Kommentar
15:39 Uhr, 01.12.2014

Der Erfolg der Notenbanken

Notenbanken waren selten so aktiv wie sie es derzeit sind. Ihr Ziel ist nicht weniger als die Rettung der heimischen Wirtschaften. Dass das gelingt wird immer fraglicher.

Die US Notenbank hat es vorgemacht und es sieht so aus als hätte sie Erfolg gehabt. Ob das wirklich so ist, weiß niemand so genau. Die Wirkung von Quantitative Easing ist umstritten und so wirklich kann niemand nachweisen, wie QE tatsächlich wirkt. Ob die Wirtschaft durch die Notenpresse wieder in Gang kam, lässt sich nicht sagen. Immerhin kann man doch von einem starken, indirekten Effekt sprechen. Die Notenpresse hat Vertrauen geschaffen. Ohne dieses Vertrauen hätten Unternehmen nicht investiert, Bürger nicht konsumiert usw. Es war wahrscheinlich nicht die Notenpresse per se, die geholfen hat, sondern viel mehr der psychologische Effekt.

Die japanische Notenbank (Bank of Japan, BoJ) und die EZB wollen das replizieren. Die EZB hat 2012 diesbezüglich bereits einen großen Schritt gemacht, indem Draghi die berühmten Worte „der Euro ist unumkehrbar“ sprach. Danach hat sich die Eurokrise mirakulös in Luft aufgelöst. So schien es zumindest. Die Renditen von Staatsanleihen der Krisenländer sind drastisch gesunken, teils von 7% auf nun 2%. Sollte die EZB nun nach ihren bisherigen Programmen auch noch Staatsanleihenkäufe aufnehmen, dann überschießt sie das Ziel höchstwahrscheinlich. Vertrauen ist ja bereits da. Eine Bilanzausweitung um eine Billionen Euro wird da nicht mehr viel bewegen.

Die BoJ versucht etwas, was auch das US QE nicht bewirken konnte: Inflation anzuheizen. In Japan gibt es keine Vertrauenskrise. Da kann die BoJ nichts machen und die Wirkungslosigkeit von QE in Bezug auf Kreditnachfrage und Inflation ist inzwischen recht deutlich geworden. Die BoJ wird wahrscheinlich scheitern. Die Abwertung der Währung kann zwar die Inflation beleben, aber trotz der bereits beachtlichen Abwertung des Yen tut sich nicht viel. Energiepreise sind gesunken und demnächst will Japan wieder Atomanlagen ans Netz bringen. Das reduziert die Notwendigkeit für immer höhere Öl- und Kohleimporte.

Was den Notenbanken noch bleibt ist die Hoffnung, dass eine schwächere Währung zumindest die Exporte belebt. Wie gut das funktioniert hat Japan gezeigt. Die Exporte stiegen zuletzt zwar wieder etwas deutlicher an, unterm Strich hat sich seit 2010 aber wenig getan. Bis das Vorkrisenniveau aus 2007 wieder erreicht wird, vergehen noch Jahre.

Besonders irritiert die Annahme, dass steigende Exporte wegen einer schwächeren Währung die Inflation beleben könnte. Japan hatte bis 2010 einen hohen Handelsbilanzüberschuss und deflationäre Tendenzen. Die Notenbank versucht jetzt in puncto Handelsbilanz, Japan, wieder dorthin zu bringen, wo das Land schon war. Die Hoffnung, dass es dann trotzdem anders ist als zuvor, ist schon absurd.

Die BoJ ist nun weltweit nicht die einzige Notenbank, die versucht sich auf Kosten anderer zu bereichern. Die EZB steigt wohl in den Abwertungswettlauf ein, um das Bisschen an Trendwende, was wir aktuell sehen, nicht zu gefährden. Wenn nun aber alle abwerten, dann hat keiner etwas davon. Es sind ja auch nicht nur die EZB und die BoJ, die lockern, sondern auch Notenbanken in Schwellenländern wie China. Hier werden die Zinsen gesenkt. Das hilft der Währung nur bedingt, weil zumindest der USD Kurs zum Remnibi bestimmt wird und nicht frei ab- bzw. aufwerten kann. Gegenüber Währungen wie dem Euro hilft es ein wenig. Vor allem aber will die Notenbank wohl zwei Dinge bewirken. Einerseits soll das Kreditwachstum nicht ins Stocken geraden. Anderseits signalisieren sie, dass sie nicht ewig tatenlos zusehen werden. Ersteres ist bedenklich, weil in China das Kreditwachstum ohnehin schon ungesund ist.

Was am Ende bleibt, ist die Hoffnung, dass zumindest die US Notenbank an ihrem Kurs festhält und die Abwertung des USD beendet hat. Dann können die USA zumindest wieder als „Importer of last resort“ dienen. Das tun sie regelmäßig, wie das enorme Handelsbilanzdefizit anzeigt.
Immerhin hat der Aktionismus der Notenbanken einen positiven Nebeneffekt: er senkt die Inflation. Das ist zwar das Gegenteil dessen, was die Notenbanken bewirken wollen und wahrscheinlich von Notenbankern nicht als positiver Effekt gesehen, aber für den Verbraucher ist es eine gute Nachricht. Der Grund für deflationären Druck aufgrund der Abwertung ist schnell erklärt: die abwertenden Länder exportieren Deflation. Japanische Güter werden im USD Raum günstiger. Das senkt die Inflation. In Japan selbst sorgt es zwar nicht für deflationären Druck, dafür aber in anderen Währungsräumen. Da nun mehrere Währungsräume abwerten, dürfte in diesen Gebieten die Inflation eher stabil bleiben und in den Währungsräumen, die nicht abwerten, die Inflation sinken.

Historisch betrachtet ging die Rechnung des Abwertungswettlaufs selten auf. Es funktioniert, wenn es nur einer tut. Tun es alle, dann schadet es mehr als es nützt. Es bilden sich Kreditblasen, die Wirtschaft verliert an Wettbewerbsfähigkeit, es wird nicht reformiert usw. Das ist ein wirklich gefährliches Spiel.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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