Kommentar
11:15 Uhr, 22.09.2020

Industrieaktien gehört die Zukunft

Wer mit Industrie rauchende Schornsteine und verkrustete Unternehmen assoziiert, wird kaum Industrieaktien kaufen. Ein Fehler, denn die Performance ist überraschend gut.

Industrieaktien performen besser als viele denken. Im Vergleich zum Gesamtmarkt, gemessen am S&P 500, konnte der US-Industriesektor glänzen. Bis Anfang 2018 stiegen die Kurse von Industrieunternehmen stärker als der Gesamtmarkt. Das alles änderte sich ab 2018. Zu diesem Zeitpunkt begann die unglaubliche Rallye von Netflix, Apple, Amazon usw. Da diese auch Teil des Gesamtmarktes sind, schnitten Industrieaktien plötzlich schlechter ab (Grafik 1).


Inzwischen relativiert sich die Underperformance seit 2018, die sich zu Beginn der Coronakrise noch verschärft hat. Gerade die Megacaps können derzeit nicht mehr outperformen. Industrieunternehmen schütten zudem höhere Dividenden aus als die meisten Technologieunternehmen.

Man hält es kaum für möglich, doch unter Berücksichtigung von Dividenden haben Industrieaktien seit 1998 nicht einmal viel schlechter abgeschnitten als der Nasdaq. Die Performance des Sektors ist besser als sein Ruf. Gerade jetzt, nach der eklatanten Unterbewertung im Vergleich zum Gesamtmarkt oder zum Nasdaq ist das für Anleger eine attraktive Chance.

Das ist nicht nur Wunschdenken. Es gibt gute Gründe, weshalb Industrieaktien in den kommenden Monaten eine solide Performance zeigen sollten. Da ist zum einen der rasante Rebound der Produktion (Grafik 2). Die Krise war schlimm, aber die Nachfrage ist so stark, dass die Produktion rasch wieder nach oben gefahren wird.


Das ist auch dringend notwendig. Die Lager sind in vielen Bereich so leer wie lange nicht. Im Einzelhandel (ohne Autohandel) ist das Lager/Umsatzverhältnis so niedrig wie seit Beginn der Datenerhebung nicht. Das hat auch strukturelle Gründe. Generell versuchen Unternehmen ihren Lagerbestand wegen der Kapitalbindung nicht zu groß werden zu lassen. Bessere und schnellere Lieferketten senken den Bedarf an Lagerbestand.

Im gesamten Handel ist der Bestand inzwischen unter das Vorkrisenniveau gefallen. Das liegt daran, dass die Nachfrage schon wieder auf dem Vorkrisenniveau ist, die Produktion aber nicht. Das leert die Lager. Das führt im Normalfall zu einer höheren Nachfrage bei den Produzenten, damit es zu keinen Engpässen gibt. Kunden gerade jetzt warten zu lassen ist keine gute Idee.


Kurz gesagt: die Industrie ist gefragt. Industrie ist dabei ein weiter Begriff. Es geht dabei um Unternehmen, die effektiv etwas produzieren, z.B. Autos, aber auch um Unternehmen, die Güter transportieren, Elektrizität herstellen oder in der Abfallwirtschaft tätig sind. Das Feld ist breit. Sie allen haben eines gemeinsam. Die Nachfrage ist robust und die Lager sind vergleichsweise leer. Das gibt für viele Monate Rückenwind. Industrieaktien könnten in naher Zukunft eine gute Alternative zu anderen Sektoren sein.

Clemens Schmale


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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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