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12:39 Uhr, 22.01.2015

DAX: Alle Augen auf die EZB - Erwartungshaltung am Markt ist riesig

Die Nerven am deutschen Aktienmarkt liegen blank. Die Bedenken, ob die Europäische Zentralbank am Nachmittag die hohen Erwartungen erfüllen kann, werden größer. Ganz egal was die Währungshüter ankündigten, der Dax dürfte heftig schwanken, erwarten Experten.

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Die Erwartungshaltung im Vorfeld der heutigen geldpolitischen Entscheidung der Europäischen Zentralbank ist riesig. Dabei geht es nicht mehr vordringlich darum, ob die EZB überhaupt ein Staatsanleihekaufprogramm auflegen wird. Dies ist bereits eingepreist. Die Investoren stellen sich vielmehr die Frage, welche Papiere die EZB kaufen könnte, wie das Risiko aufgeteilt wird und wie hoch letztlich das Volumen des Anleihekaufprogramms ausfallen könnte. Gestern sickerte die Meldung durch, dass das Kaufprogramm monatlich 50 Milliarden Euro an Anleihekäufen beinhaltet und im März 2015 beginnen und bis Ende 2016 laufen soll. Damit könnte das Gesamtvolumen 1,1 Billion Euro betragen.

Die Unsicherheit, ob die Europäische Zentralbank mit ihrer geldpolitischen Entscheidung am Nachmittag die hohen Erwartungen der Anleger erfüllen kann, zeigt sich am Vormittags-Verlauf des Börsenbarometers Dax. Dieser erklomm bei 10.313 Punkten noch knapp eine neue Bestmarke, setzt nun aber im Mittagshandel um 0,23 % zurück auf 10.275 Punkte. Im Zuge des EZB-Entscheids ab 13.45 Uhr könnte es dann im Dax zu kurzfristigen Schwankungen kommen. Ganz egal was die Währungshüter ankündigten, der Dax dürfte in Turbulenzen geraten, warnen Experten.

Charttechnik

Wir warten! So ließe sich auch aus charttechnischer Sicht das bisherige Treiben im Dax zusammenfassen. Direkt unterhalb seines Widerstands bei 10.298 Punkten konsolidiert der Index heute eher seitwärts. Lediglich ein dreiminütiger Einbruch ab kurz nach 10.30 Uhr war zu sehen und diesem verdankt der Index auch sein aktuelles Minus. Vor allem oberhalb von 10.149 Punkten ist der Stundenchart jedoch bullish, so dass neue Hochs folgen können. Das Risiko besteht heute jedoch vor allem durch die EZB am Nachmittag. Überraschungen können hier für eine hohe Volatilität sorgen, während bis dahin ein abwartendes Verhalten nicht überraschen würde.

Thema des Tages

Der erwartete Ankauf von Staatsanleihen durch die EZB stößt auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos auf breite Zustimmung. Italiens Ministerpräsident Renzi sagte am Donnerstag, die Schritte der Notenbank würden ein Zeichen setzen, dass Europa in eine neue Richtung gehe. OECD-Generalsekretär Gurria sprach sich dafür aus, EZB-Präsident Draghi freie Hand zu lassen. Die Notenbank müsse so viele Anleihen kaufen, wie es für eine höhere Inflation und eine Belebung der Wirtschaft nötig sei.

Andere Finanzexperten äußerten sich dagegen skeptisch zu den Plänen. So glaubt die Deutsche Kreditwirtschaft nicht, dass ein Anleihekaufprogramm (QE) die Investitionen der Wirtschaft anschieben kann: Das Zinsniveau im Euroraum befinde sich bereits auf einem ausgesprochen niedrigen Niveau. Die Impulse eines weiteren Zinsrückganges dürften daher gering ausfallen. Chefvolkswirte der Landesbanken sind zwar der Meinung, dass die Abwertung des Euro kurzfristig zur Belebung von Inflation und Nachfrage beitragen kann. Doch würden die fundamentalen Probleme des Euroraums werden damit aber nicht gelöst." Experten der Bank NIBC fürchten, die EZB werde mit der Milliardenschwemme nicht die Kreditvergabe erhöhen, sondern neue Blasen etwa an den Aktien- oder Immobilienmärkten verursache. Auch Sparkassen-Präsident Fahrenschon kritisiert die Pläne. „Mit diesem Eintritt in ein breit angelegtes Einkaufsprogramm von Staatsanleihen verschießt die EZB quasi ihre letzte Patrone. Und das ist aus unserer Sicht ein Fehler“.

Aktien im Blick

Beim Werkzeugmaschinenbauer DMG Mori Seiki (Gildemeister) schießen die Aktie um 11,80 % nach oebn. Am Mittwochhatte der gleichnamige japanische Partner DMG Mori Seiki eine Offerte von 27,50 Euro je Aktie in bar veröffentlicht.

Krones-Aktien fallen um 5,57 %. Nach dem Kursanstieg der vergangenen Monate empfiehlt die DZ Bank, den Titel zu verkaufen.

Konjunktur

CSU-Politiker Gauweiler schließt eine Klage gegen das geplante EZB-Kaufprogramm nicht aus.

Die Schuldenquote in der Eurozone ist im dritten Quartal 2014 von 92,7 % auf 92,1 % gesunken. In der EU-28 fiel die Verschuldung gemessen am Bruttoinlandprodukt von 87,0 % auf 86,6 %. Der Gesamtwert der Schulden betrug Ende September 9,2 Billion Euro.

Währungen

Der US-Dollar gibt am Donnerstagvormittag überwiegend nach. EUR/USD pendelt im Vorfeld des heutigen EZB-Entscheids um die 1,16er-Marke. GBP/USD notierte bislang bei 1,5199 im Hoch. USD/CHF wurde bislang zutiefst bei 0,8538 gehandelt und USD/JPY fiel bislang bis 117,53 zurück.

USD/CAD konsolidiert mit aktuell 1,2334 die jüngsten Gewinne, die dem Währungspaar zur Wochenmitte ein Fünfeinhalbjahreshoch bei 1,2394 beschert hatten. Die Bank of Canada hatte ihren Leitzins am Mittwoch in Reaktion auf den Ölpreisverfall überraschend um 25 Bp auf 0,75 % gesenkt.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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