Kommentar
08:21 Uhr, 26.11.2019

DAX - Freut euch nicht zu früh

Der Dax scheint gar nicht mehr aufzuhalten zu sein, doch ein neues Allzeithoch wurde bisher nicht erreicht. Zu Recht.

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  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Kursstand: 13.246,45 Pkt (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • DAX - WKN: 846900 - ISIN: DE0008469008 - Kurs: 13.246,45 Pkt (XETRA)

Anleger jubelten noch am Freitagmorgen. Ein neues Allzeithoch war in Reichweite. Der Grund dafür war schnell gefunden. Es sieht danach aus, als ob es in Deutschland zu einem wirtschaftlichen Turnaround kommen könnte. Am Morgen wurden die Einkaufsmanagerindizes veröffentlicht.

Der Index für das verarbeitende Gewerbe setzte seinen Rebound fort (Grafik 1). Nach einem Tief, das seit der Finanzkrise nicht mehr gesehen wurde, ging es zwei Monate in Folge nach oben. Das Tief lag bei 41.4 Punkten. Der aktuell Wert liegt bei 43.8. Das ist noch weit von der Expansionsschwelle von 50 entfernt, doch es ist ein Anfang. Die Lage wird nicht mehr schlechter.


In der Eurozone zeigt sich ein ähnliches Bild. Auch hier hellt sich die Lage in der Industrie auf. Da andere Euroländer für Deutschland ein wichtiger Absatzmarkt sind, ist das auch für Deutschland von zentraler Bedeutung. Es sieht nach Frühling aus. Wieso konnte der Dax dann aber den Freudensprung nicht verteidigen?

Der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe wird aktuell engmaschig verfolgt, gerade weil die Wert zuletzt so schlecht waren. Das verdrängte andere Datensätze, unter anderem den Einkaufsmanagerindex für das Dienstleistungsgewerbe. Hier wurde ganz selbstverständlich angenommen, dass die Lage gut bleibt.

Genau das ist aber nicht der Fall. Bisher schienen Dienstleister gegen den Abschwung immun zu sein. Das verhinderte an der Börse auch eine größere Korrektur. Dienstleistungen sind für die Wirtschaft bedeutender als die Industrie. Solange es dort gut läuft, sollte auch der Gesamtwirtschaft eine Rezession erspart bleiben.

Lange wurde gewarnt, dass die Schwäche in der Industrie früher oder später auch auf Dienstleister übergreifen würde. Genau das scheint nun geschehen zu sein. Sowohl in Deutschland, als auch in der Eurozone fiel der Einkaufsmanagerindex der Dienstleistungsbrache (Grafik 2).


In Deutschland und der Eurozone sind die Indizes nun am unteren Rand der Range der letzten Jahre angekommen. Besonders schlecht kam an, dass eigentlich ein Anstieg erwartet wurde. Stattdessen fielen die Indizes. Damit befindet sich nun der größte Sektor der Wirtschaft nahe Krisenniveau.

Die Industrie ist noch lange nicht auf Expansionskurs. Dafür schwächeln die Dienstleister. Frühlingsgefühle kommen da nicht auf. In Panik muss man trotzdem nicht verfallen. Sofern der positive Trend in der Industrie anhält, können sich Industrie und Dienstleister im Abschwung abwechseln. Unterm Strich bleibt dann eine Rezession wahrscheinlich erspart.

Keine Rezession ist dennoch kein Grund zum Feiern. Nur weil etwas nicht katastrophal ist, ist es deswegen noch nicht gut. Der Markt kann aktuell anscheinend durch nichts aufgehalten werden. Genießen wir es, solange es anhält, inkl. eines neuen Allzeithochs im Dax. Die Lage ist und bleibt weniger rosig als es die Aktienkurse vermuten lassen.

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2 Kommentare

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  • grinder1337
    grinder1337

    Die Lage wird nicht mehr schlechter.

    immer noch der einmal-china-stimulus-bounce. in wenigen monaten wird das auch wieder schlechter werden.

    Sofern der positive Trend in der Industrie anhält, können sich Industrie und Dienstleister im Abschwung abwechseln. Unterm Strich bleibt dann eine Rezession wahrscheinlich erspart.

    s. o. china hat keine weiteren mittel für noch einen stimulus-bounce. die rezession ist sicher. wer zweifelt noch daran? neueste meldung: audi streicht tausende stellen. warum? weil es so gut läuft? tick tock

    aber insgesamt kann man dem artikel hier wieder einen daumen hoch geben 👍 merci

    @benz: jap, noch ist das so. kann mich nur wiederrholen: buybacks, dividenden und jeden tag mehrmals fake-headlines, dass ein trade-deal kurz bevor steht. letzteres seit 2 jahren. nebenbei hat die ezb anleihen von lvmh gekauft (too big too fail?), die jetzt tiffany & co übernehmen. ganz im sinne der geldstabilität innerhalb des mandats dieser demokratisch legitimierten institution, die die vermögensungleichheit seit jahrzehnten erfolgreich bekämpft (wtf)

    15:11 Uhr, 26.11.2019
  • benz49
    benz49

    Was für den DOW gilt, gilt auch für den DAX. Es gibt nur gute Nachrichten. Den DOW und den DAX in ihrem Lauf, hält weder Ochs noch Esel auf.

    08:38 Uhr, 26.11.2019

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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