Kommentar
16:47 Uhr, 13.12.2022

Reflex-Kauf von Aktien muss die Fed den Anlegern austreiben

Anleger wollen von der Notenbank nur eines, das Ende der Zinserhöhungen. Eine Rettung ist das nicht unbedingt.

Erwähnte Instrumente

  • S&P 500
    ISIN: US78378X1072Kopiert
    Kursstand: 4.052,99 Pkt (S&P) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • S&P 500 - WKN: A0AET0 - ISIN: US78378X1072 - Kurs: 4.052,99 Pkt (S&P)

Marktteilnehmer erwarten von einem Ende der Zinserhöhungen wahre Wunder. Sie feiern es, als wäre es die Lösung aller Probleme. Das ist eine fast schon naive Erwartung. Vielleicht ist es aber auch nicht die Erwartung des baldigen Endes der Zinserhöhungen, die die Fantasie beflügeln, sondern die Aussicht auf die erste Zinssenkung.

Diese wird zwischen Juni und Juli 2023 erwartet. Da bisher für März 2023 die letzte Zinsanhebung erwartet wird, würde es zu einem kurzen Zinsplateau kommen. Ein Zinsplateau mit einer Länge von ungefähr 100 Tagen ist ungewöhnlich kurz. Bis 1981 verharrten Zinsen, wenn sie ihr Hoch erst erreicht hatten, im Mittel 204 Tage auf diesem Niveau.

Seit 1995 liegt das Mittel bei 232 Tagen. Kürzere Zinsplateaus gab es lediglich in den 80er Jahren. Dieses Jahrzehnt war von ungewöhnlich vielen und kurzen Zinszyklen geprägt. Zwei Krisen (Crash 1987 und Krise der Bausparkassen) und zwei Rezessionen sorgten für kurze Zinsplateaus. Ob diese Phase der heutigen gleicht, sei dahingestellt.

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Historisch betrachtet waren Zinsplateaus dauerhafter als es für 2023 erwartet wird. In den vergangenen Wochen haben Notenbanker immer wieder darauf verwiesen, dass der Markt eine zu schnelle Zinssenkung erwartet.

Es stellt sich ohnehin die Frage, ob man sich eine Zinssenkung wünscht. Diese kommt nur, wenn die Wirtschaft oder das Finanzsystem in eine gravierende Schieflage gerät. In diesem Fall helfen dem Aktienmarkt auch Zinssenkungen wenig. Das Ereignis, welches eine Zinssenkung wahrscheinlich macht, würde auch die Kurse kräftig fallen lassen.

Anleger können nicht beides haben, eine Zinssenkung und bestmögliche wirtschaftliche Bedingungen. Entweder bleiben die Zinsen länger auf einem hohen Niveau bei stagnierendem Wachstum oder die Zinsen sinken, weil die Wirtschaft in ein tiefes Loch fällt. Beide Optionen sprechen nicht für ein Kursfeuerwerk.

Dass die Aussicht auf ein Zinsplateau und mögliche Zinssenkung dennoch mit Pluszeichen gefeiert wird, ist einer Art Reflex zu verdanken. Seit 1983 konnten die Kurse während eines Zinsplateaus zulegen. Einzige Ausnahme war die Zeit nach dem Platzen der Internetblase zur Jahrtausendwende (Grafik 2).

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Gerade das reflexartige Kaufen von Aktien und sinkenden Anleiherenditen muss die Notenbank den Anlegern austreiben. Beides unterwandert das Ziel, das Wachstum zu verlangsamen und die Inflation zu senken. Je länger sich Anleger beharrlich widersetzen, desto länger wird die Fed die Zinsen erhöhen und desto länger bleiben Zinsen auf hohem Niveau. Wer den längeren Atem hat, kann man sich denken. Nicht umsonst heißt es „Don’t fight the Fed.“

Clemens Schmale

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Über den Experten

Clemens Schmale
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Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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