Kommentar
14:03 Uhr, 21.11.2019

Deutschland: Konjunktureller Lichtblick kommt zu spät

In Deutschland herrscht geradezu Konjunktureuphorie, nachdem eine Rezession vermieden wurde. Beschäftigte haben davon nichts.

Die deutsche Wirtschaft ist im dritten Quartal immerhin nicht geschrumpft. Wirklich viel gewachsen ist sie auch nicht. Ein Plus von 0,1 % lockt eigentlich niemanden hinter dem Ofen hervor – außer vielleicht Anleger. Diese können gar nicht genug Aktien kaufen. Ein Blick auf den Dax bestätigt das.


Nun gibt es einen Grund für das Wachstum. Unter anderem konnten die Exporte im dritten Quartal in zwei von drei Monaten ansteigen (Grafik 3). Vergangene Woche wurde ein Plus von 4,6 % für September gemeldet. Das klingt spektakulärer als es ist. Saison- und Kalendereffekte machen es möglich. Ohne diese Effekt liegt das Plus bei 2,6 %. Das ist nicht schlecht.

Das Prädikat „nicht schlecht“ kann man auch dem Auftragseingang geben (Grafik 2). Dieser hat sich stabilisiert und weist gegenüber dem Vorjahr ein immer kleineres Minus aus. Ein Minus bleibt aber ein Minus. Von einem großangelegten Aufschwung kann man noch lange nicht reden.


Immerhin aber konnte sich auch die Lage in der Automobilindustrie wieder stabilisieren. Hier schien es ein Abonnement auf rote Vorzeichen zu geben. Das Abo ist abgelaufen. Der Auftragseingang kann wieder zulegen. Es gibt jedoch einen großen Wermutstropfen.

Der konjunkturelle Lichtblick wird vom Ausland getragen. Die heimische Wirtschaft, vor allem der Konsum, dürften sich weiter abschwächen. Der Lichtblick ist auch noch zu vage, um für eine Belebung des Arbeitsmarktes zu sorgen.

Die Zahl der offenen Stellen ist inzwischen rückläufig. Gleichzeitig stieg die Zahl der Arbeitslosen im vergangenen Monat erstmals seit Ende der Eurokrise wieder an. Die Arbeitslosigkeit dürfte in den kommenden Monaten zunehmen und nicht weiter abnehmen.

Höhere Arbeitslosigkeit ist kein gutes Signal. Es verunsichert Konsumenten und sorgt am Ende für niedrigere Konsumausgaben. Deutschland ist zwar im Vergleich zu anderen Ländern ein Industrieland, aber der Konsum spielt eine wichtige Rolle. Ohne Konsum läuft auch die deutsche Wirtschaft nicht.

Der leichte Aufschwung im Außenhandel fiel zudem mit Maßnahmen in China zusammen. China ist für Deutschland ein wichtiger Absatzmarkt. Diese Maßnahmen laufen aus. Ein Strohfeuer ist eben noch keine Trendwende.

Auf Beschäftigte kommen härtere Zeiten zu. Gilt das aber auch für Aktionäre? Wahrscheinlich schon. Der Aktienmarkt hat schon viel vorweggenommen. Der Dax steht dort, wo man ihn bei 2 % Wachstum und nicht Stagnation erwarten würde. Die Erwartungen können praktisch nur enttäuscht werden. Das erste Halbjahr 2020 wird sowohl wirtschaftlich als auch am Aktienmarkt spannend.

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11 Kommentare

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  • amateur
    amateur

    Ich kann die Überschrift nicht mit dem Artikel verbinden...Für was zu spät...?

    22:02 Uhr, 21.11.2019
    1 Antwort anzeigen
  • JürgneDax
    JürgneDax

    was gibts Neues?

    19:36 Uhr, 21.11.2019
    1 Antwort anzeigen
  • G3ckOoo
    G3ckOoo

    "Der Dax steht dort, wo man ihn bei 2 % Wachstum und nicht Stagnation erwarten würde."

    Welcher Dax? Der Blender oder der Echte? ;)

    16:42 Uhr, 21.11.2019
  • While E. Coyote
    While E. Coyote

    schade

    15:34 Uhr, 21.11.2019
  • angola_murksel
    angola_murksel

    Wirtschaftliche Makrodaten scheinen niemanden zu interessieren. Die Hausse ist und bleibt auch in Zukunft eine Anlagenotstandshausse. Selbst wenn denn demnächst doch die Rezession im Lande tobt, wird die Aktienbörse weiter steigen. Es gibt nie wieder sinkende Kurse. Alles ist so schön bunt hier..........

    14:41 Uhr, 21.11.2019
    3 Antworten anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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