DAX: ISM-Index lässt Gewinne abschmelzen

Frankfurt (BoerseGo.de) – Der deutsche Aktienmarkt konnte am Donnerstag seine anfänglichen Gewinne nicht halten. Nach einem starken Auftakt bröckelten die Notierungen bis zum Abend wieder vollständig ab. Gemischt ausgefallene Konjunkturdaten aus den USA und ein unentschlossener Handel an der Wall Street ließen einen erneuten Angriff auf das bisherige Jahreshoch zunächst scheitern.

Die Entscheidung der europäischen Zentralbank, den Leitzins unverändert bei 1 Prozent zu belassen war erwartet worden, und hatte deshalb kaum Einfluss auf den Handel. Auch der angekündigte vorsichtige Ausstieg aus der extrem lockeren Geldpolitik stellte keine Überraschung dar.

Überraschungen kamen jedoch von den US-Konjunkturdaten: So sind die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe der Vorwoche auf 457.000 gefallen. Volkswirte hatten einen Anstieg auf 480.000 erwartet. Dem gegenüber entwickelte sich die Produktivität ausserhalb des Agrarsektors etwas schwächer als angenommen. Mit einem annualisierten Anstieg um 8,1 Prozent wurde die Konsensschätzung von 8,5 Prozent unterboten. Damit bewegt sich das Produktivitätsniveau jedoch weiter auf dem höchsten Stand seit 6 Monaten.

Deutlich ungünstiger entwickelte sich dem gegenüber der Dienstleistungssektor: Der Einkaufsmanager-Index Dienstleistungen des Institute for Supply Management (ISM) pendelte im November auf 48,7 Prozent zurück. Werte unter der 50,0-Marke bedeuten, dass die amerikanische Service-Sektor, der immerhin 80 Prozent der Wirtschaft ausmacht, wieder schrumpft. Volkswirte hatten dagegen mit einem Anhalten des Wachstums und einem Indexwert von 51,5 gerechnet.

Vor diesem Hintergrund geht der DAX nahezu unverändert mit einem leichten Minus von 0,2 Prozent bei 5.770 Zählern aus dem elektronischen Handel.

Belastend wirkte sich vor alle der hohe Abschlag von mehr als 5 Prozent beim Indexschwergewicht Siemens aus. Nach einem Milliardenverlust im vierten Quartal wegen Problemen des Joint-Ventures Nokia Siemens Networks stellt sich der Elektrokonzern auf anhaltend schwierige Geschäfte im nächsten Jahr ein. Mit Abschlägen von 1,8 bzw. 1,4 Prozent gaben Adidas und Salzgitter ebenfalls nach.

Auf der Gewinnerseite lief die Deutsche Lufthansa allen anderen Werten den Rang ab. Möglicherweise half eine Kaufempfehlung der japanischen Bank Nomura dem Titel auf die Sprünge, der 3,5 Prozent zulegte. Die gleichfalls von der Bank zum Kauf empfohlene Deutsche Post nimmt mit einem Plus von 2,1 Prozent den zweiten Rang ein.

Automobilwerte profitierten von der Nachricht, das PSA Peugeot Citroen enger mit dem japanischen Konkurrenten Mitsubishi zusammenarbeiten will, und die beiden Unternehmen gegenseitige Beteiligungen prüfen. Das lässt die Anleger offenbar auf mehr Zusammenschlüsse in der Branche hoffen, BMW legten um 1,7 Prozent zu, VW stiegen um 1,3 Prozent.

Auch Bankenwerte waren gesucht nachdem die Bank of America angekündigt hatte, die erhaltenen staatlichen Hilfen in Höhe von rund 45 Milliarden US-Dollar noch in diesem Jahr zurückzahlen zu wollen. Die Commerzbank ging daraufhin rund 1,5 Prozent höher aus dem Handel, die Deutsche Bank konnte die Gewinne nicht halten und machte lediglich 0,12 Prozent gut.

Im TEC-DAX profitierten Phoenix Solar von einer Kaufempfehlung der Commerzbank, die Aktie gewinnt als Tagessieger 4,3 Prozent. Mehr als 2 Prozent Kursaufschlag verzeichneten Dialog Semiconductor und Rofin Sinar. Ohne neue Nachrichten setzte sich die Software AG mit einem Minus von mehr als 3 Prozent an das Indexende.

Im M-DAX setzten Fuchs Petrolub ihren Siegeszug fort und gewannen mehr als 4 Prozent, Wacker Chemie und Hannover Rück avancierten um jeweils mehr als 2 Prozent. Stark abwärts ging es ingegen für den Bezahlfernsehsender Sky Deutschland, der mehr als 10 Prozent einbüßte.