Dax: US-BIP rettet den Tag

Frankfurt (BoerseGo.de) – Nach einem verhaltenen bis schlechten Handelsauftakt hat sich der deutsche Aktienmarkt nach Daten zur Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes in den USA wieder deutlich erholt. Die größte Volkswirtschaft der Erde ist nach Angaben der Statistiker im dritten Quartal um 3,5 Prozent gewachsen, und hat damit die Rezession hinter sich gelassen. Dazu mangelte es auch nicht an Unternehmenszahlen, die im Allgemeinen recht gut ausfielen.

Auch aus Deutschland und Europa gab es heute positive Meldungen zu verarbeiten: So ist die Arbeitslosenquote in Deutschland im Oktober überraschend auf 8,1 Prozent zurückgefallen, und das Geschäftsklima in der Eurozone hat sich unerwartet aufgehellt. Wie die Europäische Kommission am Donnerstag mitteilte, verbesserte sich der Konjunkturklima-Indikator von minus 2,07 Punkten im September auf minus 1,78 Punkte. Das ist der höchste Stand seit Dezember 2008. Die etwas höher als angenommen ausgefallenen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA fielen dann für die Händler kaum mehr ins Gewicht.

Vor diesem Hintergrund gewinnt der deutsche Leitindex Dax 1,66 Prozent und geht mit 5.587 Zählern nahe dem Tageshoch aus dem elektronischen Handel. Die heutige Liste der Gewinner ist lang, lediglich 6 Werte landen mit kleineren Abschlägen nicht im grünen Bereich.

Obwohl der Nutzfahrzeughersteller MAN im dritten Quartal nur knapp an der Verlustzone vorbeigeschrammt ist, und auch im kommenden Jahr schlechte Geschäfte erwartet, kann sich die Aktie mit einem Aufschlag von 5,36 Prozent zu den größten Gewinnern gesellen. Steil bergauf geht es für Infineon, der Ex-Pennystock wird mit einem Plus von 6,24 Prozent Tagesgewinner, dicht gefolgt von der Commerzbank, die 6,2 Prozent zulegt. Nach dem starken Kursverfall der vergangenen Tage decken sich die Investoren offenbar wieder mit diesen Titeln ein.

Kräftig zulegen kann auch die Deutsche Bank, die heute das endgültige Zahlenwerk für das dritte Quartal vorlegte. Nach einem Ausflug in die Verlustzone im frühen Handel verhalfen positive Analystenkommentare und die insgesamt verbesserte Branchenstimmung der Aktie zu einem Tagesgewinn von 5,6 Prozent. Auch BASF legte Zahlen vor, die im allgemeinen positiv aufgenommen wurden. Zahlreiche Analysten hoben ihre Einschätzung für die Kursentwicklung an, oder sahen sich in ihrem positiven Votum bestätig. Möglicherweise muss die Aktie aber für die Aufrichtigkeit des Vorstandsvorsitzenden büssen, der meinte noch kein Ende der Krise zu sehen: Am Ende reichte es „nur“ für ein Plus von 1,14 Prozent.

Trotz eines ordentlichen Gewinneinbruchs im abgelaufenen Quartal bleibt der VW-Konzern weiter in den schwarzen Zahlen. Damit steuert der Automobilriese anhaltend besser durch die Krise als viele Wettbewerber, auch wenn sich das nicht direkt an den im Dax notierten Stammaktien ablesen lässt: Während diese lediglich 2,11 Prozent gewinnen, steigen die Vorzugsaktien um xx Prozent. Allerdings sind die Vorzüge auch deutlich günstiger, wer Einfluss in Wolfsburg sucht muss eine entsprechende Prämie bezahlen.

Abgegeben werden dagegen tendenziell defensive Titel wie die Versorger Eon und RWE, welche die Verliererliste anführen. SAP leiden weiter unter den schlechten Zahlen vom Vortag, es geht um ein halbes Prozent abwärts. Schlechte Stimmung für Pharmawerte drückt Merck leicht ins Minus, der Schweizer Branchenkollege Lonza hat die Börse mit einer Gewinnwarnung schockiert und verliert rund ein Viertel seines Marktwertes, möglicherweise also ein Fall von milder Sippenhaft.

Im M-Dax streiten sich Continental und ProSiebenSat1 um die Spitzenplatzierung, beide Werte gewinnen annähernd 12 Prozent. Der Automobilzulieferer hat zwar einen Milliardenverlust erlitten, aber endlich den Weg für die ersehnte Kapitalspritze frei gemacht, ProSieben will die Zuschauer über kostenpflichtige Angebote zur Kasse bitten. Diese Meldung ist zwar nicht neu, hatte aber gestern ihre Wirkung verfehlt. Schlusslicht ist TUI nachdem Details zur angekündigten Wandelanleihe veröffentlicht wurden, die Aktie verliert mehr als 6 Prozent.

Der Tec-Dax wird von Roth&Rauh angeführt, der Solarwert erholt sich von den starken Verlusten der vergangenen Tage und gewinnt rund 7,5 Prozent. Großes Interesse an der Kapitalerhöhung von Aixtron verhilft den „alten“ Aktien zu einem Plus von annähernd 6 Prozent. Die rote Laterne trägt Drillisch, ohne das es für den Abschlag von mehr als 2 Prozent eine unmittelbare Erklärung gäbe.