DEUTSCHE BIOTECHS - Die Blasen platzen
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Erwähnte Instrumente
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- Heidelberg Pharma AGKursstand: 1,97 € (Frankfurt) - Zum Zeitpunkt der VeröffentlichungVerkaufenKaufen
- Medigene AG - WKN: A40ESG - ISIN: DE000A40ESG2 - Kurs: 8,37 € (Frankfurt)
- Heidelberg Pharma AG - WKN: A11QVV - ISIN: DE000A11QVV0 - Kurs: 1,97 € (Frankfurt)
- 4SC AG - WKN: A3E5C4 - ISIN: DE000A3E5C40 - Kurs: 3,68 € (XETRA)
- Mologen AG - Kurs: 4,36 € (Frankfurt)
Wiederholt habe ich auf meinem Expertendesktop auf unserer Investment- und Analysplattform Guidants in den vergangenen Monaten auf die exorbitanten Bewertungen vieler deutscher börsennotierter Biotechs hingewiesen. Im ersten Quartal waren diese, größtenteils unter Begleitung diverser reißerischer Artikel in der ein oder anderen Börsenzeitung, regelrecht nach oben katapultiert worden. Nun kommt bei vielen Unternehmen aber das böse Erwachen.
Beim Biotech-Unternehmen Medigene reichte nur das Stichwort "CAR-T", um den Aktienkurs explodieren zu lassen. Das Thema Krebsimmuntherapien wird in diesem Jahr in den USA heiß gespielt. Medigene hatte sich im vergangenen Jahr durch eine Firmenübernahme überhaupt erst in diesem Bereich positioniert und nutzte diesen Hype, um eine Kapitalerhöhung über 46 Mio. € platzieren zu können. Dass das Unternehmen bis auf einen ersten zugelassenen, aber ebenfalls zugekauften Medikamentenkandidaten bislang wenig auf die Reihe gebracht hat, spielte hierbei am Markt anscheinend keine Rolle. Die Investoren standen Schlange, das Geld floss. 3,3 Mio. Euro setzte Medigene mit Veregenn, einem Medikament gegen Genitalwarzen, in den ersten sechs Monaten um.
Interessant: Auf der kürzlich stattfindenden HV hat sich das Management die Genehmigung erteilt, nochmals bis zu 9,8 Mio. neue Aktien auszugeben. Finanziert ist das Unternehmen derzeit bis in das Jahr 2019. Die Marktkapitalisierung beläuft sich derzeit auf gut 160 Mio. €. Eine wichtige Unterstützung im Chart des Biotech-Titels stellt das Zwischentief bei 7,50 Euro dar. Darunter dürften die Stopps vieler Marktteilnehmer liegen.
Während das Chartbild von Medigene noch einigermaßen passabel aussieht, hat es die Aktionäre von Wilex, 4SC und Mologen bereits heftig erwischt. Das Papier von Wilex verlor an einem einzigen Tag um über 20% an Wert nach der Meldung, der Pharmariese Roche habe die Zusammenarbeit mit der Wilex-Tochter Heidelberg Pharma beendet. Wilex hatte in der Vergangenheit bereits mit einigen Rückschlägen aus der klinischen Medikamentenpipeline zu kämpfen. Anders als bei Medigene wird das Geld hier langsam knapp. Der operative Cashflow betrug im ersten Halbjahr -2,1 Mio. €. Durch eine Kapitalerhöhung hat Wilex im April brutto 4,16 Mio. € eingenommen. Der Barmittelbestand belief sich zum Halbjahr auf 4,1 Mio. €. Damit reicht der Cashbestand ohne Berücksichtigung einer Reserve noch bis Sommer 2016. Die Krux: Durch den niedrigen Aktienkurs müssen immer mehr Aktien ausgegeben werden, um überhaupt noch nennenswerte Gelder generieren zu können. Dadurch wird die Bewertung der Aktie trotz nachgebender Kurse künstlich aufgebläht.
