Das Gold ist nicht weg!
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Manchmal tut es richtig weh, Recht zu haben. Das Ende der Goldhausse habe ich zwar früh kommen sehen, die Konsequenzen daraus aber nicht adäquat gezogen. Da muss ich wohl noch an der internen Kommunikation mit mir selbst arbeiten. ..
Zum drastischen Einbruch an der Edelmetallfront wurde in den letzten beiden Tagen viel geschrieben. Darunter waren Argumente, die geradezu an Lächerlichkeit grenzten (so soll z.B. der angeblich wieder erstarkte Dollar schuld sein). Auch beliebt ist die Manipulationstheorie, ein Evergreen bei Gold.
Zunächst möchte ich Ihnen raten, sich von derlei Gedanken frei zu machen. Machen Sie sich nicht auf die Suche nach Schuldigen. Fakt ist, die Edelmetalle sind dramatisch abgesackt. Wenn Sie jetzt der Fed oder dem Goldkartell oder sonst wem die Schuld geben, so ändert das nichts am Verlust. Ich weiß auch nicht was der Trost daran sein soll, dass es angeblich „nur durch Papiergold“ zum Einsturz kam. Der vorige, 12-jährige Aufwärtstrend hatte demzufolge wohl nichts mit Futures und anderen Derivaten zu tun? Das ist doch eine sehr selektive Sichtweise.
Es ist allerhöchste Zeit für jeden Anleger, Gold und Silber mental von ihrem überhöhten Thron zu stoßen. Erweisen Sie den Edelmetallen nicht mehr Respekt als anderen Gütern (aber auch nicht weniger). Ja, Edelmetalle sind Güter. Sie sind heute kein Geld mehr, auch wenn das früher anders war. Eine gängige Definition von Geld ist, dass es sich um ein allgemein anerkanntes Tausch-und Zahlungsmittel handelt. Das ist heute überhaupt nicht mehr der Fall. Sie können nicht ins Autohaus gehen und mit einem Goldbarren bezahlen. Sie müssen ihn vorher verkaufen und dann in Euro bezahlen. Denn das ist das gesetzliche Zahlungsmittel, es macht überhaupt keinen Sinn etwas anderes als Geld zu bezeichnen (eine Lektion, die auch Bitcoin-Anhänger noch lernen werden). Sicherlich ist es einfacher, Gold zu Geld zu machen als beispielsweise ein Auto. Wertpapiere kann man aber auch sehr leicht liquidieren, dennoch würde niemand eine Aktie als Geld bezeichnen. Es ist schlicht ein Anachronismus, Edelmetallen Geldfunktion zuzugestehen. Von dieser Argumentation unberührt ist natürlich eine Extremsituation, in der eine Gesellschaft nahezu zusammenbricht und der Staat die Kontrolle über das gesetzliche Zahlungsmittel verliert bzw. dieses praktisch wertlos wird, sagen wir wie in Zimbabwe. Im Gegensatz zu vielen Apologeten des Untergangs, die diesen geradezu herbeisehnen, sehe ich das überhaupt nicht kommen. Die derzeit schwelende Gefahr ist doch gerade nicht der Zusammenbruch der Währung durch massive Inflation, sondern die Konfiskation des Vermögens durch den Staat.
Können Edelmetalle denn wenigstens davor retten? Auf den ersten Blick scheinbar ja. Wenn Sie Gold und Silber „sicher“ verstecken, wird es wohl keiner finden. Aber eines sollten Sie nicht vergessen: Angenommen, die Staaten holen allerlei fiskalische Maßnahmen aus dem Keller wie Vermögensteuern, höhere Einkommensteuern, Erbschaftssteuern etc., dann gibt es damit schlichtweg weniger Geld, das für Investitionen zur Verfügung steht. Wenn Sie bedenken, dass Gold am Montag eigentlich ohne wirklich ersichtliche Ursache fast 10% abgegeben hat, was kann dann passieren, wenn es mal einen handfesten Grund gibt? Eine Unze bleibt zwar immer eine Unze, aber wenn man mit dieser Unze dann deutlich weniger andere Güter kaufen kann, ist man trotzdem rasiert worden.
Ich will Ihnen Edelmetalle nicht madig machen. Sie werden als Depotbeimischung immer eine Berechtigung haben (ich werde selber auch immer Gold und Silber halten), und es wird auch ganz gewiss irgendwann wieder eine massive Goldhausse geben. Ich würde Ihnen nur raten, quasi spirituelle Verehrungen in Ihrem eigenen Interesse zu unterlassen.
Ihr Daniel Kühn
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