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11:38 Uhr, 30.09.2024

Creditreform: Mittelstand steckt in der Stagnation

Von Andreas Kißler

BERLIN (Dow Jones) - Die wirtschaftliche Lage des Mittelstandes bleibt nach einer Erhebung des Verbands der Vereine Creditreform auch im Herbst 2024 und somit das zweite Jahr in Folge angespannt. "Eine geringe Investitionstätigkeit und die schwache Konsumneigung belasten die Geschäfte der mittelständischen Unternehmen schwer", erklärte die Wirtschaftsauskunftei. Der Creditreform-Geschäftsklimaindex, der auf einer Umfrage unter gut 1.200 Unternehmen basiert, sank laut den Angaben auf minus 4,8 Punkte von minus 1,2 Zählern im Vorjahr.

"Es ist 20 Jahre her, dass das Geschäftsklima im Mittelstand zuletzt zwei Jahre in Folge negativ war", sagte der Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung, Patrik-Ludwig Hantzsch. "Damals befand sich Deutschland in einer tiefen Wirtschaftskrise, die umfangreiche Reformen notwendig machte." Die Folge seien die Hartz-Gesetze für den Arbeitsmarkt gewesen. Aktuell erscheine die Lage ähnlich. "Die deutsche Wirtschaft zeigt nahezu depressive Züge, und die Stagnation hält damit hartnäckig an", betonte er.

Die Geschäftserwartungen im Mittelstand seien äußerst verhalten und hätten sich gegenüber dem Vorjahr weiter verschlechtert. Der Erwartungsindex liege bei lediglich 0,3 Punkten, was kaum Raum für eine wirtschaftliche Erholung in den kommenden Monaten lasse. Die schlechte Stimmung der Unternehmer rühre auch davon, dass sie keine positiven Impulse erkennen könnten, die die Lage absehbar positiv veränderten. "So hält die Stagnation an und weitet sich im schlimmsten Fall zu einer Rezession aus", warnte Hantzsch. Die Auswirkungen der Stapel-Krise seien erkennbar noch nicht bewältigt. Die gute Stimmung zu Jahresbeginn, die Konjunkturexperten und die Bundesregierung verbreitet hätten, sei "leider verfrüht" gewesen.

Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com

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