Kommentar
08:30 Uhr, 13.03.2021

Das goldene Händchen von Elon Musk - auch im Weltraum

Tesla-CEO Elon Musk hat nicht nur den wertvollsten Autobauer der Welt kreiert, sondern auch das mit Abstand größte private Raumfahrtunternehmen. SpaceX ist nicht an der Börse. Dafür viele neue Konkurrenten.

2020 war das Jahr der Elektroautobauer. Mindestens ein Dutzend Firmen sind durch Übernahmen von Blankoscheckunternehmen (SPAC) an die Börse gegangen. 2021 wird das Jahr der Raumfahrt. Immer mehr Unternehmen kündigen den Börsengang über eine Fusion mit einem SPAC an. Die Begeisterung von Anlegern war zunächst groß. Eine Reihe an etablierten und neuen Unternehmen wurde noch vor wenigen Wochen zusammen mit fast 60 Mrd. Dollar bewertet. Seither korrigiert der Raumfahrtsektor. Inzwischen sind die Kurse um 35 % zurückgekommen.


Mit gerade einmal 40 Mrd. haben 11 Unternehmen nur gut 50 % der Bewertung von SpaceX. SpaceX wurde bei der letzten privaten Finanzierungsrunde mit mehr als 70 Mrd. bewertet. Damit erscheint der Sektor vergleichsweise günstig. Das Geschäftspotential der Raumfahrt ist ja gigantisch.

Dabei gibt es drei unterschiedliche Arten von Unternehmen, die sich auf die verschiedenen Aktivitäten in der Wertschöpfungskette konzentrieren. Was auch immer man im Weltraum will, man muss erst einmal dorthin kommen. Hier kommen Unternehmen wie SpaceX oder Rocket Lab ins Spiel. Sie bauen Raketen, die Satelliten und Personen ins All bringen.

Dann gibt es Firmen, die die Satelliten designen, bauen, betreiben und die Daten dann am Ende verkaufen. Dazu gehören z.B. Spire und BlackSky. Die dritte Art von Unternehmen kümmert sich darum, dass Satelliten an der richtigen Stelle landen, in einen anderen Orbit gebracht werden können oder kümmert sich um den Unterhalt von Satelliten. Hier sticht Momentus hervor.

In den letzten Jahren hat ein regelrechtes Wettrennen stattgefunden. Wer sich fragt, wieso das so ist, findet die Erklärung in Grafik 2. Bisher wurden 4.000 Satelliten ins Weltall befördert. Der Datenhunger, um bessere Prognosen für Wetter, Klimawandel usw. zu ermöglichen, die Welt effizienter zu gestalten oder einfach nur Daten zu übertragen, ist unersättlich. Allein in den kommenden zwei Jahren werden mehr Satelliten ins Weltall befördert als in der bisherigen Historie. Ein Boom steht an.


Bis Ende der 20er Jahre sollen dann insgesamt 40.000 Satelliten ins Weltall gebracht worden sein. Das ist ein riesiger Markt. Bis Ende des Jahrzehnts dürfte der Markt allein für den Transport von Satelliten ins Weltall auf 30 Mrd. steigen.

Anleger müssen darauf vertrauen, dass der Markt nun tatsächlich boomt. Unternehmen, die bereits länger auf dem Markt sind, zeigen bisher keine Umsatzsprünge. Aerojet Rocketdyne, die unter anderem die Triebwerke für Raketen herstellen, wächst beim Umsatz kaum (Grafik 3).


Das große Wachstum wird bei den Börsenneulingen erwartet. Es findet aber nicht jetzt statt. Einen Großteil des Wachstums soll es 2024 und danach geben (Grafik 4). Das liegt daran, dass bisher nicht unbedingt alles schon marktreif ist. Anleger müssen auf den Erfolg warten und hoffen, dass die Prognosen eintreten.

Vielleicht ist das ein Grund, weshalb die Kurse nicht so recht zünden wollen. Ein weiteres Problem ist die enorme Konkurrenz. Über 30 Unternehmen sind dabei, Raketen zu entwickeln und zu testen. Der Markt mag wachsen, aber selbst bei tausenden Satelliten, die Jahr für Jahr in den Orbit gebracht werden sollen, braucht es kaum 30 Unternehmen. Bei einer Marktgröße von 30 Mrd. in 10 Jahren bleibt für jeden einzelnen wenig übrig.

Anleger tun daher gut daran, das Ganze erst einmal zu beobachten. Die Aktien von Virgin Galactic, Aerojet Rocketdyne, Iridium, ViaSat und EchoStar findet man unter ihren Unternehmensnamen an der Börse. Die übrigen hier genannten Unternehmen gehen über Blankoscheckunternehmen (SPAC) an die Börse. Hier muss man nach dem SPAC suchen. Bei Spire ist das NavSight, bei Rocket Lab ist es Vector Acquisition Corp., bei BlackSky Osprey Technology, bei Momentus Stable Road und bei Astra Holicity.

Viele Unternehmen sind in privaten Händen, z.B. auch Jeff Bezos Blue Origin. Anleger haben nur eine kleine Auswahl an Firmen, in die sie investieren können. Ob der Gewinner dabei ist, sei dahingestellt. Persönlich habe ich vor allem ein Unternehmen auf der Watchlist: Momentus (bzw. das Blankoscheckunternehmen Stable Road). Momentus sticht hervor, weil es eher eine Nische besetzt (Transport im Orbit und Unterhalt von Satelliten) und nicht mit Dutzenden anderen konkurriert.

Darüber hinaus könnte Rocket Lab bzw. das Blankoscheckunternehmen Vector Acquistion Corp. interssant sein. Rocket Lab ist SpaceX auf den Fersen. Beide Unternehmen könnten den Markt zukünftig dominieren. SpaceX ist in privaten Händen. Anlegern bleibt nur die Wette auf Rocket Lab.

Mit SpaceX hat Musk jedenfalls ein goldenes Händchen bewiesen. Wie bei der Elektromobilität war er Pionier. Wie bei der neueren Konkurrenz bei Elektroautos kommt es nun auch in der Raumfahrt zu mehr Konkurrenz. Der Markt hat Platz für mehrere Unternehmen und es ist anzunehmen, dass einige Konkurrenten in der Raumfahrt sogar von SpaceX profitieren. Man denke nur daran, was die Aktienrally bei Tesla bei anderen Aktien wie Nio, Li Auto usw. ausgelöst hat.

Clemens Schmale


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1 Kommentar

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  • Reinhard Scholl
    Reinhard Scholl

    Das Rennen ist im vollen Gange.

    Allein Elon Musks SpaceX star division wird 40.000 Satelliten gelauncht haben. Und zwar - laut Plan - in den nächsten 4-5 Jahren.

    12.000 genügend um USA abzudecken (FCC approval ist erfolgt), die anderen 30.000 den Rest der Welt...

    5G ist dann möglicherweise überflüssig. Das Internet wird (auch) im Weltraum stattfinden

    Nummer 2 Player ist niemand geringeres als Joe Bezos - also der reichste Mann der Welt. Ex Amazon Chef Bezos Weltraumflotte läuft unter dem Namen "Blue Origin".

    Das werden wie zwei Gorillas (in den nächsten Jahren) sein. Also die reichsten Menschen des Planeten. Wird spannend.

    (Wie von Clemens Schmale geschrieben: Beides nicht direkt investierbar; Blue Origin ist eine LLC - also GmbH)

    Cheers,

    Reinhard

    13:51 Uhr, 18.03.2021

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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