die beiden Wissenschaftler untersuchten alle Krisen der vergangenen 800 Jahre.

Das Ergebnis: Übersteigen die Schulden die magische Hürde von 90 Prozent bezogen auf die Wirtschaftsleistung, kommt es zum Staatsbankrott. Demnach sind Griechenland, Irland, Italien, Portugal und Belgien pleite. Und Deutschland? Man sehe sich die beiden folgenden Grafiken an, dann ahnt man, was da kommt...

Der für Oktober vorausberechnete GfK Konsumklimaindex notiert bei 5,2 Punkten nach unrevidierten 5,2 Punkten im Vormonat. Der Konjunkturerwartungsindex ist im Berichtsmonat um 8,6 Punkte auf 4,8 zurückgegangen. Der Index für die Einkommenserwartung liegt aktuell bei 35,1 Punkten und damit 7,5 Zähler über dem letzten Stand. Die Anschaffungsneigung war dagegen rückläufig mit 29,7 nach zuvor noch 36,9 Punkten.

Die Geldmenge M3 ist im August-Jahresvergleich in der Euro-Zone um 2,8 % gestiegen nach zuvor 2,1 % (revidiert von 2,0 %). Das Dreimonatsmittel des M3-Wachstums liegt bei 2,3 % nach zuletzt 2,1 %.

Die Geldmenge M1 ist im Berichtsmonat im Vergleich zum Vorjahr um 1,7 % geklettert nach +1,0 % im Vormonat. Der Durchschnitt der letzten drei Monate liegt hier bei 1,3 %.

Die Kreditvergabe im privaten Sektor ist gleichzeitig gegenüber dem Vorjahr um 2,6 % gestiegen nach einem 2,4 % Anstieg im Monat zuvor. Mit der aktuellen Veröffentlichung liegt das Dreimonatsmittel bei 2,5 %.

Der US-amerikanische Case Shiller Home Price Index notiert im Juli bei -4,11 %. Einen Monat zuvor hatte der Index noch bei -4,4 % gestanden.

Der US-amerikanische Vertrauensindex notiert im September bei 45,4. Erwartet wurde er im Bereich 45,0 bis 45,7. Im Vormonat hatte er bei 45,2 notiert. Damit wurde die ursprüngliche Veröffentlichung von 44,5 nach oben revidiert.

Mittwoch:

Zum Vorquartal ist die französische Wirtschaftsleistung unverändert geblieben (0,0 %). Im Quartal zuvor hatte das Wachstum bei 0,9 % gelegen.

Die deutschen Einfuhrpreise sind im August zum Vorjahr um 6,6 % gestiegen nach zuletzt +7,5 %. Im Monatsvergleich sind die Preise auf der Importseite um 0,7 % gefallen nach zuvor +0,8 %. Ohne Erdöl und Mineralölerzeugnisse ist der Index der deutschen Einfuhrpreise auf Jahresbasis um 3,9 % gestiegen. Gegenüber dem Vormonat fiel der Index um 0,1 %.

Die Kommunen in Deutschland erzielten im ersten Halbjahr 2011 ein Defizit in Höhe von 4,8 Mrd. Euro und damit um knapp 3,5 Milliarden Euro niedriger aus als im entsprechenden Vorjahreszeitraum.

Die Ausgaben haben sich um 2,7 % auf 91,1 Mrd. Euro erhöht, die kassenmäßigen Einnahmen sind dagegen um 7,4 % auf 86,3 Mrd. Euro gestiegen.

Der italienische Geschäftsklimaindex ist im September auf 94,5 gefallen von 98,6 im Monat zuvor.

Die US-amerikanischen Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter sind im August um 0,1 % gefallen. Erwartet wurde hingegen ein Plus im Bereich von 0,0 bis 0,5 %. Im Vormonat waren die Auftragseingänge bei den langlebigen Wirtschaftsgütern noch um 4,1 % geklettert. Damit wurde der Vormonatswert von zuvor veröffentlichten 4,0 % ins Plus revidiert.

Die US-amerikanischen Rohölvorräte (Crude Oil Inventories) sind in der vorangegangenen Woche um 1,9 Mio. Barrel gestiegen, nach zuvor -7,3 Mio. Barrel.

Die Benzinvorräte (Gasoline Inventories) haben sich in den USA im Wochenvergleich um 0,8 Mio. Barrel ausgeweitet, nach zuletzt einem Plus in Höhe von 3,3 Mio. Barrel.

Die Vorräte an Destillaten (Distillate Inventories), die auch das Heizöl beinhalten, sind gegenüber der Vorwoche in den Vereinigten Staaten um 0,1 Mio. Barrel geklettert, nach zuvor -0,9 Mio. Barrel.

