Kommentar
11:29 Uhr, 01.09.2010

Deka-EZB-Kompass: Zur Abwechslung dominieren externe Entwicklungen

1. Der EZB-Kompass legte im August auf nun 49,6 Punkte von (revidierten) 48,7 im Juli zu. Damit war sein Anstieg deutlich weniger ausgeprägt als in den Vormonaten. Zudem sieht es so aus, dass der EZB-Kompass demnächst stagnieren und dann fallen dürfte – das zumindest deuten unsere Prognosen an. Damit wäre der Indikator gleichsam an seinem neutralen Niveau von 50 Punkten abgeprallt. Die nachlassende Dynamik kommt dabei aus dem verarbeitende Gewerbe: Der entsprechende Einkaufsmanagerindex sank im August merklich und wirkte somit auch negativ auf den so genannten „Composite“-Index, der in die Berechnung des EZB-Kompasses einfließt. Diesem Trend sollte das „Economic Sentiment“ in den nächsten Monaten folgen. Gleiches gilt für die „harten Daten“ der Industrieproduktion. Die tendenziell nachlassende reale Nachfrage dürfte sich dann zudem dämpfend auf die Preiskomponenten des EZB-Kompasses auswirken.

2. Die niedrigere Konjunkturdynamik Eurolands, die wir in der nächsten Zeit wohl beobachten werden, ist aber nicht allein ein hausgemachtes Phänomen. Vielmehr ist es momentan die fragil erscheinende US-Konjunktur, die Sorgen bereitet: Häuser- und Arbeitsmarkt haben nach einer scheinbar sehr ordentlichen Trendwende zu Frühjahrsbeginn in der Folge heftig enttäuscht und die US-Notenbank wieder in Alarmbereitschaft versetzt. Neben der weiteren US-Entwicklung erscheint auch Asien nicht mehr die Impulse für die Weltwirtschaft liefern zu können wie noch in der ersten Jahreshälfte. Die japanische Notenbank hat als Reaktion am Montag – wenn auch in einem eher symbolischen Akt – sogar abermals ihre Geldpolitik gelockert.

3. Noch ist diese Konjunkturschwäche aber nicht voll nach Euroland geschwappt. Wahrscheinlich wird EZB-Präsident Trichet auf der Pressekonferenz am Donnerstag sogar nicht ohne Stolz auf das ungewöhnlich starke BIP-Wachstum des Euroraums im zweiten Quartal hinweisen und darauf, dass für das laufende Vierteljahr ebenfalls mit einem überdurchschnittlichen BIP-Plus zu rechnen ist. Das sollte sich auch in den aktuellen Projektionen des EZB-Mitarbeiterstabes widerspiegeln, die für das BIP-Wachstum im Mittel nun eine 1,5 % statt einer 1,0 % für 2010 ausweisen sollten. Allerdings sind für die weitere Geldpolitik allein die Entwicklungen nächstes Jahr relevant. Für 2011 sollte der Stab seine Projektionen auch etwas angehoben haben, wohl von 1,2 % im Mittel auf jetzt 1,4 %. Das wäre aber Ausdruck einer fast unveränderten Dynamik im weiteren Konjunkturverlauf. Das zusätzliche Wachstum käme allein aus der zurzeit besser als ursprünglich erwarteten Lage („statistischer Überhang“). Folglich ergäbe sich – gerade bei wieder zunehmenden externen Risiken – kaum Bedarf, die bisherigen Inflationsprojektionen von 1,5 % für 2010 und 1,6 % für 2011 zu ändern.

4. Ein bedeutender Schwerpunkt der Pressekonferenz hätte eigentlich die Verkündung des weiteren Vorgehens in Sachen Vollzuteilung bei den Wochen-, Monats- und Dreimonatstendern sein sollen. Durch das Interview von Bundesbankpräsident Weber vom Freitag vorletzter Woche ist diesem Teil der PK nun einige Brisanz genommen worden. Denn Weber sagte klar, dass mit einem Ausstieg aus der Vollzuteilungspraxis erst Anfang 2011 zu rechnen sei, also nach dem für Banken bisweilen problematischen Jahreswechsel.

5. Nach unserer Einschätzung besteht wenig Zweifel daran, dass EZB-Präsident Trichet Webers Worte grundsätzlich bestätigen und dann das weitere Vorgehen bezüglich der Tendervollzuteilungen erläutern wird. Bezüglich der Dreimonatstender wird Trichet nach unserer Einschätzung verkünden, dass diese zunächst bis einschließlich Dezember fortgeführt werden. Bezüglich der kürzer laufenden Einmonatsund Wochentender besteht dagegen zunächst keine Notwendigkeit, einen konkreteren Fahrplan vorzulegen, da ein Ausstieg aus der Vollzuteilung sinnvoller Weise über die länger laufenden Tender erfolgt. Eine solche Vorgehensweise ermöglicht es der EZB, die momentan wieder etwas angespannte Lage zu beruhigen und sich gleichzeitig nicht zu lange zu binden. Damit könnte sie, ohne ihre Glaubwürdigkeit zu gefährden, weiter auf Sicht fahren. All diejenigen, die mit einer weiter gehenden Festlegung der Notenbank rechnen, würden also enttäuscht. Das könnte auch der allgemeine Tenor der PK werden: Die EZB gibt sich insgesamt leicht renten- und geldmarktunfreundlich, weil sie ihre Projektionen tendenziell anhebt und extremeren Erwartungen an eine lockere Geldpolitik einen Riegel vorschiebt.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 160 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen