Deflation: Die Notenbanken haben keine Chance
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Neel Kashkari, Notenbankchef der Regionalen Federal Reserve von Minneapolis, stimmte gegen den letzten Entscheid. Er war nicht alleine. Auch Robert Kaplan stimmte dagegen, allerdings aus anderen GrĂŒnden. Kashkari ist die Ăber-Taube unter den Notenbankern. Er befĂŒrwortet ganz klar eine noch lockerere Geldpolitik.
Notenbanker einigten sich in ihrem Entscheid darauf, die Zinsen nicht anzuheben, bevor die Inflationsrate 2âŻ% erreicht und erwartet wird, dass 2âŻ% ĂŒbertroffen werden. Das ist Kashkari zu restriktiv. Er will, dass die Notenbank wartet, bis die Inflationsrate fĂŒr lĂ€ngere Zeit ĂŒber 2âŻ% ist.
Sein Hauptargument sind Lehren aus dem letzten Zinszyklus. Die Zinsen wurden erstmals angehoben als die Notenbank glaubte, dass VollbeschĂ€ftigung erreicht ist. Ist VollbeschĂ€ftigung erreicht, so die Theorie, sollte die Inflation ansteigen. Damit sie nicht auĂer Kontrolle gerĂ€t, mĂŒssen die Zinsen steigen.
Im Nachhinein stellte sich heraus, dass 5âŻ% Arbeitslosigkeit alles andere als VollbeschĂ€ftigung war. Selbst bei einer Arbeitslosenquote von 3,5âŻ% kam es zu keinem Inflationsanstieg. Die FehleinschĂ€tzung darĂŒber, welches Arbeitslosenniveau erreicht werden muss, um Inflation zu erzeugen, war fĂŒr Kashkari der ausschlaggebende Punkt.
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Nach Rezession heben Ăkonomen ihre SchĂ€tzungen an. Vor einer Rezession gehen sie z.B. davon aus, dass ab einer Arbeitslosenquote von 5âŻ% Inflation entsteht. WĂ€hrend einer Rezession wird dieses Niveau angehoben, z.B. auf 5,5âŻ%. Dies geschieht, weil man davon ausgeht, dass einige Arbeitslose keine Job mehr finden werden, etwa weil ihre Qualifikationen nicht ausreichend sind.
Das natĂŒrliche Niveau der Arbeitslosenrate (jenes Niveau, das bei Unterschreiten zu Inflation fĂŒhrt) sinkt seit Jahrzehnten. Nach Rezessionen sinkt es langsamer (Grafik 1). Das entspricht dem Effekt, dass man annimmt, dass eine Rezession das Niveau anhebt. Das tatsĂ€chliche Niveau ist vermutlich viel niedriger als Notenbanker derzeit glauben. Daher haben sie zu frĂŒh mit Zinsanhebungen begonnen.
Das war auch einem weiteren Umstand geschuldet. FrĂŒher fĂŒhrte eine Arbeitslosenquote von 5âŻ% und weniger zu höherem Lohnwachstum. Höheres Lohnwachstum ist eng mit der Inflationsrate korreliert. Wenn VollbeschĂ€ftigung herrscht und Unternehmen keine qualifizierten Mitarbeiter mehr finden, mĂŒssen sie die Löhne anheben. Höhere Löhne fĂŒhren zu höherem Konsum und damit mehr Inflation (Grafik 2).
Nach der Finanzkrise hat das nicht funktioniert, obwohl Unternehmen ab 2018 von ArbeitskrĂ€ftemangel sprachen. Das Problem: Unternehmen fanden keine qualifizierten Mitarbeiter mehr, aber unterlieĂen das, was sie frĂŒher taten. Sie hoben die Löhne einfach nicht an.
Das ist sehr bedenklich. Wenn sich Unternehmen schlichtweg weigern die Löhne anzuheben ist das Ausdruck einer Erwartung, die die Notenbank nicht gerne sieht. Man zahlt nur höhere Löhne, wenn man glaubt, dass man die höheren Kosten an Konsumenten weitergeben kann. Daran glauben Unternehmen nicht mehr, sprich, die Inflationserwartungen sind bereits zu tief verankert und an einem Ort, der zum Teufelskreis fĂŒhrt.
Kashkaris Ăberlegungen fĂŒhren genau dorthin. Beweise gibt es nicht. Es ist eine Theorie. Spiegelt sie die RealitĂ€t wider, hat die Notenbank bereits verloren.
Clemens Schmale
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Dann sollte man doch die Hauspreise mit in den Warenkorb aufnehmen, dann haben die Volkswirte schon ne höhere Inflationsrate, die Arbeitslosenquote ist doch praktisch auch systematisch "geschönt" ... - sorry, aber wenn ich mir das Geldmengenwachstum anschaue, wird mir schlichtweg ĂŒbel (!).