Kommentar
11:32 Uhr, 13.08.2010

Deutschland: Bruttoinlandsprodukt – 2010 sind phänomenale 3 % + x möglich

1. Das deutsche Bruttoinlandsprodukt nahm im zweiten Quartal um 2,2 % qoq zu, das ist der höchste Zuwachs in der gesamtdeutschen Geschichte (Bloomberg-Median: 1,3 % qoq, DekaBank: 1,9 % qoq). Zudem wurde die Historie zum Teil merklich nach oben revidiert. Das Vorjahresergebnis wird somit arbeitstäglich bereinigt um 3,7 % überschritten. Wie immer handelt es sich bei der Erstveröffentlichung um eine Schnellschätzung bei der keine Details bekannt gegeben werden. Dies geschieht mit der zweiten Veröffentlichung am 24. August. Doch aufgrund der vorliegenden Konjunkturindikatoren kann man schon jetzt nachfolgende Entwicklungen ableiten.

2. Der phänomenale Anstieg der Wirtschaftsleistung war zwar auch Sonderfaktoren zu verdanken, doch die Mischung kann durchaus als gesund bezeichnet werden. Hauptwachstumstreiber war wieder einmal der Außenbeitrag der wohl mehr als 1 %-Punkt zum Wachstum beisteuerte. Die Exporte nahmen um rund 7 % qoq zu, wobei die größten (nominalen) Zuwächse im Handel mit den Vereinigten Staaten, den OPEC-Staaten und Asien zu verzeichnen waren. Die Ausfuhren in die Eurozone nahmen zwar zu, blieben aber unterdurchschnittlich. Da die Importe nur um rund 5 % qoq zulegen konnten, verblieb ein starker Impuls vom Außenbeitrag.

3. Doch auch die Binnennachfrage schlug sich wacker. Nach drei Quartalen mit zum Teil beträchtlichen Rückgängen nahmen die privaten Konsumausgaben wieder leicht zu. Hierzu trug nicht nur eine wetter- und fußballbedingte Kauflust bei, sondern auch wieder anziehende Umsätze im Kfz-Handel.

4. Genauso erfreulich war das Anziehen der Investitionen in Ausrüstungen. Angesichts einer steigenden Kapazitätsauslastung und voller Auftragsbücher waren die Unternehmen wohl wieder bereit in die Erweiterung ihrer Produktionskapazitäten zu investieren. Vielleicht hat die zum Jahresende auslaufende Möglichkeit, Investitionen beschleunigt abzuschreiben, die eine oder andere Investitionsentscheidung schon jetzt begünstigt.

5. Ein gemessen an ihrer Größe hoher Wachstumsbeitrag kam von den Bauinvestitionen. Hierbei handelt es sich aber nur um einen Sondereffekt, denn im Frühjahr wurden die witterungsbedingten Bauausfälle des Winters nachgeholt. Das kann man daran ablesen, dass die Bauaufträge im zweiten Quartal Monat für Monat sanken.

6. Die Lager dämpften schließlich das Wachstum im zweiten Quartal. Doch gemessen an dem hohen Wachstumsbeitrag aus dem ersten Quartal (+1,9 %-Punkte) hätte man durchaus mit größeren Bremseffekten rechnen können.

7. Das zweite Quartal kann man getrost als weltmeisterlich bezeichnen. Noch niemals zuvor in der gesamtdeutschen Geschichte wuchs das Bruttoinlandsprodukt schneller. Auch wenn die Folgequartale wieder eine Verlangsamung bringen, so bleibt das Tempo für deutsche Verhältnisse hoch. Wir rechnen mit rund ½ % Wachstum im dritten und vierten Quartal. Das mag nach wenig klingen, doch auf Jahresrate hochgerechnet sind das 2 % und damit deutlich mehr als das Vorkrisenwachstum in Deutschland. Für das Gesamtjahr kann man daher getrost von einem phänomenalen Anstieg der Wirtschaftsleistung um mehr als 3 % ausgehen – der gesamtdeutsche Rekord (3,2 %) aus dem Jahre 2000 wird wohl fallen. Auch weltweit präsentiert sich die deutsche Volkswirtschaft in einer starken Verfassung: Nur vier Länder können in diesem Jahr ihr Vorkrisenwachstum deutlicher übertreffen als Deutschland.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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