Kommentar
10:31 Uhr, 26.01.2017

Der Vola-Trade: eine sichere Sache?

Es gibt Handelsstrategien, die eine Trefferquote von 100% versprechen. Für eine solche Strategie bietet sich gerade eine Gelegenheit.

Gestern ist etwas passiert, was man schon als historisch bezeichnen kann - zumindest in der schnelllebigen Welt der Börse. Der Volatilitätsindex des S&P 500 fiel unter die Marke von 11. Das ist ein seltenes Ereignis. Es kommt im Durchschnitt nur an zwei Tagen pro Jahr vor. In 99 % aller Fälle steht der Index (VIX) höher.

Ein bisschen tiefer geht es theoretisch noch. Seit bestehen des Index gab es 9 Tage, an denen der Index unterhalb von 10 stand. In 99,87 % aller Fälle steht der Index oberhalb von 10. Werte darunter erlebt man im Durchschnitt nur an einem einzigen Tag alle drei Jahre. Das ist schon außergewöhnlich. Es ist sogar so außergewöhnlich, dass man mit hoher Sicherheit sagen kann wie es danach weitergeht.

Fällt der VIX unter die Marke von 11 oder sogar 10 Punkten, dauert es nicht lange, bis es einen kräftigen Anstieg gibt. Genauer gesagt stieg der VIX in der 27-jährigen Historie nach einem solchen Ereignis innerhalb von neun Handelswochen um mindestens 30 %. Setzt man als Strategie auf einen mindestens 30 %-igen Anstieg innerhalb von 9 Wochen, hat diese Strategie eine Trefferquote von 100 %.

Nachdem so niedrige Werte beim VIX selten vorkommen, ist die Stichprobe natürlich begrenzt. Es gibt keine Garantie dafür, dass es beim nächsten Mal (also jetzt) auch wieder so sein wird. Zudem muss man im schlimmsten Fall einige Wochen auf einen solchen Anstieg warten. Das zehrt an den Nerven.

Keiner weiß, wann eine Phase niedriger Volatilität vorbei ist. Die Grafik zeigt, dass es immer wieder Phasen sehr niedriger Volatilität gibt, die sich wochenlang hinziehen können. Innerhalb dieser Wochen verliert man erst einmal Geld, wenn man auf einen steigenden VIX setzt. Man kann aus zwei Gründen Geld verlieren. Einerseits kann der VIX weiter fallen, andererseits verliert man wegen der Art und Weise wie ETFs und Zertifikate funktionieren Geld.

Der VIX ist ein Index, der die erwartete Volatilität auf Sicht eines Monats anzeigt. Dieser Wert wird so nicht an der Börse gehandelt. Es gibt ihn also als Basiswert nicht. Anbieter von Longprodukten müssen den Basiswert daher selbst zusammenstückeln. Sie tun dies, indem sie den aktuellen VIX Future mit dem darauffolgenden mischen. Ein ETF, der auf steigende Volatilität setzt, hält immer so viele der jeweiligen Futures, dass sich im Mittel eine Dauer von einem Monat ergibt.

Volatilität befindet sich für gewöhnlich in Contango. Das bedeutet, dass Futures, die weiter in der Zukunft liegen, einen höheren Preis haben als z.B. der nächstliegende Future. Je näher die Fälligkeit eines Futures rückt, desto eher und desto mehr fällt der Preis. Durch diesen Mechanismus verliert man also Geld, wenn man auf steigende Volatilität setzt, sich aber wochenlang nichts tut.

Die Schwankungsbreite ist aktuell extrem niedrig. Die Wahrscheinlichkeit, dass es einen Anstieg von mindestens 30 % innerhalb weniger Wochen gibt, ist hoch. Historisch liegt die Trefferquote bei 100 %. Deswegen verdient man aber leider noch nicht automatisch Geld. Muss man zu lange auf den Ausbruch warten, verliert man sogar welches. Der Anstieg gleicht dann die bis dahin angefallenen Verluste nicht mehr aus. Im langjährigen Schnitt lässt sich nur eine kleine Rendite erwirtschaften.

Persönlich setze ich aus diesem Grund nicht auf steigende Volatilität, auch wenn die Aussichten eigentlich auf den ersten Blick gut aussehen. Ich lege mich dennoch auf die Lauer und warte auf den Anstieg. Dann wird der VIX allerdings leerverkauft.

Clemens Schmale

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6 Kommentare

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  • wurstbrot15
    wurstbrot15

    VERKAUFE doch einen Short auf den VIX.

    15:39 Uhr, 28.01.2017
  • Ecko
    Ecko

    Besten Dank für die Infos.

    18:09 Uhr, 26.01.2017
  • Ecko
    Ecko

    Leider finde ich bei GT keine Zertifikate oder ETFs um auf Long zu warten. Schade. Vielleicht hat einer Tipps. Danke

    11:09 Uhr, 26.01.2017
    1 Antwort anzeigen
  • Ragazzo
    Ragazzo

    Das Chartbiold läßt vermuten, dass der Auifwärtstrend beim S&P versiegt. In den vorherigen Perioden einer niedrigen Vola kam es zu langen Seitwärtstrends des S&P, die dann durch einen plötzlichen Anstieg abgelöst wurden.

    10:54 Uhr, 26.01.2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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