Kommentar
12:37 Uhr, 13.10.2009

Das ungute Gefühl...

Jetzt haben wir den Salat: Aktuelle Zahlen belegen, dass die Steuereinnahmen von Bund und Ländern immer stärker einbrechen – zuletzt im September im Vorjahresvergleich um 7,4 Prozent. In den ersten drei Quartalen lagen die Steuereinnahmen mit 352,84 Milliarden Euro um sechs Prozent unter dem Vorjahresniveau. Das Minus ist damit größer als in der Mai-Steuerschätzung für das gesamte (!) Jahr 2009 vorhergesagt.

Es wird deshalb nichts werden wird mit noch kürzlich auf breiter Front angekündigten Steuersenkungen. Insbesondere die FDP hatte sich vor den Bundestagswahlen ja weit aus dem Fenster gelehnt. Nach Lage der Dinge müssen die „Gelben“ nun aufpassen, nicht als Lügenpartei in die jüngere Geschichte einzugehen. Wobei die anderen ja nicht besser sind: Den Einbruch bei den Steuereinnahmen hatten wir unseren Lesern schon vor Monaten vorausgesagt – während rundherum von den Politikern gute Stimmung verbreitet wurde.

Doch das eigentliche Problem ist der Arbeitsmarkt. Hier ist es bislang wegen des Kurzarbeitergeldes noch relativ ruhig. Von vielen Analysten verächtlich als „nachlaufender Indikator“, und damit weniger aussagekräftig bezeichnet, wird sich in den kommenden Monaten zeigen, dass der Arbeitsmarkt sehr wohl von herausragender Bedeutung für die Konjunktur ist. Noch mehr in den USA allerdings, wo zwei Drittel der Wirtschaftsleitung von den Ausgaben der Konsumenten abhängig sind.

Doch wegen der starken Abhängigkeit von den USA, insbesondere gilt dies für die exportlastige deutsche Wirtschaft, ist der US-Arbeitsmarkt auch für uns in Europa weitaus mehr als eine unbedeutende Randerscheinung. Im Gegenteil: Er ist das Zünglein an der Waage. Die Konjunktur befindet sich nämlich nicht im „Normalzustand“, wo ein oder zwei Prozent Arbeitlose mehr oder weniger eine untergeordnete Rolle spielen mögen - sondern in einer Sondersituation, wie sie seit 80 Jahren nicht mehr aufgetreten ist.

Das Problem ist nämlich, dass wir es in Zukunft nicht nur mit steigenden Arbeitslosenzahlen zu tun bekommen werden – all die ungelösten Fragen an anderen Fronten kommen hinzu und verschlimmern die Lage. Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann hat es heute auf den Punkt gebracht:

„Die Welle der Unternehmensinsolvenzen, die Rückwirkungen höherer Arbeitslosigkeit - all das liegt noch vor, und nicht hinter den Banken", sagte Ackermann.

Sieht man sich die folgende Grafik an, dann beschleicht einen das ungute Gefühl, dass diese Krise weitaus länger dauern könnte, als die allermeisten Börsianer das heute erwarten: Die Zahl der Menschen ohne Job in den USA, sie fällt nicht, wie man das am Ende früherer Rezessionen sehen konnte (graue senkrechte Balken), sondern sie steigt unaufhörlich weiter an – und zwar mit einer Geschwindigkeit, wie man das seit Ende des Zweiten Weltkriegs noch nie gesehen hat.

Doch den Börsen ist das „wurscht“: DAX und Konsorten schwingen sich von einem Hoch zum nächsten: Am gestrigen Montag sprang der deutsche Leitindex auf ein neues Jahreshoch. Im Handelsverlauf konnte die Marke von 5.800 Punkten überschritten werden. Auch der Dow Jones lässt sich nicht lumpen und flirtet wieder mit der Zehntausend.

Das ist ein gutes Stichwort: An großen runden Marken beißt sich der Index nämlich seit seinem Bestehen immer wieder die Zähne aus: Die Marken von 100 Zählern (zu Anfang des 20. Jahrhunderts) und 1.000 Punkten (in den 1970er und 1980er Jahren) wurden jeweils erst nach rund 18 Jahren nachhaltig überwunden.

10.000 Punkte erreicht der Dow Jones erstmals im Frühjahr 1999. Legt man die Muster aus der Vergangenheit zugrunde, könnte der Weltleitindex weitere acht bis neun Jahre mit dieser Hürde beschäftigt sein.

Demnächst wird der altehrwürdige Dow Jones wieder über die große Zahl hinauskrabbeln. Ich freue mich schon auf die Zuschriften der Daueroptimisten, die dann erklären werden, sie hätten es ja schon immer gewusst, die Krise sei jetzt endgültig Geschichte....

Wie wir die Lage jetzt einschätzen und was wir unseren Lesern raten, das lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs, die vor wenigen Tagen erschienen ist.

Anmeldemöglichkeit (1) : Das Drei-Monats-Abo des Antizyklischen Börsenbriefs

Anmeldemöglichkeit (2) : Das Jahres-Abo des Antizyklischen Börsenbriefs

Zum Autor:
Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG, und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de und www.antizyklischer-aktienclub.de

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen