Wie Powell das Unmögliche möglich macht
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Mit dem Zinsentscheid im Juni veröffentlicht die Notenbank auch ihre Prognose zu wichtigen Wirtschaftsdaten. Diese Prognose wird einmal pro Quartal veröffentlicht. In diesem Jahr ist es die zweite Prognose und die hat es wieder in sich. Seit Dezember 2024 hat sich aus wirtschaftlicher Sicht vieles zum Schlechteren entwickelt.
Wurde im Dezember noch ein Wirtschaftswachstum von mehr als 2 % für dieses und 2 % für nächstes Jahr erwartetet, sind es nun noch 1,4 % bzw. 1,6 % für 2026. Damit hat sich die Erwartung für dieses Jahr nicht ganz halbiert, aber fast. Es ist ein ungewöhnlich deutlicher Trendwechsel (Grafik 1).
Wächst die Wirtschaft weniger schnell, werden auch weniger Arbeitsplätze geschaffen. Die Notenbank erwartet daher eine leicht ansteigende Arbeitslosenrate. Seitdem Trump Präsident ist, wurde die Prognose um 0,2 Prozentpunkte angehoben (Grafik 2).
Als die Notenbank das letzte Mal einen Anstieg der Arbeitslosenrate vermutete, begann sie mit Zinssenkungen. Damals erwartete sie allerdings noch robustes Wirtschaftswachstum. Die heutige Kombination spricht für eine Fortsetzung der Zinssenkungen – wäre da nicht die Inflationsrate. Diese soll in diesem Jahr wieder auf 3 % steigen und im kommenden Jahr bei 2,4 % liegen (Grafik 3).
Die bisherigen Daten untermauern diesen Anstieg nicht. Dass ein solcher Anstieg tatsächlich kommt, wenn die Wirtschaft langsamer wächst, ist fraglich. Zölle und langsameres Wachstum könnten sich fast punktgenau ausbalancieren. Bei der gegebenen Prognose, aber keiner Katastrophe am Arbeitsmarkt, ist die richtige Schlussfolgerung der Fed, dass die Zinsen nicht sofort gesenkt werden müssen.
Sie bleibt daher bei ihrer Einschätzung, dass der Zins in diesem Jahr zweimal gesenkt wird, vermutlich im September und Dezember. Für 2026 erwartet sie nur noch einen Zinsschritt (Grafik 4). Das wiederum deutet darauf hin, dass die Fed zwar tieferes Wachstum, aber definitiv keine Rezession erwartet.
Eigentlich spricht die Datenlage für frühere Zinssenkungen. Nur die Inflationsprognose hält die Fed davon ab. Die Inflationsprognose passt nicht zu den bisherigen Datenpunkten und sie passt auch nicht dazu, wie viel Risiko Notenbanker sehen. Notenbanker geben an, ob die Prognose einem Abwärts- oder Aufwärtsrisiko unterliegt. Mit den ersten, verhängten Zöllen stieg das Risiko für einen Anstieg der Arbeitslosenrate und Inflation und tieferem Wachstum stark an. Jetzt geht dieses Risiko zurück. Die Prognose wird robuster (Grafik 5).
Weniger Unsicherheit und Risiko in Bezug auf die Prognose, ein moderater Abschwung und eine Inflation, die trotz aller Erwartungen nicht steigen will, lassen im Normalfall Spielraum, wenn schon nicht für Zinssenkungen, so doch zumindest für eine Drosselung der Bilanzsummenverkleinerung. Den Spielraum nutzt die Fed nicht. Powell ist damit nicht allein. Alle stimmberechtigten Notenbanker stehen hinter ihm.
So richtig stimmig ist das nicht. Manche mögen dahinter Kalkül vermuten. Powell und die Fed lassen es jedoch ausgewogen klingen. Was nicht passt, wird passend gemacht. Der Aktienmarkt ist mit der Erklärung zufrieden und scheint überzeugt, dass alles stimmig ist. Für mich wirkt die Prognose gegenüber der Entscheidung und dem Ausblick inkonsistent. Es ist aber nicht das erste Mal, dass es der Fed gelingt, Unmögliches stimmig klingen zu lassen.
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