Kommentar
16:49 Uhr, 18.09.2014

Der Exit

Wie genau kann die Fed es schaffen, die Leitzinsen wieder anzuheben und welche Pobleme ergeben sich dabei?

Die Fed am Mittwoch zum ersten Mal im Rahmen ihres Zinsentscheides die Exit-Strategie umrissen und unter anderem dargelegt, mit welchen Tools der Leitzinssatz angehoben werden soll, was in einem Umfeld mit fast 3 Billionen US-Dollar an Überschussreserven nicht ganz so einfach ist, wie es sich vielleicht anhört.

Die Fed Funds Rate (der Leitzinssatz) ist der Satz, zu dem sich Banken untereinander Geld leihen, um ihren Mindestreserveanforderungen gerecht werden zu können. Vor 2008 hat die Fed den Zinssatz durch Offenmarktgeschäfte, sprich den An- und Verkauf von Anleihen kontrolliert. Damit wurde entweder Liquidität in den Markt gegeben oder abgesaugt, was zur Folge hatte, dass der Leitzins entweder fiel oder stieg.

6 Jahre nach den „Gelddruckorgien“ der Fed ist der Federal Funds Markt nun leider jedoch mausetot. Banken müssen sich keine Gelder von niemand mehr leihen, um ihre Mindestreserveanforderungen zu erfüllen, da sie regelrecht in Überschussreserven schwimmen. Wie also die Zinsen anheben, wenn nicht über Offenmarktgeschäfte und den gefürchteten Verkauf von Anleihen? Es gibt zwei Möglichkeiten:

Zinsen auf Überschussreserven

Gegenwärtig liegt der Zins für Überschussreserven bei 0,25%. Dies ist der Satz, den Banken bekommen, wenn sie ihr Geld bei der Fed parken, und wird auch IOER (Interest On Excess Reserves) genannt.

Der IOER agiert als Boden unter den Leitzinsen, denn sollten diese unter den Schwellenwert fallen, könnten sich Banken über die Federal Funds Rate verschulden, das Geld der Fed übergeben, und IOER kassieren.

Nun haben Zinsen auf Überschussreserven leider aber ein großes Manko: Sie können nur von Banken verdient werden und haben deshalb keinen Einfluss auf die Zinssätze im „Schattenbankensystem“.

Hier kommt die Reverse Repo Repurchase Fazilität (RRP) ins Spiel:

Reverse Repos (RRP)

Über das RRP-Programm der Fed können Teilnehmer am Repomarkt ihr Geld über Nacht bei der Fed abliefern, und bekommen im Gegenzug Anleihen übermittelt.

Damit wird ein zweiter Boden unter die kurzfristigen Zinssätze eingezogen, der dabei helfen soll den Zinssatz, zu welchem sich nicht-Banken wie zum Beispiel Fannie Mae oder Freddie Mac Geld besorgen können, anzuheben.

Unintended Consequences

RRPs werden von der Fed zum Test ihrer Wirksamkeit schon seit einer geraumen Weile durchgeführt. Diese Testphase verlief relativ vielversprechend, war aber vom Umfang her sehr begrenzt. Im wirklichen Ernstfall eines Zinsschrittes gibt es deshalb durchaus einige Klippen zu umschiffen:

  1. Der Zinssatz der RRPs darf nicht zu nahe an den IOER liegen. Dies würde nämlich den Outflow von Geldern aus dem Bankensystem ins unregulierte Schattenbankensystem forcieren, was nicht im Interesse der Fed läge, da die makroprudentielle Regulierung mit zu den großen Herzensanliegen von Janet Yellen gehört.
  2. Der Repo-Markt in den USA ist riesengroß und so könnte das Volumen der RRPs laut neuesten Umfragen unter Ökonomen mit möglicherweise bis zu $250 Mrd pro Tag weit über den durchschnittlich $120 Mrd, welche die Fed in der Testphase des Programms leihen musste liegen. Die Zentralbank wird damit zu einem hauptsächlichen Player im Repomarkt mit möglicherweise komplexen Konsequenzen.
  3. Was passiert im Falle eines Stressszenario? Angenommen es kommt zu einer Vertrauenskrise im großen Stil, ähnlich 2008 – welchen Anreiz haben große Cash Pools ihre unversicherten Gelder bei einer - potentiell gefährdeten Bank zu deponieren, wenn sie die Möglichkeit haben ihr Bares über RRPs bei der sichersten aller Banken, der Federal Reserve zu parken? In diesem Szenario besteht das Risiko von Bank-Runs im großen Stil.
  4. Zu guter Letzt: Die Anhebung der Zinsen über IOER-Manipulation kostet eine Stange Geld für den Steuerzahler. Wie wird die Öffentlichkeit reagieren, wenn die Fed den Banken große Summen an Geld überweist, nur damit diese Kredit teurer machen? Ist das gerecht?

Fazit

Die Anhebung der Zinsen ist ohne den Verkauf von Anleihen im großen Stil alles andere als ein einfacher Prozess, und wird von der US-Notenbank wohl im „Learning By Doing“-Stil durchgeführt werden.

Weder ist vollkommen klar, ob der RRP-Boden überhaupt hält, noch mit welchen Konsequenzen vor allem in einem Krisenszenario gerechnet werden müssen.

Vielleicht hilft zur Beruhigung der Anleger die ominöse Aussage Stanley Fishers, dass die Fed notfalls im Besitz eines weiteren „Tools“ sei, um die Zinsen zu kontrollieren. Nichts genaues weiß man darüber aber leider (oder zum Glück) nicht..

1 Kommentar

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  • wuwei
    wuwei

    ​das mit der Zinsanhebung war doch nur ein taktisches Manöver damit der Dow nicht durch die Decke ging, nun geht es halt langsmer nach oben , weil man an eine Zinsanhebung glaubt, die nicht so schnell kommen wird.

    Gut gemacht Fr. Yellen

    20:37 Uhr, 18.09. 2014

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Über den Experten

Simon Hauser
Simon Hauser
Redakteur

Simon Hauser hält für Guidants News die Stellung in North Carolina und sendet aus sicherer Entfernung zur Wall Street Echtzeitnachrichten in die Welt. Leider spielen die Kennzahlen der Wirtschaftsteilnehmer oft nur eine untergeordnete Rolle und werden dominiert von einem hysterischen Medienzirkus, punktundkommalosem Zentralbank-Blubber, und mysteriösen Algo-Kreaturen. Simon Hauser hat über die Jahre als aktiver Börsenteilnehmer ein krudes Interesse für diese Dinge, welche in einer perfekten Welt eigentlich keine Rolle spielen sollten entwickelt, und versucht (mit wechselndem Erfolg) zu ergründen was die Kurse wirklich treibt.

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