Fundamentale Nachricht
10:34 Uhr, 03.02.2020

Chinese Angst

Die Kurse in China sackten bei der Wiedereröffnung der Festlandbörsen nach den Feiertagen erwartungsgemäß ab. Käufe von staatlichen Fonds in großem Stil verhinderten einen Crash. Nichts geht mehr, das Land wirkt wie gelähmt, die Opferzahlen steigen dramatisch. Q1 kann die chinesische Wirtschaft wohl abschreiben.

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  • Hang Seng
    ISIN: HK0000004322Kopiert
    Kursstand: 26.267,50 Pkt (JFD Bank) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Shanghai/ Peking (Godmode-Trader.de) - Dass es nach den Feiertagen heute an Chinas Börsen abwärts gehen würde, hatten die meisten Marktbeobachter schon erwartet. Doch die Schwere des Absturzes überraschte dann doch. Die Anleger in Fernost zeigten sich tief verunsichert und schickten den Leitindex CSI 300 zeitweise um neun Prozent in die Tiefe. Kurse können an Chinas Festlandsbörsen nur um maximal 10 Prozent sinken, dann werden sie vom Handel ausgesetzt. Am Handelsende stand ein Minus von 7,8 Prozent auf den Kurstafeln. Das hohe Minus ist unter der Annahme, dass vermutlich staatliche Fonds wie in der Vergangenheit auf Drängen der Regierung in großem Stil gekauft haben, um die Kurse zu stabilisieren, nur noch beeindruckender.

In der Volksrepublik sind schon jetzt mit 361 Opfern mehr Menschen durch das neuartige Coronavirus ums Leben gekommen als bei der Sars-Pandemie vor 17 Jahren (mit offiziell 349). Auf der ganzen Welt hatte das Sars-Virus damals 774 Menschen getötet. Seit Ausbruch des Coronavirus' ist außerhalb Chinas bisher nur ein Todesopfer bekannt, auf den Philippinen.

Um die Märkte zu stabilisieren, haben Pekings Wirtschaftslenker bereits am Wochenende eine Vielzahl von Maßnahmen angekündigt: So teilte die PBoC mit, insgesamt 1,2 Mio. Yuan (156 Mrd. Euro) via Repo-Geschäften in die Finanzmärkte zu leiten (allerdings unterm Strich nur 150 Mrd. Yuan, weil am Montag einige kurzfristige Finanzierungen auslaufen, wie Bloomberg berichtete). Zudem senkte die Zentralbank die Zinsen, die sie Geschäftsbanken für kurzfristige Liquidität berechnet von 2,50 auf 2,40 Prozent und ihren 14-tägigen Reverse-Repo-Satz von 2,65 auf 2,55 Prozent. Viele Banken verlassen sich stark auf den Repo-Markt als Quelle für ihre tägliche Liquidität. Die Repo-Sätze sind daher für die Bestimmung der Refinanzierungskosten der Banken von entscheidender Bedeutung.

Während dieser Schritt die Banken und Kreditnehmer etwas entlasten dürfte, ist die Zinssenkung wohl zu marginal, um die durch den Coronavirus-Ausbruch verursachte Beeinträchtigung der Wirtschaftstätigkeit nachhaltig zu stützen. Da das Vertrauen der Unternehmen und Verbraucher und der Appetit auf Kreditaufnahme derzeit schwach ausgeprägt sind, dürfte die Zinssenkung das Kreditwachstum wahrscheinlich überhaupt nicht wesentlich anheben.

Daraus folgt, dass eine weitere Lockerung in den kommenden Wochen notwendig ist, wenn sich die Situation im Zusammenhang mit dem Coronavirus nicht rasch verbessert. Klar dürfte jetzt schon sein, dass die chinesische Volkswirtschaft im ersten Quartal kräftig Federn lässt. Das Land steht still, viele Regionen sind von der Außenwelt abgeschnitten, um eine weitere Virus-Ausbreitung in Schach zu halten. Das Wirtschaftswachstum soll nach dem Stand jetziger Schätzungen um 2 Prozentpunkte niedriger als erwartet ausfallen, schätzt das Analysehaus Oxford Economics. Im Gesamtjahr dürfte das Wachstum, sollte die Krise im zweiten Quartal behoben sein, im Vergleich zu 2019 nur 5,4 Prozent betragen (Vj.: 6,0 %).

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