Kommentar
07:53 Uhr, 28.12.2017

Deutschland vor der Krise

Deutschland erlebt gerade eine kleine politische Krise. Das ist nichts im Vergleich zu dem, was noch kommt, wenn sich die Politik nicht am Riemen reißt.

Kritiker werfen der Regierung Merkel vor, dass einfach zu wenig passiert ist. Es wurde zu wenig investiert. Das Land ist nicht gut für die nächsten Jahre gerüstet. Das stimmt. Deutschland befindet sich derzeit noch unter den Spitzenrängen, wenn es um Infrastruktur geht, doch die Tendenz ist fallend.

Deutschland muss dringend mit Faktoren wie Infrastruktur punkten, denn in vielen anderen Bereichen verliert Deutschland fast zwangsläufig Wettbewerbsfähigkeit. Die Lohndisziplin ist zwar nach wie vor stark ausgeprägt, doch da die Löhne in Ländern wie Spanien und Portugal stark gefallen sind, sind die Lohnstückkosten inzwischen ziemlich wettbewerbsfähig.

Ein anderer Faktor ist der Unternehmenssteuersatz. Dieser liegt in Deutschland bei knapp 30 %. Das war ein riesiger Satz nach unten, als die Steuern gesenkt wurden. Deutschland war im OECD Vergleich im Jahr 2000 einsamer Spitzenreiter (siehe Grafik). Nicht zuletzt die extrem hohen Steuern haben Deutschland zum kranken Mann Europas gemacht.

Mit der Agenda 2010 und der Steuersenkung 2008 wurde Deutschland ein kräftiger Schub verliehen. Seither haben viele andere Staaten nachgezogen und die Steuern gesenkt. Nun kommen auch die USA dran. Deutschland hat dann wieder einen der höchsten Steuersätze. Das bedeutet: die Infrastruktur verschlechtert sich, die Steuern sind hoch und die Lohnstückkosten sind im Vergleich zu anderen EU Ländern ansteigend. Was spricht da noch für Deutschland?

Deutschland hat mittelfristig eine große Aufgabe vor sich, wenn es seine Wettbewerbsfähigkeit nicht einbüßen will. In einer boomenden Wirtschaft, moderater Inflation und niedriger Arbeitslosigkeit kann man kaum die Löhne senken. Weder ist das vermittelbar, noch ist es den Arbeitnehmern gegenüber fair. Sie haben sehr lange sinkende Reallöhne ertragen müssen.

Es liegt nun vor allem am Staat, die gute Position zu festigen. Am ehesten bieten sich Investitionen an. Investitionen in Infrastruktur kann man nicht ewig zurückhalten. Irgendwann ist es zu spät und die Unternehmen sind abgewandert. Eine wettbewerbsfähige Infrastruktur ist ein absolutes Muss.

Steuersenkungen sind zwar auch eine Möglichkeit für Unternehmen attraktiv zu bleiben, doch was nützen niedrige Steuern, wenn die Infrastruktur nicht stimmt? Zudem sind minimal höhere Steuern weniger schädlich als schlechte Straßen, fehlendes Breitband usw.

Deutschland ist derzeit noch in einer komfortablen Situation. Das wird nicht ewig so bleiben. Die nächste Regierung muss ein Programm auflegen, welches die Wettbewerbsfähigkeit bewahrt. Es ist da gar nicht so schlecht, dass die Jamaika Koalition nicht zustande gekommen ist. In den Sondierungsgesprächen hatte man den Eindruck, dass keine zukunftsweisenden Programme umgesetzt werden sollen, sondern lediglich Wahlgeschenke abgearbeitet wurden. Ob es eine Neuauflage der GroKo besser kann, sei dahingestellt (wahrscheinlich nicht).

Clemens Schmale

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29 Kommentare

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  • papa555
    papa555

    Er sieht sicher zu viel TV . Jeder der mit dem Smartphone telefonieren kann geht's nicht schlecht. Das können die Leute in viel ärmeren Ländern teilweise besser weil die besser ausgebaute Netze haben al in dem so reichen Deutschland

    Das die ganze akkuproduktion schon ausgelagert wurde hat ihm sicher noch keiner gesagt.

    Und was die bauprojekte betrifft:man schaue auf alle großen Projekte : Berliner Airport,Stuttgart die ICE Strecke Berlin München Hamburg Phillarmonie oder den sozialen Wohnungsbau.

    So richtig läufst hier jedenfalls nicht mehr seit dem diese unsägliche Sparpolitik einsetzte

    18:25 Uhr, 01.01.2018
  • 1 Antwort anzeigen
  • Jo1807
    Jo1807

    Das heutige Wirtschafts- und Finanzsystem ist am Ende ..... und kann diese Tatsache nur noch mühsam verschleiern durch vielfältige Manipulation an den Märkten. Dazu gehören der Abwertungswettlauf der Währungen und der Steuern. Um wettbewerbsfähig zu bleiben vernichtet der Staat seine eigene Grundlage und die Grundlage des Wohlstandes. Schöne neue Welt ..... des nahenden Untergangs.

