Der langfristige Aufwärtstrend an der indischen Börse wackelt
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Bescheiden ist bisher in diesem Jahr der Ergebnisnachweis der indischen Börse. In der Spitze hat der Sensex Index 27 Prozent an Wert verloren. Und auch trotz der jüngsten Erholungsbewegung steht aktuell noch immer ein Minus von 22 Prozent zu Buche.
Der indische Aktienmarkt ist damit stärker in den negativen Sog der Kreditkrise geraten als das die meisten Auguren ursprünglich angenommen haben. Die Hoffnungen basierten dabei auf der vergleichsweise geringen Exportquote und das bei einer Einwohnerzahl von rund 1,1 Milliarden enorme inländische Konsumpotenzial.
Inflation bereitet zunehmend Sorgen
Doch inzwischen hat ein gewisses Umdenken eingesetzt. Nachdem die Wirtschaft seit 2008 im Schnitt mit 8,7 Prozent und damit so schnell wie noch nie seit der Erlangung der Unabhängigkeit im Jahr 1947 gewachsen ist, dürfte die Zuwachsrate 2008 und 2009 auf unter acht Prozent zurückfallen. Wäre das alles, ließe sich damit bestimmt noch immer gut leben.
Doch mit Blick auf Indien drückten die Investoren zuletzt auch andere Schuhe. Wie in vielen anderen Schwellenländern bereitet zunehmend die steigende Inflationsrate Sorgen. Diese belief sich im März auf 6,68 Prozent und lag damit über dem von der Notenbank angestrebten Niveau von fünf Prozent. Die Volkswirte bei Goldman Sachs rechnen deswegen im gerade angelaufenen Fiskaljahr 2008/2009 damit, dass der Leitzins von 7,75 Prozent um 50 Basispunkte angehoben wird. Und steigende Zinsen sind bekanntlich nicht das ideale Umfeld für steigende Aktienkurse.
Zumal noch lange nicht klar ist, ob mit Zinserhöhungen im genannten Ausmaß das Problem behoben werden kann. Eine Bürde stellt die zunehmende Abhängigkeit von Importen zur Deckung der Nahrungsmittelnachfrage dar. Für die Analysten von BCA Research stellt der Agrarsektor jedenfalls den größten Risikofaktor bei der langfristigen Wachstumsstory des Landes dar. Insbesondere dann, wenn höhere Nahrungsmittelpreise zu sozialem Konflikten führen sollte.
Bewertungsniveau deutlich zurückgekommen
Neben den genannten volkswirtschaftlichen Einflussfaktoren war die indische Börse nach den zuvor starken Kursgewinnen ganz einfach auch reif für eine Korrektur. Schließlich ist der Sensex im Vorjahr um 47 Prozent gestiegen und seit 2003 hat sich der Index sogar mehr als versiebenfacht. Bei so einer stolzen Bilanz ist eine Auszeit keine Schande und bei einer allgemein sinkenden Risikoaversion unter den Anlegern sogar fast schon vorprogrammiert. Schließlich waren indischen Aktien zu Jahresbeginn beim Rekordhoch nicht mehr zu Schnäppchenpreisen zu haben. Inzwischen hat sich das Kurs-Gewinn-Verhältnis für die im Sensex vertretenen Aktien zwar auf gut fünfzehn ermäßigt, was angesichts der erwarteten Gewinnwachstumsrate von durchschnittlich 18 Prozent vernünftig klingt und auch unter dem historischen Durchschnitt liegt.
Allerdings ist es weltweit an den Börsen zuletzt zu einer Bewertungskontraktion gekommen, wodurch viele andere Börsen ebenfalls günstiger geworden sind. Was trotz der gefallenen Bewertung gegen einen schnellen Einstieg am indischen Aktienmarkt spricht, ist die angeknackste charttechnische Lage. Der Sensex hat durch die jüngsten Verluste den seit 2003 bestehenden langfristigen Aufwärtstrend verletzt. Und solange nicht klar ist, ob dieser wieder nachhaltig zurückerobert werden kann, können Chartisten noch kein grünes Licht geben.
Quelle: Ostbörsen-Report
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