Donnerstag:

Der japanische Einzelhandelsumsatz ist im August zum Vorjahr um 2,6 % zurückgegangen. Im Monat zuvor war noch ein Umsatzplus um 0,6 % vermeldet worden.

Der Umsatz großer Verkaufshäuser ist im Berichtszeitraum um 2,6 % zurückgegangen.

Die Zahl der Erwerbstätigen mit Wohnort in Deutschland liegt im August in Deutschland gemäß der ILO-Arbeitsmarktstatistik bei 41,08 Mio. und damit um 1,3 % über dem Vorjahresniveau. Zum Vormonat kletterte die Zahl der Erwerbstätigen um 0,1 %. Auch saisonbereinigt blieb ein Plus von 10.000 Personen.

Die Zahl der Neuzulassungen bei den leichten Nutzfahrzeugen bis 3,5 t ist im August verglichen mit dem Vorjahr um 0,4 % gefallen. Gleichzeitig kletterten die Neuzulassungen bei den Nutzfahrzeugen über 3,5 t um 22,4 %. Bei den Lastkraftwagen über 16 t wurde ein Anstieg der Zulassungen um 29,4 % registriert, während bei Bussen über 3,5 t auf das Jahr gesehen 3,8 % weniger Zulassungen zu verzeichnen waren.

Der britische Hauspreisindex fällt im September im Vergleich zum Vorjahr um 0,3 %. Zum Vormonat ging der Index um 0,1 % nach oben.

Im Jahr 2010 wurden 813.300 Personen in Deutschland wegen Verbrechen oder Vergehen rechtskräftig verurteilt. Das entspricht einem Rückgang von 4 % gegenüber dem Vorjahr. Gegenüber 2007, als die Strafverfolgungsstatistik erstmals flächendeckend in Deutschland durchgeführt wurde, ging die Verurteiltenzahl um 9 % zurück. Maßgeblich wird dieser Trend nach Angaben des Statistischen Bundesamtes durch einen Rückgang bei den Straftaten im Straßenverkehr beeinflusst. Im Jahr 2010 wurden rund 174.600 Personen oder 21 % aller Verurteilten wegen Straßenverkehrsdelikten belangt. 2007 wurden in dieser Deliktgruppe noch etwa 211.800 Verurteilte gezählt.

Die Zahl der Arbeitslosen ist in Deutschland im Dezember saisonbereinigt um 26.000 zurückgegangen, ohne Bereinigung sinkt die Zahl um rund 149.000 auf 2,796 Mio.. Das sind 231.000 weniger als noch vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote sinkt demnach auf 6,6 %.

Der Gesamtindex für die Eurozone notiert im September bei 95,0 nach zuvor 98,4. Das Industrievertrauen liegt im Berichtsmonat bei -5,9 nach zuvor noch -2,7. Das Verbrauchervertrauen notiert zur gleichen Zeit bei -19,1 nach -16,5 im Vormonat.

Der Geschäftsklimaindex für die Eurozone notiert im September bei -0,06. Im Vormonat hatte der Geschäftsklimaindex bei 0,06 gelegen. Die erste Veröffentlichung für Oktober ist damit von 0,07 nach unten revidiert worden.

Das US-amerikanische Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist in der endgültigen Fassung zum zweiten Quartal um 1,3 % gestiegen. Im Quartal zuvor hatte das Wachstum bei 0,4 % gelegen.

Die persönlichen Ausgaben für den Konsum ("Personal Consumption Expenditures", PCE) sind laut endgültiger Veröffentlichung um 0,7 % gestiegen. Erwartet wurden 2,3 % nach zuvor +2,5 %

Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe ist in den USA auf 391.000 gefallen. Erwartet wurden 415.000 bis 420.000 neue Anträge nach zuvor 428.000 (revidiert von 423.000).

Der US-amerikanische Index zu den anstehenden Hausverkäufen ist im Juli um 1,2 % gefallen. Erwartet wurde hingegen ein Rückgang um 1,5 %. Im Vormonat hatte der Index bei - 1,3 gestanden.

Freitag:

Der von HSBC berechnete Einkaufsmanagerindex für das chinesische verarbeitende Gewerbe hat im September auf dem Vormonatswert von 49,9 Punkten stagniert.

Unser Kommentar:

Anleger sollten das genau beobachten: Fallen die Einkaufsmanagerindizes in China nachhaltig unter die Marke von 50 Punkten, ist größte Gefahr im Verzug. Sollte auch die chinesische Konjunktur einen Gang zurückschalten, wird es ungemütlich an den Weltmärkten. Die chinesischen Börsen jedenfalls scheinen eine Flaute im Reich der Mitte gerade einzupreisen...

Die japanische Arbeitslosenquote liegt im August saisonbereinigt bei 4,3 %.

Die Zahl der Beschäftigten in Japan ist zum Vorjahr um 290.000 bzw. 0,5 % auf 59,67 Mio. gesunken.

Die japanischen Verbraucherpreise sind im August zum Vorjahr um 0,2 % gestiegen.

Der Verbraucherpreisindex für Tokio ist im September gegenüber dem Vorjahr um 0,2 % gefallen.

Die japanische Industrieproduktion ist im August zum Vormonat in der vorläufigen Fassung um 0,8 % gestiegen . Im Vergleich zum Vorjahr kletterte die Produktion in der Industrie um 0,6 %.

Die Einnahmen der öffentlichen Haushalte in Deutschland sind im ersten Halbjahr 2011 gegenüber dem entsprechenden Zeitraum 2010 um 11,2 % auf 555,1 Mrd. Euro gestiegen. Besonders Mehreinnahmen aus Steuern und steuerähnlichen Abgaben trugen zu diesem Ergebnis bei, hier wurde ein Anstieg um 7,0 % auf 473,3 Mrd. Euro erzielt.

Gleichzeitig vermehrten sich die öffentlichen Ausgaben um 2,1 % auf nun 570,7 Mrd. Euro. Der Saldo aus den Einnahmen und Ausgaben führt zu einem kassenmäßigen Finanzierungsdefizit der öffentlichen Haushalte in Höhe von 15,6 Mrd. Euro. Verglichen mit dem Vorjahresquartal ist das Defizit somit um 44,4 Mrd. Euro gesunken.

Der deutsche Einzelhandelsumsatz ist im August gegenüber dem Vorjahr nominal um 3,6 % gestiegen nach -0,7 % im Vormonat (revidiert von -0,4 %),real war ein Anstieg um 2,2 % zu verzeichnen, nach zuletzt noch -1,8 % (revidiert von -1,6 %).

Die französischen Erzeugerpreise sind im Berichtsmonat stabil geblieben. Im Vormonat sind die Erzeugerpreise noch um 0,5 % gestiegen.

Die Arbeitslosenquote in der Euro-Zone bleibt im August bei 10,0 %. Bereits im Vormonat hatte sie bei 10,0 % gelegen, ein Jahr zuvor hatte sie 10,2 % betragen.

Das schweizerische KOF Konjunkturbarometer für September notiert bei 1,21 nach 1,61 im Vormonat und 1,98 im Monat davor.

Die privaten Einkommen in den USA sind im August um -0,1% gesunken. Erwartet wurden +0,10% nach +0,30% zuvor.

Die Konsumausgaben sind in den USA im August um +0,2% gestiegen. Erwartet wurden +0,2% nach +0,8% zuvor..

Der New York Einkaufsmanagerindex notiert zuletzt bei 50,6, nach 47,8 zuvor.

Die offizielle Vorabschätzung für die Inflation in der Eurozone für September geht von einer Jahresteuerung von 3,0 % aus. Im Monat zuvor hatte die Jahresteuerung bei 2,5 % gelegen.

Unser Kommentar:

Das ist schon witzig: Erst gestern hatte ich in einem alten Börsenkommentar eine Warnung des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI) gelesen. Danach erwartete das Institut für die Zeit nach 2010 eine jährliche Geldentwertung von fünf bis zehn Prozent pro Jahr. 2009 war das.

Tatsächlich wurde die Inflation im Jahr 2010 durchschnittlich mit rund 1,2 Prozent ermittelt. Der Vergleichswert aus dem Jahr 2008 notierte nach Angaben des Statistischen Bundesamtes bei 2,6 Prozent. Höher war die Jahresteuerung zuletzt im Jahr 1994 mit durchschnittlich 2,8 Prozent. Auch aktuell bewegen sich die Inflationsraten immer noch im langjährigen Durchschnitt bei etwas oberhalb von zwei Prozent.

Das heißt, die überall beschworene Gefahr einer dramatischen Geldentwertung findet überhaupt nicht statt. Natürlich kann das noch kommen. Aber zuerst steht womöglich eine viel höhere Hürde im Weg: Die Aktienmärkte fallen, die Zinsen sinken immer weiter, der Goldpreis bricht ein, Kupfer stürzt ab, der Ölpreis schwächelt. Bankaktien sind im freien Fall. Nach Inflation sieht das nicht aus. Nach Deflation schon eher...

Mehr dazu in der Oktober-Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs, die in wenigen Tagen erscheint.

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Zum Autor:
Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG, und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de und www.antizyklischer-aktienclub.de

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