Kommentar
10:41 Uhr, 14.01.2011

Der Kommunismus und die Freiheit - wie die Linke den Bürger in die Irre führt

Gestern habe ich mir seit langem mal wieder eine Polit-Diskussion im Fernsehen angetan. Maybritt Illner mit Gästen zum Thema Kommunismus. Schade dass wir überhaupt noch drüber reden müssen, aber meinetwegen.
Angetreten sind Linkspartei-Chefin Lötzsch ,CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt , der Grünen-Europaabgeordnete Werner Schulz, Claus Peymann (der Intendant des Berliner Ensemble) und der Hamburger Ex-Bürgermeister Klaus von Dohnanyi.
Die positive Teilüberraschung des Abends war für mich Dobrindt, der in einem Satz alles auf den Punkt brachte. Also Lötzsch anmerkte, man werde doch noch über den Kommunismus nachdenken dürfen sagte er treffend: "Hätten Sie darüber nachgedacht, wären Sie zu einem anderen Ergebnis gekommen".

Wie eigentlich fast immer, wenn kontrovers debattiert wird, geht es um Begrifflichkeiten und deren unterschiedliches Verständnis. Hier war es vor allem die Freiheit, die ganz offensichtlich von den Beteiligten unterschiedlich definiert wird. Lötzsch stellte fest: Wer am Monatsende nichts von seinem Gehalt übrig hat, kann seine Freiheit - z.B. zum Reisen - nicht wahrnehmen. Daraus schließt sie wohl, dass noch mehr umverteilt werden muss, damit wir "mehr soziale Gerechtigkeit" bekommen. (Ich dachte unser Sozialstaat sei schon aufgebläht genug, scheinbar nicht!)

Freiheit wie sie ein echter Liberaler versteht bedeutet zwar schon, dass jeder das Recht hat zu tun was er will (wenn er die Freiheit Dritter dadurch nicht tangiert), dazu gehört auch Urlaub machen. Aber nicht auf Kosten anderer! Er ist frei darin, eine Ausbildung zu machen, die er sich gemäß seinen Fähigkeiten aussuchen kann. Er ist frei darin, selbständig zu werden, an der Börse zu zocken oder sich zu bewerben wo immer er will. Die Freiheit des Arbeitgeber ist wiederum, ihn anzustellen oder auch nicht und wenn ja, mit ihm einen Lohn auszuhandeln, den er akzeptieren kann oder auch nicht. Das ist Freiheit, und noch viel mehr. Freiheit, wie sie Kommunisten verstehen, bedeutet dagegen immer zwangsweise den einen nehmen und den anderen geben.

Damit komme ich noch zu einem anderen Begriffsproblem: Eigentum! Lötzsch und ihre Kommunisten-Freunde bezeichnen es als Enteignung, dass z.B. Fabrikarbeiter nur ihren Lohn bekommen. Nein, sie müssen auch einen Anteil an der Fabrik erhalten! Denn nur durch ihrer Hände Werk entsteht ja das Vermögen des Eigentümers der Fabrik.

Da dreht sich bei mir natürlich alles. Wenn der Eigentümer mit dem Arbeiter einen Arbeitsvertrag schließt, dann sieht der eine Entlohnung für eine Leistung vor. Punkt! Wenn der Arbeiter darüber hinaus noch etwas haben möchte kann er es ja fordern, und der Arbeitgeber kann die Forderung annehmen oder auch nicht. Freiheit! Was Frau Lötzsch und Co fordern ist genau das Gegenteil davon. Sie wollen ja den Eigentümer, der dem Arbeiter seinen Job überhaupt erst ermöglicht (!), zur Abgabe von Anteilen ZWINGEN. Dass dies auf lange Sicht dazu führt, dass niemand mehr Unternehmer sein will, kapiert Frau Lötzsch nicht oder aber sie will sogar genau das erreichen.

Stellen Sie sich vor, Sie laden sich einen Koch nach Hause ein. Sie vereinbaren mit ihm 20 EUR pro Stunde Lohn. Nachdem er das Prachtmahl für Sie und ihre Gäste hergezaubert hat, sagt er: Ich habe Teileigentum an diesem Essen! Es ist unfair mir nur einen Lohn zu zahlen! Was würden Sie sagen? Wir haben 20 EUR pro Stunde ausgemacht - basta!
Das Arbeitsrecht ist doch ohnehin sehr arbeitnehmerfreundlich. Sie können als Angestellter im Prinzip gehen, wann immer Sie wollen. Der Arbeitgeber kann Sie dagegen nicht einfach feuern. (analoges gilt für das Mietrecht). Wir leben in einem asymmetrischen Rechtssystem.

Der Witz des Abends war Peymann. Wie eine Laborratte auf Ecstasy sprang er auf seinem Stuhl herum und echauffierte sich über diesen unfassbar ungerechten Staat. Ich hatte teils den Eindruck, wir leben in Zimbabwe, wo die Menschen auf der Straße hungern müssen. Sehr klug dagegen Werner Schulz, der zu Recht darauf hinwies, dass Sozialismus/Kommunismus notwendigerweise einen Unterdrückungs-/Gewaltstaat bedeuten.

Der Sozialismus/Kommunismus geht von einem falschen Menschenbild aus. Wir sind nicht alle gleich, zum Glück. Wir werden es nie sein, und jeder Versuch, die Menschen gleich zu machen, wird scheitern. Zur Ungleichheit gehört auch eine schiefe Vermögensverteilung. Und trotzdem geht es auch eher armen Menschen heute bei uns besser als jemals in irgendeinem sozialistischen System! Der Kommunismus ist nicht nur eine nicht zu realisierende Utopie, dieses Utopie ist noch nicht mal erstrebenswert. Im Kommunismus gäbe es kein HighTech, kein Google, kein Facebook, keine tollen Erfindungen, keine tollen Unternehmer und Unternehmen, Ideen etc. Nur langweiliges Nebeneinander von gleich armen Menschen, die keinen Ansporn haben etwas zu leisten oder zu entwickeln.

Ich möchte mir zum Schluss noch eine Bemerkung erlauben. Wir leben im Jahr 2011, haben gerade eine schlimme Krise hinter uns und erleben eine Phase von beinahe Vollbeschäftigung (es gibt nur noch geringe unfreiwillige Arbeitslosigkeit außerhalb der normalen Fluktuation bei Bürgern mit einer guten Ausbildung). Das Gejammer von links bzgl. sozialer Gerechtigkeit geht mir gehörig auf die Nerven. Ich lasse zum Schluss noch eine Statistik für sich selbst sprechen - der Bundeshaushalt 2010 - man betrachte den Posten "Sozialausgaben".

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Ihr Daniel Kühn
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Über den Experten

Daniel Kühn
Daniel Kühn
Freier Finanzjournalist

Daniel Kühn ist seit 1996 aktiver Trader und Investor. Nach dem BWL-Studium entschied sich der Börsen-Experte zunächst für eine Karriere als freier Trader und Journalist. Von 2012 bis 2023 leitete Daniel Kühn die Redaktion von stock3 (vormals GodmodeTrader). Seit 2024 schreibt er als freier Autor für stock3.
Daniel Kühn interessiert sich vor allem für Small und Mid Caps, Technologieaktien, ETFs, Edelmetalle und Kryptowährungen sowie für makroökonomische Themen.

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