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13:34 Uhr, 11.12.2015

Der letzte Pfeil der SNB

Das Direktorium der SNB dürfte nach Meinung von Joachim Corbach, Leiter Währungen und Rohstoffe bei GAM, vom EZB-Entscheid vergangener Woche, der viele Marktteilnehmer enttäuscht habe, erleichtert gewesen sein.

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Zürich (GodmodeTrader.de) - Die Schweizerische Nationalbank (SNB) steht geldpolitisch mit dem Rücken zur Wand und scheint metaphorisch gesprochen höchstens noch einen letzten Pfeil im Köcher zu haben. Nach dem verhaltenen Schritt der EZB und im Hinblick auf eine voraussichtliche Zinserhöhung der Fed nächste Woche dürfte sich die SNB diesen Pfeil wohl für einen späteren Zeitpunkt aufbehalten, wie Joachim Corbach, Leiter Währungen und Rohstoffe bei GAM, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

Das Direktorium der SNB dürfte vom EZB-Entscheid vergangener Woche, der viele Marktteilnehmer enttäuscht habe, erleichtert gewesen sein. Der eher verhaltene weitere Expansionsschritt der EZB habe – zumindest vorübergehend – den Aufwertungsdruck auf den Schweizer Franken deutlich verringert, und somit auch den Druck auf die SNB. Der SNB stünden grundsätzlich drei Optionen zur Verfügung: Erstens, den Zins für Giroguthaben weiter zu senken. Zweitens, den Freibetrag, bis zu welchem Geschäftsbanken vom negativen Zins verschont blieben, zu reduzieren. Und drittens, direkt am Devisenmarkt zu intervenieren. Bei welchem Zinssatz private und institutionelle Anleger von Kontoeinlagen zu Bargeldhaltung wechseln würden, sei ungewiss. Die Schwelle dürfte allerdings vom heutigen Zinssatz nicht mehr weit entfernt sein. Die SNB werde sich hüten, diesem Wert zu nahe zu kommen, heißt es.

„Der Freibetrag bei Girokonten führt derzeit dazu, dass nur auf rund 30 Prozent der Guthaben Schweizer Geschäftsbanken bei der SNB ein negativer Zins verrechnet wird. Dies und die Tatsache, dass sich auch der Hypothekarmarkt dem Trend zu immer tieferen Zinsen entziehen konnte, ermöglicht den Geschäftsbanken, dem Schweizer ‚Durchschnittssparer‘ den negativen Zins nicht weiterzureichen. Dies ist aber ein sehr fragiles Gleichgewicht, welches durch eine Änderung des Freibetrages leicht an Stabilität verlieren dürfte“, so Corbach.

Bezüglich Interventionen am Währungsmarkt zur Schwächung des Schweizer Frankens, sei die SNB deutlich eingeschränkt. Denn dies würde zu einer weiteren Aufblähung ihrer Bilanz führen. Dennoch scheine die SNB in letzter Zeit immer wieder aktiv am Markt gewesen zu sein. Zwar deuteten die wöchentlich publizierten Sichteinlagen von Geschäftsbanken bei der SNB nicht auf Interventionen am Kassamarkt hin. Ein ungewöhnlich großer Anstieg der impliziten Zinsdifferenz zwischen Euro und Franken am Terminmarkt lasse jedoch darauf schließen, dass die SNB mittels Termingeschäften im größeren Stil aktiv gewesen sei, heißt es weiter.

„Die enttäuschenden Wachstumszahlen der Schweizer Wirtschaft und der tiefe PMI bestätigen, dass die Aufwertung des Frankens nicht spurlos an der Realwirtschaft vorbeigeht. Die negative Inflation führt dazu, dass die Realzinsen in der Schweiz, trotz rekordtiefer Nominalzinsen, europaweit zu den höchsten gehören und somit alles andere als wachstumsfördernd wirken. Die SNB kann sich deshalb nicht leisten, das Ziel eines schwächeren (oder zumindest nicht mehr steigenden) Frankens aus den Augen zu verlieren. Der handelsgewichtete Schweizer Franken hat vor allem dank des starken Dollars in den letzten Monaten deutlich an Wert verloren. Es ist gut möglich, dass die fast einheitlich erwartete Zinserhöhung der Fed Mitte Dezember zu einer weiteren Abwertung des Franken gegenüber dem Dollar führen wird. Die SNB dürfte nächste Woche also gespannt nach Washington blicken und hoffen, dass sich die Markterwartungen dieses Mal erfüllen werden“, so der GAM-Experte abschließend.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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