Kommentar
15:11 Uhr, 13.07.2022

Der perfekte Kaufzeitpunkt für Aktien in einer Rezession

Ob wir uns bereits jetzt oder sehr bald in einer Rezession befinden, Rezessionen sind gute Kaufgelegenheiten. Doch wann genau soll man kaufen?

Weltweit haben Aktienmärkte eine Rezession größtenteils eingepreist. Sowohl in den USA als auch in Europa haben Indizes vom Hoch zum Tief ein Viertel verloren. So große Verluste treten sehr selten auf, wenn es keine Rezession gibt. Wer Korrekturen kauft, kann sich auf zukünftig höhere Renditen freuen. Das perfekte Timing gibt es selten und gelingt mehr durch Zufall, denn durch System. Dennoch lohnt ein Blick auf die Performance, die man erzielen kann, wenn man während einer Rezession zum optimalen Zeitpunkt kauft. Der optimale Zeitpunkt hängt von der darauffolgenden Haltedauer ab.

Wer mit der Absicht einer dreimonatigen Haltedauer kauft, kann bei perfektem Timing innerhalb von drei Monaten im Durchschnitt mit einer Performance von 27 % rechnen. Erhöht man die Haltedauer auf sechs Monate, sind es bereits 35 % und bei einem Jahr 48 %. Die Statistik ist stark durch einen Rebound nach dem Crash 1929 geprägt. Ohne dieses Extrem liegt die Performance für 3, 6 und 12 Monate immer noch bei 23 %, 31 % und 39 % (Grafik 1).

In einem einzigen Fall war die Performance nach 12 Monaten trotz optimalen Timings negativ. Das war 2001. Die Rezession war relativ kurz, der Bärenmarkt hingegen war sehr lang. Der Bärenmarkt überdauerte die Rezession. Generell kann man jedoch sagen, dass längere Haltedauern sinnvoll sind. Wann aber ist der perfekte Zeitpunkt, um zu kaufen?

Darauf gibt es für die vergangenen Rezessionen eine klare Antwort. Grafik 2 zeigt dazu, wie viel Prozent einer Rezession vorüber sein muss, damit der optimale Kaufzeitpunkt erreicht wird. Während der Rezession 2008 war es optimal zu kaufen, als die Rezession zu 80 % vorbei war. Die Rezession dauerte damals 78 Wochen. 62 Wochen nach Rezessionsbeginn (80 %) war der optimale Zeitpunkt erreicht.


Der Zeitpunkt variiert. Zwei Ausreißer lassen sich jedoch guten Gewissens bereinigen. Dazu gehört 2020. Mit acht Wochen war die Rezession ungewöhnlich kurz und eine Wiederholung des Verlaufs von 2020 ist unwahrscheinlich. Ebenso lässt sich daran zweifeln, dass wir eine Wiederholung von 2001 sehen werden. Die Übertreibung zur Jahrtausendwende (Dotcom-Blase) hat sich nicht wiederholt und ein Großteil der Übertreibung im Technologiebereich ist bereits abgebaut.

So ergibt sich ein guter Kaufzeitpunkt, wenn die Rezession zu 60 % vorüber ist. Rezessionen können jedoch unterschiedlich lang andauern (Grafik 3). Ein robuster Durchschnitt liegt bei 49 Wochen. Wer 30 Wochen nach Rezessionsbeginn kauft, macht wenig falsch.


Die Kernfrage ist nun, ob die Rezession schon läuft. Derzeit deutet alles darauf hin, dass sie in den USA Anfang 2022 begonnen hat. Ende Juli wird die Marke von 30 Wochen erreicht. Bis dahin liegt auch die Schätzung für das Wachstum im zweiten Quartal vor und Anleger haben Sicherheit darüber, ob sich die Wirtschaft in einer Rezession befindet. Tut sie es, ist Ende Juli oder Anfang August ein Kauf eine gute Idee.

Befindet sich die Wirtschaft noch nicht in einer Rezession, müssen sich Anleger weiterhin gedulden. Auf die eine oder andere Weise erhalten Anleger immerhin deutlich mehr Klarheit innerhalb der nächsten drei Wochen.

Clemens Schmale


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4 Kommentare

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  • Inuendis
    Inuendis

    Ist da nicht eine große langfristige SKS im Dax? Das Ziel wäre mindestens 8500. Die Nackenlinie ist bereits durch.

    Der Euro dürfte auch eher in Richtung 0,88 abdriften.

    Alles nicht so gut für die Bullen.

    08:50 Uhr, 15.07.2022
  • Hellforceone
    Hellforceone

    Herr Schmale, TOP Artikel, ich befürchte allerdings, es könnte noch etwas länger dauern, bis wir den Boden erreicht haben. Die Energiekrise könnte noch lange dauern und sehr schlimme Folgen haben. Wie es ausschaut, Russland könnte den Gashahn komplett zu drehen, was eine noch nicht angefangene oder eine schon laufende Krise den Startschuss geben oder richtig in Schwung bringen könnte. Soweit ich weiß am Ende Oktober findet das G20 Treffen statt und Putin hat seine Teilnahme schon angekündigt. Vielleicht das Treffen wird die erste richtige Möglichkeit sein, wo die Weltpolitik an ihn so richtig rankommt und überzeugen kann, dass er aufhören soll. Nachdem er gerade vor kurzem angekündigt hat, dass Russland in der Ukraine erst angefangen hat, befürchte ich der Winter könnte wirklich hart sein. Bis zum Treffen im Oktober wage ich es nicht große Wetten auf long Positionen zu setzen. Was ist Ihre Meinung zum Thema? Vielen Dank für Ihre Antwort!

    07:06 Uhr, 15.07.2022
  • Daniel Kühn
    Daniel Kühn Freier Finanzjournalist

    richtig, danke für den Hinweis

    15:46 Uhr, 13.07.2022
  • Ex-Seemann
    Ex-Seemann

    @Clemens Schmale

    Derzeit deutet alles darauf hin, dass sie in den USA Anfang 2020 begonnen hat. Ende Juli wird die Marke von 30 Wochen erreicht.

    ...Anfang 2022...

    15:28 Uhr, 13.07.2022

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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