Kommentar
09:55 Uhr, 27.12.2010

Das Depot mit Reverse Bonus-Zertifikaten winterfest machen

Viele Analysten erwarten, dass die Märkte 2011 nahtlos an die gute 2010er-Performance anknüpfen werden. Falls es doch holprig wird, dienen Reverse Bonus-Zertifikate als Absicherungsinstrumente.

Wer hätte das gedacht: Um satte 14,6 Prozent ist der ATX 2010 bislang nach oben marschiert. Gegenüber dem Jahrestief im Juni sind es sogar mehr als 30 Prozent plus. Vor allem in den vergangenen drei bis vier Monaten legte der Wiener Leitindex eine rasante Aufholjagd hin und schnitt sogar besser ab als das deutsche Auswahlbarometer DAX. Auch unser Musterdepot konnte von der guten Marktstimmung profitieren: Seit dem Start am 10. Mai liegt es mit rund 17,5 Prozent im Plus. Damit haben wir den ATX, der im gleichen Zeitraum immerhin einen Zuwachs von rund 13,2 Prozent zustande brachte, deutlich hinter uns gelassen.

Erstaunlich ist, dass die jüngste Klettertour am Gesamtmarkt trotz der zahlreich vorhandenen Belastungsfaktoren vonstattenging. Egal ob europäische Schuldenkrise, miese Nachrichten vom US-Immobilienmarkt oder die jüngste Straffung der chinesischen Geldpolitik: An den Märkten sorgten Negativnachrichten allenfalls für kurze Störfeuer. In Österreich blieb sogar die bevorstehende Einführung der Vermögenszuwachssteuer ohne Folgen. Im Gegenteil: Weil die Gewinne aus Aktien, wenn sie nach dem 1. Jänner 2011 erworben werden, künftig unabhängig von der Behaltedauer generell mit 25 Prozent besteuert werden sollen, kam es sogar zu Vorzieheffekten.

Generell sprechen viele Faktoren für eine Fortsetzung der Rally. Die Bewertung der österreichischen Aktien ist sowohl im historischen als auch im internationalen Vergleich günstig. "Alle Kennzahlen deuten auf eine Unterbewertung Wiens", sagt Günther Artner, Co-Head Equity Research der Erste Group Bank. Ein ATX-Stand von 3.100 Punkten Ende 2011 ist seiner Meinung nach eher "konservativ". Auch andere Analysten sind positiv gestimmt: Thomas Neuhold von der UniCredit Bank sieht den Index auf 3.000 Punkte steigen. Stefan Maxian von der Raiffeisen Centrobank (RCB) hält wie Artner 3.100 Zähler für möglich.

Am meisten traut Alfred Reisenberger von Cheuvreux dem ATX zu. Seiner Meinung nach ist ein Anstieg auf 3.305 Punkte drin. Das wäre ein Plus von rund 15,5 Prozent gegenüber dem aktuellen Niveau. Zertifikate // Austria hat sich in Ausgabe 15.2010 noch einen Tick optimistischer gezeigt. Vor allem aufgrund der dynamischen Gewinnentwicklung der ATX-Unternehmen gehen wir für das kommende Jahr von einem Anstieg des Index von mindestens 20 Prozent auf 3.400 bis 3.500 Punkte aus. Eine zusätzliche Triebfeder ist die weltweit reichlich vorhandene Liquidität. Beinahe sämtliche Notenbanken rund um den Globus haben die Geldschleusen weit geöffnet.

Für die ersten Monate im neuen Jahr sind wir jedoch eher vorsichtig gestimmt - und stellen uns damit gegen den allgemeinen Marktkonsens. Doch für einen holprigen Start spricht schon allein die Tatsache, dass nach der 30-Prozent-Rally seit Juni die Luft allmählich dünner wird - zumal der Kursaufschwung ohne nennenswerte Korrektur vonstattenging. Ein Rücksetzer des ATX in den Bereich von 2.550 bis 2.650 Punkte, wo die 200-Tage- und die Aufwärtstrendlinie verlaufen, wäre nicht ungewöhnlich.

