Kommentar
10:48 Uhr, 28.12.2017

Der größte Steuertrick aller Zeiten!

Die US-Steuerreform kommt. Dabei werden nicht nur Steuern gesenkt. Die Reform ist praktisch ein Trick, der die US-Wirtschaft plötzlich in einem ganz anderen Licht dastehen lässt.

So langsam kommt die Präsidentschaft von Trump in Fahrt. Das erste große Projekt ist geglückt. Die Steuern wurden gesenkt. Damit ist ein Wahlversprechen eingelöst. Auf der Agenda der großen Wahlversprechen stehen nun noch die Abschaffung von Obamacare, die Mauer zu Mexiko als Symbol für eine andere Grenzpolitik und eine Reduktion des Handelsbilanzdefizits.

Trump sieht die negative Handelsbilanz als ein Zeichen dafür, dass die USA im internationalen Handel über den Tisch gezogen werden. Wie so häufig haben sich die USA aber selbst über den Tisch gezogen. Die Steuerreform wird da Abhilfe schaffen, denn das ausufernde Handelsbilanzdefizit ist auch eine Folge der Steuerpolitik.

Die USA besteuerten Unternehmen so hoch wie sonst kaum ein anderes Land. Nun haben aber gerade die USA eine Menge von international tätigen Unternehmen, die einen großen Anteil ihrer Einkünfte im Ausland erzielen. Sie haben nicht nur die Einkünfte, sondern auch die Ressourcen, Steuern zu optimieren.

Die Steueroptimierung ist nicht nur ein Problem für die USA. Auch in der EU kennt man die Spiele der Unternehmen. Besonders beliebt ist ein einfacher Trick. Das Hauptquartier, z.B. in Irland, stellt seinen Niederlassungen in Deutschland und Frankreich hohe Kosten für etwa die Nutzung der Marke in Rechnung. In Deutschland wird so kaum Gewinn geschrieben. Dieser fällt in Irland an, wo die Steuern niedriger sind.

Dieses Spiel funktioniert auch aus den USA heraus – und zwar umgekehrt. Das Hauptquartier stellt seinen Tochtergesellschaften nur minimale Kosten für die Nutzung und den Verkauf der Produkte und Marken in Rechnung. Ein Beispiel: Microsoft entwickelt seine Software in den USA. Der Verkauf der Software im Ausland ist eigentlich ein US-Export. Tatsächlich verkauft wird die Software aber über eine Niederlassung in einem anderen Land. Dieser Niederlassung wird ein kleiner Betrag für den Verkauf in Rechnung gestellt.

Die Einnahmen von Microsoft USA werden so klein gehalten. Die Einkünfte fallen nicht den USA zu, sondern z.B. der niederländischen Gesellschaft, die weniger Steuern zahlen muss. Das drückt letztlich die Einkünfte aus Exporten. Rechnet man die Einkünfte aus dem Ausland durch solches Transfer-Pricing den Exporten hinzu, so sinkt das Handelsbilanzdefizit sehr deutlich (siehe Grafik).


Das Defizit liegt ohne diese Steueroptimierung nicht bei 600 Mrd. Dollar pro Jahr, sondern lediglich bei 250 Mrd. Sinken nun die Steuern in den USA, so kann man hoffen, dass die US-Gesellschaften mehr Einkünfte direkt verbuchen. Die Exporte steigen und das Defizit sinkt.

In der Realität ändert sich wenig. Es ist Buchhaltung, die das Defizit kleiner machen könnte. Bisher wurden die „Nicht-Exporte“ als Einkünfte aus Auslandsinvestitionen verbucht. Diese würden sinken und die Handelsbilanz dafür besser aussehen. Vielleicht reicht das ja, um Trump zu beruhigen und dieses Wahlversprechen als erfüllt anzusehen, wenn sich die Buchhaltung ändert.

Clemens Schmale

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3 Kommentare

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  • Powerseller61
    Powerseller61

    Die Zahlen und Aussagen stimmen nicht. USA und höchsten Steuersätze der Welt. Da lachen alle Kenner. 35% max. für Kapitalgesellschaften. Zudem gibt ohne Ende "Steuerparadise" dort. Nur mal ein wenig recherchieren. Guten Rutsch!

    13:01 Uhr, 28.12.2017
    1 Antwort anzeigen
  • Newton1642
    Newton1642

    Zunächst wird das Handelsbilanzdefizit der USA 2017 bei ca. 800 Mrd. USD liegen und nicht bei 600 Mrd wie man den aktuellen Zahlen bei Statista entnehmen kann. Es wird also Nahe an die Rekordwerte von 2007 und 2008 herankommen. Zudem ist es relativ bekannt, dass die USA bzw. das BEA sehr viele Vorleistungen bei der Erfassung der Nettoexporte für die Ermittlung des BIP nicht berücksichtigt. Damit wird das Defizit kleiner gerechnet als es tatsächlich ist.

    Der Marketingweltmeister in Sachen Ökonomie, die USA legen doch doch immer wieder ganz viele Finanzmarktakteure aufs Kreuz!

    11:41 Uhr, 28.12.2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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