Fundamentale Nachricht
13:08 Uhr, 17.01.2022

Der chinesische Zug ist ins Stocken geraten

Die chinesische Wirtschaft hatte im Jahr 2021 einen starken Start, als sich die Wirtschaftstätigkeit erholte, aber sie hat u. a. aufgrund strenger Anti-Corona-Maßnahmen, die sich negativ auf den Konsum auswirkten, an Schwung verloren.

Peking (Godmode-Trader.de) - Chinas Wirtschaft erholte sich 2021 von ihrem pandemiebedingten Einbruch. Das Bruttoinlandsprodukt der Volksrepublik wuchs um 8,1 Prozent und lag damit deutlich über dem Regierungsziel von „über 6 Prozent" und dem Wachstum von 2,2 Prozent im Jahr 2020, wie das Statistikamt in Peking mitteilte.

Doch die starken Gesamtjahreszahlen lassen die abnehmende Dynamik im Jahresverlauf zunächst nicht erkennen. Im vierten Quartal stockte der volkswirtschaftliche Zug, wenn auch nicht so stark wie befürchtet. Die meisten Analysten hatten für die Monate Oktober bis Dezember mit einem Wachstum von 2,5 bis 3,5 Prozent gerechnet. Unwetter, örtliche Lockdowns und Engpässe bei der Stromversorgung würden das Wachstum dämpfen, so die Erwartungen. Im Vorjahresvergleich legte die zweitgrößte Volkswirtschaft demnach zwischen Oktober und Dezember um 4,0 Prozent zu. Im dritten Quartal hatte das Wachstum noch bei 4,9 Prozent gelegen nach 18,3 Prozent im ersten und 7,9 Prozent im zweiten Quartal. Ein Sprecher der Statistikbehörde sagte, die Binnenwirtschaft unter stehe „unter dem dreifachen Druck eines Nachfragerückgangs, eines Angebotsschocks und schwächerer Erwartungen“.

Die chinesische Notenbank hat auf die nachlassende Wirtschaftsentwicklung im Land regiert und zwei wichtige Leitzinsen reduziert. Wie die People's Bank of China am Montag mitteilte, fällt der Zinssatz für einjährige Refinanzierungsgeschäfte mit den Banken um 0,1 Prozentpunkte auf 2,85 Prozent. Zugleich wurde der Zins für einwöchige Wertpapiergeschäfte im gleichen Ausmaß auf 2,1 Prozent gesenkt. Darüber hinaus gab die Notenbank zusätzliche Liquidität in das Finanzsystem. „Offenbar macht sich die Regierung Sorgen über ein Abgleiten der Wirtschaft, gerade auch im Hinblick auf die konjunkturellen Risiken der Omikron-Variante", kommentierten Analysten der Commerzbank. Die Notenbank könnte die Geldpolitik weiter lockern, auch wenn ihr Handlungsspielraum angesichts der Schuldenproblematik begrenzt ist. In China sind viele öffentliche Unternehmen und die Provinzregierungen zum Teil hoch verschuldet.

China gilt nach wie vor als einer der zentralen Wachstumsmotoren für die globale Wirtschaft. Dementsprechend wirken sich die Entwicklungen im Land auch in Europa aus. Die Aussichten für die kommenden Monate sind allerdings trüb. Das hat vor allem mit der Pandemie zu tun. Anders als die meisten westlichen Länder verfolgt Peking eine konsequente Null-Toleranz-Strategie. Weitere punktuelle Lockdowns dürften nur mehr eine Frage der Zeit sein.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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