Industrieaktien gehört die Zukunft
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Industrieaktien performen besser als viele denken. Im Vergleich zum Gesamtmarkt, gemessen am S&P 500, konnte der US-Industriesektor glänzen. Bis Anfang 2018 stiegen die Kurse von Industrieunternehmen stärker als der Gesamtmarkt. Das alles änderte sich ab 2018. Zu diesem Zeitpunkt begann die unglaubliche Rallye von Netflix, Apple, Amazon usw. Da diese auch Teil des Gesamtmarktes sind, schnitten Industrieaktien plötzlich schlechter ab (Grafik 1).
Inzwischen relativiert sich die Underperformance seit 2018, die sich zu Beginn der Coronakrise noch verschärft hat. Gerade die Megacaps können derzeit nicht mehr outperformen. Industrieunternehmen schütten zudem höhere Dividenden aus als die meisten Technologieunternehmen.
Man hält es kaum für möglich, doch unter Berücksichtigung von Dividenden haben Industrieaktien seit 1998 nicht einmal viel schlechter abgeschnitten als der Nasdaq. Die Performance des Sektors ist besser als sein Ruf. Gerade jetzt, nach der eklatanten Unterbewertung im Vergleich zum Gesamtmarkt oder zum Nasdaq ist das für Anleger eine attraktive Chance.
Das ist nicht nur Wunschdenken. Es gibt gute Gründe, weshalb Industrieaktien in den kommenden Monaten eine solide Performance zeigen sollten. Da ist zum einen der rasante Rebound der Produktion (Grafik 2). Die Krise war schlimm, aber die Nachfrage ist so stark, dass die Produktion rasch wieder nach oben gefahren wird.
Das ist auch dringend notwendig. Die Lager sind in vielen Bereich so leer wie lange nicht. Im Einzelhandel (ohne Autohandel) ist das Lager/Umsatzverhältnis so niedrig wie seit Beginn der Datenerhebung nicht. Das hat auch strukturelle Gründe. Generell versuchen Unternehmen ihren Lagerbestand wegen der Kapitalbindung nicht zu groß werden zu lassen. Bessere und schnellere Lieferketten senken den Bedarf an Lagerbestand.
Im gesamten Handel ist der Bestand inzwischen unter das Vorkrisenniveau gefallen. Das liegt daran, dass die Nachfrage schon wieder auf dem Vorkrisenniveau ist, die Produktion aber nicht. Das leert die Lager. Das führt im Normalfall zu einer höheren Nachfrage bei den Produzenten, damit es zu keinen Engpässen gibt. Kunden gerade jetzt warten zu lassen ist keine gute Idee.
Kurz gesagt: die Industrie ist gefragt. Industrie ist dabei ein weiter Begriff. Es geht dabei um Unternehmen, die effektiv etwas produzieren, z.B. Autos, aber auch um Unternehmen, die Güter transportieren, Elektrizität herstellen oder in der Abfallwirtschaft tätig sind. Das Feld ist breit. Sie allen haben eines gemeinsam. Die Nachfrage ist robust und die Lager sind vergleichsweise leer. Das gibt für viele Monate Rückenwind. Industrieaktien könnten in naher Zukunft eine gute Alternative zu anderen Sektoren sein.
Clemens Schmale
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