Fundamentale Nachricht
12:48 Uhr, 08.12.2017

Der Mythos der fiskalischen Rotation

Nach Meinung von Jeremy Lawson, Chefvolkswirt Aberdeen Standard Investments, gibt es leider kaum Anhaltspunkte dafür, dass sich eine große Verschiebung der fiskalpolitischen Landschaft abzeichnet.

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Edinburgh (GodmodeTrader.de) - Für eine Disziplin, die auf sorgfältiger Datenanalyse aufbaut, ist die Ökonomie ziemlich anfällig für Mythenbildung. Solche modernen Mythen seien zum Beispiel Behauptungen wie „Quantitative Lockerung hat der Erholung nicht geholfen", oder „die Verlangsamung des Produktivitätswachstums begann nach der Finanzkrise", wie die Volkswirte von Aberdeen Standard Investments in ihrem aktuellen „Weekly Economic Briefing“ schreiben.

„Sie sind zur herrschenden Meinung geworden, obwohl sie wenig empirisch begründet sind. Der jüngste Mythos ist, dass wir eine globale Rotation von der Geldpolitik zur Fiskalpolitik erleben oder erleben werden“, meint Chefvolkswirt Jeremy Lawson. Er habe seinen Ursprung in den Versprechungen von US-Präsident Donald Trump, mit großen neuen Infrastrukturausgaben die Innenstädte zu reparieren und mit großen Steuersenkungen die Wirtschaft anzukurbeln.

„Zwölf Monate später ist die Realität weniger aufregend“, hält Lawson fest. Der US-Kongress werde Steuersenkungen frühestens im nächsten Jahr verabschieden, ihr Effekt werde wohl bescheiden und temporär sein, und ein Plan für die Infrastruktur sei nicht einmal in Sicht. Auch global gesehen seien die fiskalischen Impulse 2017 sehr gering gewesen. Das dürfte auch im nächsten Jahr nicht anders sein. Auf der Basis der aktuellen Gesetzeslage würden nur in 17 von 40 großen Volks­wirtschaften die Regierungen ihre Geldbörsen weiter öffnen, aber nur in vier Ländern – Brasilien, Chile, Peru und Rumänien – würden die Mehrausgaben 0,5 Prozent des BIP überschreiten, heißt es weiter.

„Wir haben regelmäßig argumentiert, dass es für gezielte fiskalische Maßnahmen sowohl den Raum als auch die Notwendigkeit gibt – sei es in den Volkswirtschaften, die noch freie Kapazitäten haben oder in denen, wo Infrastrukturengpässe die Produktivität belasten. Leider gibt es kaum Anhaltspunkte dafür, dass sich eine derart große und weit verbreitete Verschiebung der fiskalpolitischen Landschaft abzeichnet“, so Lawson.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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