    08:48 Uhr, 30.12.2017
  • hotte38
    hotte38

    Mann/Frau kann es ruhig offen sagen, soweit mann/frau nicht Mitglied der CDU ist: Frau Merkel ist auf dem Posten des Bundeskanzlers eine Fehlbesetzung. Nur ein Beispiel: Wie viel Terrorattacken und Morde hat es seit dem "Wir schaffen das" von sogenannten Flüchtlingen gegeben?

    20:12 Uhr, 28.12.2017
    1 Antwort anzeigen
  • Super-Hobel
    Super-Hobel

    Solange wie die unteren Bildungsschichten fremder Länder importieren wird das mit dem Aufschwung wohl nichts. Oder es werden 1/4 für die restlichen 3/4 "anschaffen" gehen, damit die Sozialnetze immer gut gefüllt bleiben mit denen die ruhig gestellt werden, die zu kurz gekommen sind.

    13:41 Uhr, 28.12.2017
  • Sputnik1648
    Sputnik1648

    Moin, moin,

    die Steuern lassen sich m.E. in der BRD nicht senken. Das Steuer- und Abgabenvolumen wird für den steigenden Sozialbereich gebraucht. An erforderliche Investitionen in Infrastruktur oder Bildung mag man nicht denken. So oder so, dass Spiel hat die BRD verloren. Hier nördlich der Elbe ist schon sehr lange nichts mehr zu gewinnen, weder für Unternehmen, noch für Arbeitnehmer. Wir haben aber über die Presse erfahren, dass es einen Aufschwung gibt, nur wo?

    13:32 Uhr, 28.12.2017
    1 Antwort anzeigen
  • 280a
    280a

    Zensurcheck!

    12:51 Uhr, 28.12.2017
  • 1 Antwort anzeigen
  • Newton1642
    Newton1642

    Investitionen in die Infrastruktur sind nur ein wichtiger Baustein. Viel wichtiger wären aber Investitionen in die Digitalisierung und Ausbildung im MINT Bereich sowie die zur Verfügungstellung von Risikokapital für Neugründungen im Bereich Software und High-Tech.

    In Frankreich z.B. müssen die Rentenfonds 3 Prozent ihres verwalteten Vermögens als Risikokapital investieren.

    Deutschland liegt bereits jetzt - bis auf die Forschungsinstitute im Bereich "artificial intelligence" - meilenweit bei Künstlicher Intelligenz zurück. Es gibt kaum privatwirtschaftliche Unternehmen, die in diesem Bereich eine Rolle spielen. Vo allem weil das Geld fehlt!!! Im Bioengineering sowie Biotechnologie auf Basis von Stammzellenforschung ist Deutschland kaum existent. Grundsätzlich hinkt Deutschland im Bereich innovative Softwarelösungen meilenweit der Spitze hinterher. Betriebswirtschaftliche Software ist der einzige Bereich, bei dem Deutschland in der Weltspitze mithalten kann. Aber auch hier fehlen mittlerweile neue auf AI basierende Algorithmen und neue Softwarelösungen.

    Aber in Deutschland wird Geld nur noch für Sozialtransfers und vermeintliche "sichere" Geschäftsmodelle bereitgestellt. Jegliches Risiko wird aus Unverständnis der Technik gemieden.

    Nur ohne Risiko, keine Innovation und keinen Fortschritt!

    In Menschen mit Ideen, die neue, innovative Softwarelösungen bauen, wird nicht investiert. Wer stellt schon Geld für Arbeitslohn zur Verfügung?

    Aber genau das ist das große Problem!

    Innovative Softwarelösungen und Innovationen werden von Menschen gebaut.

    Deutschland wird spätestens 2030 vollkommen abgehängt sein!

    11:38 Uhr, 28.12.2017
    1 Antwort anzeigen
  • papa555
    papa555

    Diese sogenannte Regierung gibt viel leber mehr Geld für Flüchtlingshilfe aus als in die Infrastruktur zu investieren.Sowas muss man sich mal vorstellen!

    Wenn die Steuern gesenkt werden-wer profitiert-ja genau die Unternehmer-dazu muss man wissen das der Körperschaftssteuersatz nach Schröder noch auf 15 Prozent gesenkt wurde.

    Eigentlich logisch das die Schulden des Staates nur anwachsen können-wo soll er denn das Geld hernehmen?

    Dann haben wir ja auch niemand der Geld des Steuerzahlers sinnvoll verwendet .Es wird nurmehr verbrannt-man kann schon verstehen das keiner Steuern Zahlen will aber dennoch funktioniert ein Staat nur so.

    Dann erklärt man dem dummen Michel er hätte über seine Verhältnisse gelebt(trotz Außenhandelsüberschuß ) und die Leute glaubens noch.

    So funktioniert Volksverdummung

    11:10 Uhr, 28.12.2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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