Auslöser für eine Korrektur könnte ein erneutes Aufflammen der europäischen Schuldenkrise sein. Laut RCB-Analyst Maxian wird das "Euro-Domino", also die Frage, welche Staaten als nächstes unter den Schutzschirm schlüpfen müssen, weiter die Märkte bewegen. Zudem sollte ein Blick zurück in die Vergangenheit vorsichtig stimmen. Während sich die Periode 2003/04 als treffsicherer Indikator für den Verlauf der wichtigsten Indizes weltweit in den Jahren 2009/10 erwiesen hatte, könnte das Jahr 2005 als Vorbild für 2011 dienen. Der ATX startete damals zwar stürmisch in die neue Periode. Bald kam es allerdings zu einer größeren Korrektur. Im zweiten Halbjahr setzte der Index dann allerdings zu einer lang anhaltenden Rally an.

Die Zeit ist daher reif, um unser Musterdepot winterfest zu machen. Weil wir nicht auf Gewinnchancen verzichten wollen, sollte es doch weiter nach oben gehen, behalten wir den Großteil unserer Positionen und nehmen quasi als Absicherungsinstrument ein Reverse Bonus-Zertifikat (ISIN DE000BN6H3E8) auf den Euro Stoxx 50 von der BNP Paribas in unser Portfolio auf. Sofern der Basiswert bis zum Ende der Laufzeit niemals auf oder über 3.300 Punkte steigt, wird dieses Papier zu 28,50 Euro je Stück getilgt - das entspricht einer Rendite von 8,7 Prozent bzw. 17,2 Prozent per annum.

Der Kauf von 350 Zertifikaten eröffnet uns eine Gewinnchance von rund 800 Euro. Unser Depot ist mit dem ATX Fundamental Tracker (ISIN DE000HV5ATX6) und dem Top of Erste Group Research II (ISIN AT0000A0H8M5) derzeit mit einem Anteil von rund 18,3 Prozent oder etwa 21.500 Euro "Gesamtmarkt-nah" ausgerichtet. Daher halten wir eine Korrektur von gut 3,7 Prozent schadlos aus (800/21.500*100).

Bricht der Euro Stoxx 50 bis Juni 2011 wider Erwarten die Barriere und notiert am Ende beispielsweise bei 3.350 Punkten, wird das Reverse Bonus-Zertifikat zu 11,50 Euro je Papier getilgt (Differenz aus Reversekurs von 4.500 Punkten minus 3.350 Punkte multipliziert mit dem Bezugsverhältnis von 0,01). Unser Investment würde also zu einem Gesamtverlust von rund 5.160 Euro führen. Dieses Minus würde durch den Zugewinn unserer bestehenden ATX-Positionen von geschätzt 4.435 Euro zwar nicht ganz gedeckt. Jedoch schützen wir uns zusätzlich mit einem relativ engen Stoppkurs.

Eine weitere Absicherung nach ähnlichem Prinzip nehmen wir mit der Hereinnahme eines währungsgesicherten Reverse Bonus-Zertifikats (ISIN DE000CZ33A73) auf Gold von der Commerzbank vor. Das Edelmetall ist mit einem Anteil von 11,2 Prozent am Depotgewicht ebenfalls eines unserer Schwergewichte (via Tracker von der Deutschen Bank, ISIN DE000DB0SEX9). Um den Bonusertrag von 115 Euro pro Papier zu erzielen, darf der Goldpreis bis Mitte Juni niemals auf 1.650 US-Dollar oder darüber steigen. Der Kauf von 100 Reverse Bonus-Zertifikaten ermöglicht uns die Chance auf einen Gesamtertrag von rund 1.000 Euro und sichert uns damit aktuell gegen Verluste beim Goldpreis von knapp 7,5 Prozent ab. Sollte der "Worst Case" eintreten, die Barriere also brechen und der Goldpreis etwa bei 1.700 US-Dollar stehen, werden die Verluste beim Zertifikat (etwa 4.780 Euro) zumindest teilweise durch die Gewinne bei unserem Quanto-Tracker (rund 3.050 Euro) kompensiert.

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