Kommentar
09:02 Uhr, 05.05.2023

DAX - Reicht es für ein neues Allzeithoch?

An der deutschen Wirtschaft kann es eigentlich nicht liegen, dass der DAX in der Nähe des bisherigen Allzeithochs steht. Dennoch ist es greifbar. Wird es erreicht?

Erwähnte Instrumente

  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Kursstand: 15.734,24 Pkt (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • DAX - WKN: 846900 - ISIN: DE0008469008 - Kurs: 15.734,24 Pkt (XETRA)

Die deutsche Wirtschaft stagniert seit einem Jahr. Im ersten Vierteljahr 2023 lag das Wachstum bei 0 %. Ende 2022 schrumpfte die Wirtschaft um 0,5 %. Damit verlor das Bruttoinlandsprodukt ebenso viel wie es im dritten Quartal 2022 gewonnen hatte. Im zweiten Quartal 2022 lag das Minus bei 0,1 %.

Strenggenommen liegt das Bruttoinlandsprodukt leicht unter dem Vorjahreswert. Der DAX konnte im gleichen Zeitraum 15 % zulegen. Es scheint also nicht an der deutschen Wirtschaft zu liegen, dass der DAX steigen konnte. Es liegt auch nicht an den Unternehmensgewinnen. Diese fielen mit der Wirtschaftsleistung auf Jahressicht um 2 %.

Sinken die Gewinne und steigen die Kurse, steigt die Bewertung. Die Bewertung liegt inzwischen im Durchschnitt der letzten Jahre. Wenn die Wirtschaft und Gewinne nicht wachsen und die Bewertung nicht günstig ist, kann der DAX sein bisheriges Allzeithoch dann überhaupt knacken?

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Entscheidend ist die zukünftige Entwicklung der Wirtschaft. Der DAX ist der konjunkturellen Lage davongeeilt, wenn auch nicht in bedenklichem Ausmaß (Grafik 1). Weitere Kursgewinne sind davon abhängig, ob sich die Lage nun weiter verbessern kann.

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Auf den ersten Blick ist es wenig intuitiv, dass der DAX der konjunkturellen Lage nicht weiter voraus ist. Im Gegensatz zur Wirtschaft hat er ja deutlich zugelegt. Der DAX folgt allerdings nicht unbedingt der tatsächlichen Lage, sondern der Einschätzung. Die Einschätzung war schlecht und der DAX korrigierte im dritten Quartal. Die Einschätzung (und Kurse) variierten mehr als das tatsächliche BIP.

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In Bezug auf die Lageeinschätzung oder auch das Geschäftsklima (Grafik 2) ist die Luft draußen. Die Konjunktur rechtfertigt keine zusätzlichen Kursgewinne mehr. Nun kommt es darauf an, was in den kommenden Monaten geschieht.

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Je nach Umfrage kann man sogar argumentieren, dass der DAX der Realität inzwischen zu weit vorausgeeilt ist. Die Geschäftsbeurteilung (ifo Äquivalent zur Lagebeurteilung ZEW) hinkt dem DAX deutlich hinterher (Grafik 3).

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Die Konjunktur muss sich zukünftig aufhellen, um das aktuelle Kursniveau zu rechtfertigen. Die Erwartungen deuten genau dies an (Grafik 4). Der DAX hat also noch etwas Luft nach oben. Dieser Spielraum sollte ausreichen, um das bisherige Allzeithoch zu erreichen oder sogar zu übertreffen.

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Wie nachhaltig dieses Hoch ist, steht auf einem anderen Blatt und hängt von vielen Faktoren ab. Die US-Wirtschaft, die für DAX-Unternehmen ebenso wichtig ist wie die deutsche, wuchs im ersten Quartal noch um 0,26 %. Für das zweite Quartal wird bereits eine Stagnation erwartet.

In der Theorie hat das Geschäftsklima noch viel Luft nach oben (Grafik 5). Das absolute Niveau liegt bei 10. Zyklische Hochs werden bei 20 und mehr erreicht. Damit hat auch der DAX noch Luft. Die US-Konjunktur wird aber zunehmend zum Gegenwind. Kursgewinne über das bisherige Allzeithoch hinaus dürften mittelfristig sehr schwer zu halten sein. Unmöglich ist fast nichts, es ist nur unwahrscheinlich.

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    10:09 Uhr, 05.05.2023

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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