Analyse
09:30 Uhr, 22.07.2024

Darum dürfte sich bei EUR/USD nicht viel verändern

Wie haben sich die Zinserwartungen in den USA verschoben? Was sagen die Charts von EUR/USD und vom DAX?

Erwähnte Instrumente

  • EUR/USD
    ISIN: EU0009652759Kopiert
    Kursstand: 1,08864 $ (FOREX) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Kursstand: 18.262,11 Pkt (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • EUR/USD - WKN: 965275 - ISIN: EU0009652759 - Kurs: 1,08864 $ (FOREX)
  • DAX - WKN: 846900 - ISIN: DE0008469008 - Kurs: 18.262,11 Pkt (XETRA)

Die Europäischen Zentralbank (EZB) hat am Freitag das Ergebnis einer Umfrage veröffentlicht, wonach Unternehmen im Euroraum mit einem allmählich nachlassenden Anstieg der Löhne rechnen. Die befragten Firmen gehen demnach davon aus, dass es laufenden Jahr bereits "nur noch" zu einem Plus von 4,3 % kommen werde, nach +5,4 % im vergangenen Jahr. 2025 soll sich das Lohnwachstums auf 3,5 % weiter abschwächen. (Die Umfrage-Ergebnisse basieren auf Gesprächen mit 62 größeren Unternehmen, die zwischen dem 17. und 26. Juni stattgefunden haben.)


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Der Rückgang der Inflation habe bei vielen Unternehmen die Erwartung geschürt, dass sich das Lohnwachstum 2025 wieder normalisieren werde, teilte die EZB dazu mit. Passend dazu hatte ich am Donnerstag berichtet, dass es im Hinblick auf die kommenden Zinsentscheidungen auch die Lohnentwicklung im Auge zu behalten gilt. Und die aktuelle Meldung ist ein weiterer Hinweis darauf, dass einer zweiten Zinssenkung der EZB immer weniger im Wege steht.

Der Euro zeigt etwas überraschend Stärke

Vor diesem Hintergrund ist es etwas überraschend, dass der Euro jüngst Stärke gezeigt und zum Dollar deutlich zugelegt hat. Der Abwärtstrendkanal des EUR/USD (rot im folgenden Chart) wurde gebrochen und das Zwischenhoch vom 4. Juni bei 1,0916 USD übertroffen, wenn auch nicht nachhaltig.

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    FOREX

Eigentlich sind sinkende Zinsen im Euroraum tendenziell negativ für den Euro, weil das Kapital auf der Suche nach höheren Zinsen ins Ausland fließt, zum Beispiel in die USA, wo der Leitzins mit 5,25 bis 5,50 % oberhalb der drei Leitzinssätze der EZB liegt. (Der Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte sowie die Zinssätze für die Spitzenrefinanzierungsfazilität und die Einlagefazilität befinden sich nach dem gestrigen EZB-Zinsentscheid unverändert bei 4,25 %, 4,50 % bzw. 3,75 %.)

Anleger setzen zunehmend auch auf Zinssenkungen der Fed

Doch inzwischen setzen die Anleger mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit darauf, dass auch die Zinsen in den USA bald purzeln. Eine Absenkung um 25 Basispunkte ist laut dem FedWatch-Tool der CME Group aktuell zu 93,5 % eingereist.

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(Quelle: CME Group)

Und mit einer ähnlich hohen Wahrscheinlichkeit ist ein zweiter Zinsschritt im Dezember eingepreist.

darum-duerfte-sich-beim-eur-usd-nicht-viel-veraendern-Chartanalyse-Sven-Weisenhaus-stock3.com-2
(Quelle: CME Group)

Mit mehr als 50 % erwarten die Anleger sogar Zinssenkungen um 75 Basispunkte bis Jahresende. Damit würde die Fed die EZB einholen bzw. eventuell sogar überholen. Die Zinsdifferenz würde sich also im Extremfall zugunsten des Euro einengen. Und so erklärt sich die etwas überraschende Stärke des Euro zum US-Dollar.

Allerdings bewegt sich das alles noch im Rahmen der übergeordneten Seitwärtstendenz (gelb im Chart oben). Und ich rechne damit, dass sich daran auf absehbare Zeit auch nicht viel ändern wird. Der Wechselkurs dürfte sich in einem überschaubaren Rahmen verändern, ähnlich wie ich das beim Bund-Future erwarte (siehe die Analyse vom Donnerstag: „Bund-Future: Noch seitwärts oder schon moderat aufwärts?“).

Weitere Fehlsignale beim DAX

Und damit komme ich noch kurz zum DAX: Zu dem folgenden Chart aus der letzten DAX-Analyse vom 9. Juli hatte ich geschrieben, dass die mögliche ABC-Korrektur Form anzunehmen schien (siehe „So bereitet der Markt selbst langjährigen Profis Kopfzerbrechen“).

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Allerdings hatte ich auch über eine Bullenfalle und zuvor schon über diverse Fehlsignale berichtet. „Der DAX macht es also vor allem kurzfristigen Tradern weiterhin alles andere als leicht“, hieß es daher in einer Analyse. Und daran hat sich nichts geändert.

Denn nach dem Kursrutsch legte der Index wieder zu, stieg auf ein neues Hoch in der Mitte Juni begonnenen Aufwärtsbewegung, prallte von der unteren Linie des alten Aufwärtstrendkanals ab und gab wieder deutlich nach, wobei sogar das Tief vom Dienstag unterschritten wurde.

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Trotz dieses irren Aufs und Abs ist das Szenario einer ABC-Korrektur weiterhin bzw. wieder möglich. Aber ich würde darauf mit Short-Trades nicht setzen. Denn wer weiß schon, wann der nächste plötzliche Richtungswechsel einsetzt und wohin dieser dann führt?! Daher erscheint es derzeit besser, sich das Kursgeschehen des DAX von der Seitenlinie aus anzusehen, bis der Markt wieder kalkulierbarer wirkt und/oder sich klare charttechnische Formationen ausbilden, auf man für Trades mit besserem Chance-Risiko-Verhältnis nutzen kann.

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