Auch 4SC nutzte die Gunst der Stunde im Juli und platzierte eine Kapitalerhöhung über 29. Mio. €. Damit erhöhte sich die Aktienanzahl mit einem Schlag um sage und schreibe 85%, eine unglaubliche Verwässerung. Zu 4,00 Euro wurden die Aktien mit einem schönen Discount zum damaligen Kurs platziert. Inzwischen ist dieser aufgebraucht, der Wert notiert um 3,70 Euro. Trotz der Kursabgaben in den vergangenen Monaten beläuft sich die Marktkapitalisierung auf stattliche 70 Mio. €. Finanziert ist 4SC aktuell bis in das Jahr 2018. Der Haken: Auch erst im zweiten Halbjahr 2018 sollen die Studienergebnisse des am weitesten fortgeschrittenen Pipelinekandidaten Resminostat zur Behandlung des T-Zell-Lymphoms vorliegen. Ein langer Zeitraum für die Aktionäre, in dem weitere Kapitalmaßnahmen nicht ausgeschlossen werden können.
Der vierte Wert mit einer Kapitalerhöhung in diesem Jahr ist Mologen. 28,3 Mio. € sammelte das Biotech-Unternehmen im April ein. Die Marktkapitalisierung erhöhte sich durch die neuen Aktien auf fast 100 Mio. €. Finanziert sieht sich das Management damit bis Ende 2016. Auch Mologen spielte und spielt die Karte der Krebsimmuntherapie. Hoffnungsträger ist der Kandidat MGN1703 zur Behandlung von Darmkrebs. Ergebnisse der Studie IMPALA erwartet Mologen 2017/18. Die Patientenrekrutierung soll im kommenden Jahr abgeschlossen werden. Ausgewählte Ergebnisse einer Phase-II-Studie legte Mologen im vergangenen Jahr vor. Mit Blick auf den Kursverlauf scheinen diese den Markt aber nicht überzeugt zu haben. Auch hier brauchen Anleger einen langen Atem. Das Chartbild ist katastrophal.
Fazit: Eines vorweg: Ich bin ein absoluter Biotech-Fan. Was bei den deutschen Biotechs im ersten Quartal, ja im ersten Halbjahr veranstaltet wurde, hat bei mir aber nur Kopfschütteln verursacht. Beim Blick auf die Kurse hätte man meinen können, endlich sei einem deutschen Biotech-Unternehmen der Durchbruch gelungen. Das ist aber leider nicht der Fall. Fundamental hat es noch kein börsennotiertes deutsches Biotech-Unternehmen geschafft, mit einem zugelassenen Medikament ansehnliche Umsätze zu erzielen. Die Umsätze der hier überhaupt aufzählbaren Medigene und Biofrontera sind mehr als überschaubar. Jerinis Medikament Icatibant wurde von Shire gekauft, ehe es zugelassen wurde.
Ich wünsche es mir als Biotech-Fan und vielen Aktionären, dass der Durchbruch in den kommenden Jahren gelingen wird. Die Historie hat aber gezeigt, dass die Chancen hierfür eher gering sind. Die durch zahlreiche Kapitalerhöhungen aufgeblähten Bewertungen machen den Marktteilnehmern zusätzlich zu schaffen. Derzeit lässt das negative Marktumfeld diese einfach nicht mehr zu, der Hype ist erst einmal vorbei. Eine Kursübersicht aller deutscher börsennotierter Biotechs finden Sie hier.
Natürlich kann man auf eines oder mehrerer solcher Pferde setzen, wenn der Einsatz überschaubar ist. Einen Totalverlust muss man bei rein forschenden Unternehmen immer einkalkulieren. Wer dagegen investieren will, sollte auf etablierte US-Unternehmen im Biotech-Bereich setzen. Einen Überblick finden Sie in diesem Artikel.
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