Kommentar
14:31 Uhr, 29.07.2009

Der „Express“-Zug nimmt deutlich Fahrt auf

Derzeit lässt sich ein Trend am Zertifikatemarkt beobachten: Je schneller sich die Börsen erholen, desto zahl- und vor allem auch variantenreicher entwickelt sich das Angebot an Express-Produkten. Das ist insofern nicht ganz verwunderlich, da mit derlei „Seitwärtskünstlern“ zumindest in der klassischen Form nur dann wirklich Gewinne zu erzielen sind, wenn sich der Basiswert an den Bewertungstagen wenigstens behauptet zeigt. Genau aus diesem Grund standen auch zu Beginn der Hausse-Bewegung gerade solche Abwandlungen ganz oben auf der Beliebtheitsskala der Anleger, die sogar in mehr oder weniger fallenden Märkten ihre Renditeziele realisieren können wie z.B. „Step-down“- oder „Memory“-Express-Strukturen. Jetzt, wo immer mehr Investoren wieder ins Bullenhorn blasen, reagieren Emittenten wie die UBS oder ganz aktuell auch die Société Générale mit Express-Produkten, die mit Namen wie „Best-of“- bzw. „Maximum“-Express bereits darauf hindeuten, das hier mehr als bei einer Seitwärtsbewegung sonst üblich drin ist.

Das entscheidende Kriterium bei diesen beiden sehr ähnlich gelagerten auf den Euro STOXX 50 lautenden Produkten, ist die Möglichkeit, statt eines festen Express-Kupons ab dem zweiten Stichtag die tatsächliche Wertentwicklung des Index zu erhalten, falls diese höher ist als der Kupon. Dazu ist es notwendig, dass der Basiswert am jeweiligen Bewertungstag mindestens das Emissionsniveau verteidigen kann. Dann kommt es analog zu herkömmlichen Express-Zertifikaten auch hier zu einer vorzeitigen Fälligstellung.

Im Detail unterscheiden sich die beiden Papiere aber in zahlreichen Punkten. So verfügt das Schweizer Produkt ausschließlich über halbjährlich aufeinanderfolgende Beobachtungstage bei einer vierjährigen Laufzeit, während man bei den Franzosen nur im ersten Jahr zweimal die Wertentwicklung misst und dann in den restlichen vier Jahren auf einen Jahres-Rhythmus überwechselt. Der erste Bewertungstag findet bei beiden jedoch bereits nach sechs Monaten statt, wobei die UBS eine ganz reguläre Express-Chance nur eben ohne „Best-of“-Mechanismus gewährt, während es bei der Société Générale nur dann zur vorzeitigen Tilgung kommt, wenn das Euroland-Barometer mindestens um sieben Prozent gestiegen ist. Als Ausgleich für diese deutlich höhere Anfangshürde wird dem Anleger dann auch der volle Jahres-Kupon in Höhe von ebenfalls sieben Prozent erstattet. Bei der UBS genügt hingegen bereits ein unveränderter Indexstand für die halbjährliche Expressrate von 4,50 Prozent, die mit neun Prozent hochgerechnet aufs Gesamtjahr gegenüber dem „Maximum-Express“ einen stolzen Performance-Vorsprung von zwei Prozent liefert. Ein weiterer wichtiger Unterschied ergibt sich bei Endfälligkeit, wenn es zu keiner vorzeitigen Tilgung gekommen ist und der Index auch an der 100-Prozentmarke scheitert. Dann folgt das Papier der Société Générale der klassischen Variante und zahlt bei Einhaltung der sehr tief angesetzten Barriere von 50 Prozent zumindest den Nennbetrag zurück, während bei der UBS ein Indexstand, der mindestens auf Höhe der zwischen 64 und 69 Prozent fixierten Kursschwelle notiert, sogar noch die volle Erstattung des dann bei 36 Prozent liegenden Kupons ermöglicht. Ein weiterer Pluspunkt für die Schweizer, die darüber hinaus aber keine weitere Barriere mehr anbieten.

Der BörseGo Tipp:
Beide Express-Zertifikate eignen sich wegen ihrer fehlenden Renditedeckelung auch für Anleger, die mit deutlichen Anstiegen am Aktienmarkt rechnen. Darüber hinaus zahlt sich hier aber auch eine Seitwärtsbewegung und bei der UBS sogar ein moderates Absinken am Ende der Laufzeit aus. Insofern stellt das vor kurzem emittierte Papier der Schweizer nicht zuletzt auch aufgrund des deutlich höheren Kupons und der kürzeren Bewertungsabstände das flexiblere und ausgewogenere Produkt dar. Bei den Franzosen wird der „sauer verdiente“ hohe Anfangs-Kupon außerdem durch den bei Zeichnung erhobenen stattlichen Ausgabeaufschlag von drei Prozent schnell wieder zunichte gemacht.

Best-of-Express-Zertifikat
Emittent/WKN: UBS / UB6HB8
Laufzeit: 07.08.2013
Preis: Ausgabepreis: 100 € (zzgl. 2 % Agio)
Maximum-Express-Zertifikat
Emittent/WKN: Société Générale / SG5K6K
Laufzeit: 25.08.2014
Preis: (in Zeichnung bis zum 21.08.2009) Ausgabepreis: 100 € (zzgl. 3 % Agio)

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/investmentcertificates/overview

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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