Kommentar
14:27 Uhr, 26.04.2010

Der Euro war ein großer Fehler...

Das muss man sich einmal vorstellen: Erst erschleichen sich die Griechen den Zugang zur Europäischen Währungsunion mit gefälschten Zahlen. Daraufhin erhalten sie Subventionen aus der Europäischen Gemeinschaftskasse, die wegen eben jener Mauscheleien weitaus höher ausfallen, als es eigentlich gerechtfertigt gewesen wäre – kurz gesagt: Das Land betrügt seine Nachbarn, lebt anschließend auf deren Kosten weit über seine Verhältnisse, verpulvert das Geld, das die EU über Transferleistungen zur Verfügung stellt – und macht dabei pleite.

Und jetzt, wo Athen auf Kosten der EU und deren Steuerzahler abgewirtschaftet hat, soll allein Deutschland, das vergleichsweise solide gewirtschaftet hat, mehr als acht Milliarden Euro an Finanzhilfen bereitstellen - zur Strafe sozusagen! Haben die Politiker in Berlin und Brüssel eigentlich vollkommen den Verstand verloren?

Auch Länder wie Spanien oder Italien, die ebenfalls an der „Griechischen Krankheit“ leiden, sollen Milliardenbeträge zur Verfügung stellen. Wer da noch glaubt, das alles werde irgendwie gut ausgehen, der muss schon sehr naiv sein.

Die einzige gangbare Lösung wäre ein Rauswurf Griechenlands aus dem Euro-Verbund. Doch derzeit wird so getan, als werde die Katastrophe erst perfekt, wenn man den Griechen den Euro wegnimmt. Finanzminister Wolfgang Schäuble etwa kann es gar nicht schnell genug gehen, das Geld der Steuerzahler nach Athen zu überweisen.

Dafür ist er nun sogar bei Fraktionskollegen in die Kritik geraten. Am Ergebnis wird das freilich nichts ändern: Griechenland ist pleite und die anderen Euro-Länder werden jetzt die Brieftasche zücken, um einen Staatsbankrott abzuwenden – der mit einiger Verzögerung dann trotzdem eintreffen wird. Übrigens nicht nur in Griechenland. Die folgende Grafik zeigt, dass an vergleichbaren Problemfällen in Europa kein Mangel herrscht.

Dabei wird genau anders herum ein Schuh daraus: Der Euro krankt seit seiner Einführung an der unterschiedlichen Leistungsfähigkeit der einzelnen Volkswirtschaften Europas. Diesen Mangel wird man nicht beheben, indem man nun weitere Milliardensummen verschwendet und gutes Geld dem schlechten hinterher wirft.

Verschuldete Volkswirtschaften wie Griechenland können nur auf die Beine kommen, wenn man ihnen die Möglichkeit gibt, sich mit einer abgewerteten Währung einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen. Dann, und nur dann, springt der Export wieder an, der das Land aus der Misere führen kann. Man denke nur daran, wie Euro-Urlauber das Land überschwemmen würden, gäbe es eine stark abgewertete Drachme.

Lässt man Griechenland dagegen weiter unter der Fuchtel der Gemeinschaftswährung, dann ist das Land zu einer Sparorgie verurteilt, die der ohnehin stark angeschlagenen Wirtschaft den Gnadenstoß versetzen wird. Wenn dann noch die Zinsen steigen, was sie derzeit in Griechenland tun, dann ist die Katastrophe vorprogrammiert.

Besonders erheiternd sind derzeit einige Kommentatoren, die den Spekulanten die Schuld an der Griechischen Misere in die Schuhe schieben wollen. Die Finanzmärkte hätten das Land in die Enge getrieben, heißt es. Das hört sich in Zeiten einer Finanzmarktkrise natürlich gut an und verkauft sich hervorragend.

Doch auch hier liegt die Wahrheit ganz woanders: Es ist uneingeschränkt zu begrüßen, wenn die Finanzmärkte Exzesse wie jene in Griechenland erkennen und auf die Spitze treiben – indem sie beispielsweise auf eine Pleite des Landes spekulieren. Denn auf diesem Wege können Fehlentwicklungen, wie sie jetzt in Athen zu beobachten sind, wirksam ausgemerzt und beseitigt werden.

Deshalb ist die Gefahr groß, dass die Probleme Griechenlands durch die Hilfen der EU nur vorübergehend unter den Teppich gekehrt werden. Weil die Finanzmärkte natürlich keine Ruhe geben werden, könnte sich das Ende damit lediglich um einige Monate verzögern - um dann mit umso größerer Wucht zuzuschlagen...

Wahrscheinlich werden die Verantwortlichen in der Politik erst dann erkennen, dass die Einführung des Euro ein Fehler war. Doch dann wird es zu spät sein, um das Blatt noch einmal zu wenden - und wir alle werden die Zeche für diesen Irrsinn bezahlen.

Wie wir die Lage jetzt einschätzen und was wir unseren Lesern raten, das lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs, die in Kürze erscheint.

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Zum Autor:
Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG, und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de und www.antizyklischer-aktienclub.de

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