Kommentar
19:15 Uhr, 06.10.2014

Deutschland auf Schrumpfkurs

Seit Monaten kündigt es sich an. Jetzt geht es nach unten - und das nicht zu knapp.

Die Rede ist vom Auftragseingang der Industrie in Deutschland. Seit Monaten rede ich mir diesbezüglich schon den Mund fusselig. Mit den Daten vor einem Monat bin ich etwas ins Zweifeln geraten, weil die Auftragseingänge deutlich stiegen. Hier gab es einen saisonalen Effekt, weil ein Großteil der Urlaubszeit diesmal nicht in den Juli, sondern in den August fiel. Die Rechnung gibt es dafür im August quittiert. Die Aufträge der Industrie gehen um 5,7% zurück. Im Monat zuvor waren sie um 4,9% gestiegen. Grund war nicht nur die Saisonalität, sondern auch ein deutlich höherer Eingang an Großaufträgen. Bereinigt man die Daten um diesen Effekt, dann sind die Aufträge im August "nur" um 4,5% zurückgegangen.

Im Juli sind die Auftragseingänge um Großaufträge bereinigt nur um 2,1% gestiegen. Damit wäre der Rückgang auf bereinigter Basis noch sehr viel deutlicher als unter Berücksichtigung der Großaufträge.

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Gut sieht das alles nicht aus. Auch die Auftragseingänge nach Investitionsgütern sind geradezu eingebrochen. Sie gingen um 8,5% zurück. Aus dem Ausland wurde 8,4% weniger bestellt. Aus dem Inland gingen die Aufträge um 2% zurück. Man kann also nicht behaupten, dass die Inlandsnachfrage derzeit als große Stütze wirkt.

Beide Kategorien, Industrie und Investitionsgüter, fallen auf den tiefsten Stand seit Mai 2013. Das ist jetzt kein historisches Tief. Die Zahlen darf man auch nicht überbewerten. Der Auftragseingang ist nun einmal volatil. Dennoch ist die Aufwärtsbewegung der letzten Monate deutlich gebrochen. Charttechnisch könnte man von einem Doppeltop bei den Auftragseingängen im Jahr 2011 und eben jetzt 2014 sprechen. Ermunternd ist das nicht. Früher oder später folgen dem Trend auch die Aktien. Wird weniger produziert, wird weniger verkauft, wird letztlich weniger verdient.

Für Deutschland als Ganzes könnte nach dem Rückgang der Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal auch im dritten ein sehr mageres Ergebnis stehen. Trotz des Abwärtstrends bleibe ich verhalten optimistisch. Deutschland könnte der technischen Rezession (2 aufeinanderfolgende Quartale negatives Wachstum) entgehen. Im letzten Quartal des Jahres kann ich mir eine Trendumkehr vorstellen. Die Jahresendrallye ab Ende Oktober/Anfang November sehe ich trotz der dunklen Konjunkturwolken noch nicht gefährdet.

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Clemens Schmale
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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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