Deutschland ein Profiteur der Krise? Mitnichten!
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"Deutschland hat finanziell stark von der Griechenland-Krise profitiert". Mit dieser plakativen Überschrift will uns das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) etwas weismachen, was so gar nicht stimmt. Das Wirtschaftsforschungsinstitut rechnet vor, dass sich durch das niedrige Zinsniveau zwischen 2010 und heute Einsparungen für den deutschen Haushalt von rund 100 Milliarden Euro ergeben haben - zumindest ein Teil davon sei direkt auf die Griechenland-Krise zurückzuführen, heißt es. "Diese Einsparungen übertreffen die Kosten der Krise – selbst dann, wenn Griechenland seine Schulden komplett nicht bedienen würde", so das IWH weiter.
Völlig unklar ist jedoch, wie das IWH den Einfluss der Griechenland-Krise auf das Zinsniveau messen und berechnen will. Das Institut geht davon aus, dass die Zinsen auf deutsche Staatsanleihen durchschnittlich rund 3 Prozent höher wären, würde es die europäische Staatsschuldenkrise nicht geben. Diese Annahme ist jedoch völlig spekulativ.
Nichtsdestotrotz kann man festhalten, dass der deutsche Haushalt von den niedrigen Zinsen derzeit massiv profitiert. Deutschland besteht jedoch aus mehr als nur dem Bundeshaushalt. Deswegen ist es völlig fehlgeleitet, vom deutschen Haushalt auf Deutschland zu schließen. Um beurteilen zu können, ob Deutschland ein Profiteur oder ein Verlierer der Krise ist, muss man sich das Gesamtbild anschauen. Zwei wesentliche Punkte sind die Vermögenssituation insgesamt und das Wechselkursverhältnis des Euro. Was die Vermögenssituation betrifft, ist Deutschland (Staat, Unternehmen, Bürger) ein Gläubigerland, d.h. Deutschland hat mehr Vermögen als Schulden. Damit ist Deutschland auch ganz klar ein Verlierer der niedrigen Zinsen. Hinzu kommt der schwache Euro. Die Exportindustrie profitiert zwar von der Euro-Schwäche, die Bürger bezahlen das jedoch mit teureren Importen insbesondere im Bereich Energie. Unter dem Strich ist Deutschland auch ein Verlierer der Euro-Schwäche, wie aktuelle Berechnungen von mir zeigen (Ich werde hierzu noch einen separaten Artikel verfassen). Es ist daher Humbug, Deutschland als Profiteur der Krise zu bezeichnen.
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, wie sich das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle finanziert. Ein Blick in Wikipedia offenbart, dass die Grundfinanzierung vom Bund und dem Land Sachsen-Anhalt getragen wird. Ein nur kleiner Teil des Etats stammt aus Drittmitteln. Da wundert es auch nicht, dass das Ergebnis der Berechnungen der jüngsten Griechenland-Politik der Bundesregierung in die Karten spielt.
Zwischen Stärke/Schwäche des Euro und fallenden Dax-Kursen bei stärkerem Euro und steigendem Dax bei schwächerem Euro (Griechenland Krisentalks) gibt es ja auch nur scheinbar einen Zusammenhang. Die deutsche Wirtschaft exportiert zwar 72% der Produktion, hier aber Zusammenhänge herzuleiten, wäre dann doch zu weit hergeholt.
Die Gründungsväter Europas haben immer den Standpunkt vertreten: erst politische Union, dann Währungsunion und den heutigen Tag vorausgesehen. Der Zusammenhalt und die Solidarität in der EU fehlen.
Der US-Staat Louisiana hat 4,5 Millionen Einwohner und erhält jährliche Zuschüsse von 47 Mrd. USD, kein Mensch redet davon, dass Louisiana "pleite" sei oder "austreten sollte", es "ist" eben so weil zu einem Staatenverbund alle Staaten gehören, sowohl die Starken als auch die Schwachen, es gibt auch keine "Profiteure" und "Verlierer" - die EZB könnte den Ausgleich steuern, wenn denn der politische Wille und die Kompetenz dazu da wären.
Alle EU-Bürger sind massive Verlierer in der Krise: Sparer, Steuerzahler, Rentner und Kreditnehmer, egal ob in Frankreich, Griechenland oder Deutschland. Den Staatsapparaten selbst geht esentweder über Niedrigzinsen oder Steuerhöhungen genauso gut wie vorher. Banken werden immer wieder gerettet und haben das ursprüngliche Geschäftsmodell verlagert.
Das Geld, das Draghi druckt landet nicht bei den Unternehmen die es tatsächlich brauchen könnten um in neue Maschinen und erhöhte Exporte zu investieren.
Die EU braucht eine unabhängige EZB, Direktvergabe von Krediten an die Regierungen und den Länderfinanzausgleich um normal zu funktionieren.
Die reichen Deutschen Unternehmen und reiche Deutsche sind die Gewinner. Exportweltmeister, weil die Löhne nicht steigen und der deutsche Arbeiter unterbezahlt ist.
Eine Währungsunion ohne Finanzausgleich kann nicht funktionieren, vor allem wenn der stärkste Player Deutschland die Löhne nicht an die anderen angleicht und so den anderen auch etwas zum exportieren lässt. Deutsche Autofirmen verramschen ja Ihre Autos, als ob die Autos nichts wert wären, dabei sind sie doch hochwertig.
D ist zwar Gewinner des Euro durch Senkung der Transaktionskosten und durch niedrige Zinsen auf die Staatsschulden. Beides hat aber wenig mit der Gr Krise zu tun.
Banken und Versicherungen müssen nun mal aus regulatorischen Gründen in Anleihen investieren. Dabei wird man sich die Anleihen des stärsten Staates in der Eurozone aussuchen - Deutschland.
Der dt Haushalt wird solange D stark ist, von der Eurozone profitieren.
Die Gr Krise hat dem dt Haushalt weiter geholfen. Zum einen haben Fluchtgelder die Zinsen weiter gedrückt, als auch den Abschreibungsbedarf der dt Banken auf die EU verlagert. Inzwischen zahlt D und die Bürger aber für die gr Rettung höhere Summen, als die entsprechenden Gewinne sind.
Nur wenn Gr seine Schulden vollständig zurückzahlen würde, dann würde dies das Bild ändern. Ohne Rückzahlung wird Gr ein Verlustgeschäft
Ich habe bei dem IWH Artikel auch den Kopf geschüttelt.
Rechnen muss man da gar nichts, das wäre ja so als wenn ich meine ich hätte was gespart
nur weil ich dies oder jenes eben nicht angeschafft habe.
Gespart (vor allem Aufwand, Kosten, Ärger) habe ich nur dann was, wenn ich jemand der NICHT Vertrauenswürdig ist KEINEN Kredit gegeben habe. Punkt.
Die haben sich schon mal um Faktor 1000 verrechnet.
Damals hieß es die Zinseinnahmen aus GR brächten uns so und soviel Profit. (OHNE ersten Schuldenschnitt und ohne Aufstundung für 30 Jahre) und was zum Henker exportieren wir nach Greece?
Der ganze IWH Haufen ist so was von reiner Politikpresse, reinste Propaganda. Volksverarschung a la Stasi 2.0
Natürlich pünktlich getimed mit den IWF Äusserungen
Sehr schöner Artikel, der zumindest ansatzweise mit dem Gerücht aufräumt, Deutschland sei der Gewinner der Krise.
Der deutsche Steuerzahler - der Normalbürger - ist einer der ganz klaren Verlierer ...