Kommentar
07:00 Uhr, 25.04.2016

Der Dollar lebt!

Der Dollar war in den letzten Wochen ungewöhnlich schwach. US-Aktien hat das geholfen, ebenso wie den Rohstoffpreisen. Der Trend kann sich zwar fortsetzen, aber gewiss nicht gegenüber jeder Währung.

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Die gestrige Kursbewegung des Dollars gegenüber dem Yen ist eindeutige: US-Dollar / Japanischer Yen (111,7500 ¥2,13 %). Die Reaktion hat einen Grund. Es nicht neu aufkommende Dollarstärke, sondern eine Wiederbelebung der Yenschwäche. Schon seit Wochen sind Notenbanker und Politiker besorgt über diese Schwäche. Genutzt haben diese Verbalinterventionen bisher wenig.

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Wenn Verbalinterventionen nicht nutzen, dann müssen die Fakten anders geschaffen werden. Noch ist nichts in trockenen Tüchern, da die Notenbank erst kommende Woche tagt und ihre geldpolitische Entscheidung am Donnerstag mitteilt, doch es deuten sich klare Maßnahmen an. Zu den nun diskutierten Maßnahmen gehört eine Kopie der EZB Politik.

Die EZB hatte im März neue TLTRO (Targeted Long Term Refinancing Operations) angekündigt. Bei diesem Instrument sollen sich Banken einmal pro Quartal Geld für mehrere Jahre leihen können. Sofern Banken gewisse Schwellenwerte überschreiten, erhalten sie für die aufgenommenen Kredite bei der EZB Geld. Ihnen werden die negativen Zinsen teilweise weitergereicht.

Die Weitergabe negativer Zinsen an Banken, die bisher die negativen Zinsen selbst zahlen müssen, ist revolutionär. Ohne den Leitzins ins Negative absenken zu müssen lassen sich über das Spezialprogramm Banken subventionieren, indem sie Zinsen für die Kreditaufnahme erhalten. Banken hatten sich in der Eurozone über die immer weiter sinkenden Zinsmargen beschwert. Verdienen Banken immer weniger, müssen aber gleichzeitig immer mehr Kapital vorhalten, dann entscheiden sich viele Banken lieber dafür weniger Kredit zu vergeben als mehr Kapital zurückzulegen.

In Japan ist die Situation ähnlich. Banken verdienen aufgrund der niedrigen Zinsen immer weniger. Es ist jedoch nicht nur ein Margenproblem, sondern vor allem auch ein Nachfrageproblem. Unternehmen fragten zuletzt so wenig neuen Kredit nach wie seit Jahren nicht mehr. Die Margen sind also dünn und die Kreditnachfrage sinkt. Das ist für Banken extrem herausfordernd.

Die Bank of Japan diskutiert aus diesem Grund die Einführung negativer Zinsen nicht nur für Bankeinlagen, sondern auch für Kredite, die Banken bei der Notenbank aufnehmen, um sich zu refinanzieren. Das lindert das Margenproblem und garantiert, dass auch die Banken die fallenden Zinsen weitergeben. Das wiederum sollte die Kreditnachfrage beleben.

Nachdem die Zinssenkung für Überschussreserven ins Negative Anfang 2016 fehlschlug, ist die Frage berechtigt, ob die Notenbank wirklich nachlegen will, indem sie die Refinanzierungssätze senkt. Auf dem Papier ist die Idee gut, doch es könnte auch nach hinten losgehen wie im Januar. Vielleicht sind deswegen aus dem "Umkreis der Notenbank" diese Überlegungen heute öffentlich geworden, um die Idee zu testen. Der Yen jedenfalls dürfte sich in den kommenden Wochen und Monaten wieder schwächer zeigen. Die Notenbank meint es ernst mit dem Kampf gegen die Aufwertung.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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