Kommentar
11:32 Uhr, 23.11.2010

Deutschland: Die deutsche Konjunkturlokomotive läuft und läuft und ...

1. Die Schnellschätzung des Bruttoinlandsproduktsanstiegs im dritten Quartal um 0,7 % qoq wurde heute bestätigt. Gleichzeitig wurden weitere Details bekanntgegeben. Die Zusammensetzung ist durchaus erfreulich, denn das Wachstum ruhte sowohl auf dem außenwirtschaftlichen Standbein (+0,3 %-Punkte) als auch auf dem binnenwirtschaftlichen (+0,4 %-Punkte).

2. Der Außenbeitrag trug weiterhin merklich zum Wachstum bei. Die Exporte nahmen immer noch spürbar zu (+2,3 % qoq), wenngleich deutlich geringer als im Quartal zuvor (+7,9 % qoq). Das ist in erster Linie auf tendenziell stagnierende Exporte in Richtung Asien und in die USA zurückzuführen (Juli/August), wohingegen die Nachfrage aus Europa insbesondere außerhalb der Eurozone auf Expansionskurs blieb. Die Importe stiegen aufgrund der Belebung der Binnennachfrage um 1,9 % an.

3. Erneut präsentierte sich der private Konsum in einer guten Verfassung. Nicht nur, dass er im vierten Quartal 2009 und im ersten Quartal 2010 nach oben revidiert wurde, auch im zweiten und dritten Quartal zeigte sich der private Konsum lebhaft – zuletzt mit einem Anstieg um 0,4 % qoq. Dazu dürfte in erster Linie die gute Arbeitsmarktentwicklung beigetragen haben. Aus ihr speisten sich nicht nur ein guter Teil der Einkommenszuwächse, sondern auch die Kauflust der Deutschen. Die Konsumenten hatten erneut real Zuwächse bei den verfügbaren Einkommen und reduzierten ihre Sparquote. Mit Blick auf das nun laufende Weihnachtsgeschäft ist daher auch im vierten Quartal mit guten Nachrichten vom Konsum zu rechnen. Das tut auch der Hauptverband des deutschen Einzelhandels, der vom besten Weihnachtsgeschäft seit fünf Jahren ausgeht. Erstaunlich war das starke Plus bei den Staatsausgaben um 1,1 % qoq. Angesichts der guten konjunkturellen Entwicklung hatten wir nicht mit einem so hohen Anstieg gerechnet.

4. Der Anstieg der Ausrüstungsinvestitionen um 3,7 % qoq ist u.a. auf die gute Stimmung der Unternehmen zurückzuführen. So glauben die Unternehmen fest an den Aufschwung, denn ihre Investitionspläne sind gemäß der DIHK-Umfrage auf einem außergewöhnlich hohen Niveau, ja sie planen erstmals wieder mehr Erweiterungsinvestitionen. Diese werden durch die inzwischen wieder normale Auslastung der (vermutlich gegenüber dem Vorkrisenzeitraum verringerten) Kapazitäten in Verbindung mit einem hohen Auftragsbestand notwendig gemacht. Dass man zudem noch die höheren steuerlichen Abschreibungen bis zum 31.12.2010 mitnehmen kann, ist ein zusätzliches Investitionsargument.

5. Der Rückgang der Bauinvestitionen (-0,4 % qoq) kam nicht überraschend. Doch nach dem starken und sogar nach oben revidierten zweiten Quartal, das die winterlichen Baubehinderungen mehr als nur kompensierte, war dies zu erwarten.

6. Die Lagerinvestitionen bremsten schließlich das Wachstum um 0,3 %-Punkte. Das ist insofern erfreulich, als daher für das laufende Quartal nicht mit weiteren Belastungen zu rechnen ist.

7. Die deutsche Volkswirtschaft startete nach der globalen Krise durch. Es ist sicherlich zutreffend, dass nach dem tiefen Fall in der Krise eine starke Erholung durchaus normal ist – die Volkswirtschaft federt zurück. Doch das ist nur ein Teil der Erfolgsgeschichte: Der andere ist ein Arbeitsmarkt, der inzwischen wieder eine geringere Arbeitslosigkeit als vor der Krise aufweist und die erfreuliche Entwicklung der Binnennachfrage, allen voran des Konsums. Beides lässt darauf hoffen, dass auch nach dem „Aufholprozess“ weiterhin ein überdurchschnittliches Wachstum in Deutschland möglich ist. Die deutsche Lokomotive steht unter Dampf! Und selbst wenn es vorübergehend zu einem Engpass beim Nachschub von Auslandskohle (Exportnachfrage) kommen sollte, halten der bisherige Schwung und die Verfeuerung heimischer Kohle die Lok in Bewegung. Stillstand ist derzeit nicht angesagt. Wir erwarten in diesem Jahr ein Rekordwachstum von 3,7 %, gefolgt von zwei Jahren mit Wachstumsraten von 2,1 % beziehungsweise 1,8 %, die ebenfalls deutlich über dem Potenzialwachstum liegen.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 160 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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