Kommentar
14:14 Uhr, 10.03.2020

Chinas Wirtschaftseinbruch: Wie schlimm ist es wirklich?

China war zuerst und bisher am schlimmsten vom Virus betroffen. Die dortige Entwicklung der Wirtschaft ist ein Indikator für den Rest der Welt.

Im Vergleich zu China können viele westliche Länder der Ausbreitung des Virus weniger entgegensetzen. China kann hart durchgreifen, ganze Landstriche unter Quarantäne stellen, Krankenhäuser in Tagen aufbauen und jede nur erdenkliche Maßnahme sofort umsetzen. In anderen Ländern ist das schwieriger. Da Bürger und Unternehmen deutlich mehr Freiheiten haben als in China sind radikale Maßnahmen weniger leicht umsetzbar.

Daher kann man davon ausgehen, dass der wirtschaftliche Einbruch in Europa und den USA etwas anders verlaufen wird als in China. China hat große Teile des Landes stillgelegt. Dieser Stillstand führt kurzfristig zu einem massiven Einbruch. Bei uns wird der Einbruch nicht so schnell erfolgen.

Inzwischen öffnet China wieder Fabriken. Quarantänen werden aufgehoben. Die Erholung sollte schneller erfolgen als bei uns in einigen Wochen. Trotzdem ist China, da es den Prozess vor allen anderen durchgemacht hat, ein Indikator für das, was uns erwartet. Der Stillstand lässt sich auf viele Arten feststellen.

Ein beliebtes Maß für Chinas wirtschaftliche Aktivität ist der Kohleverbrauch (Grafik 1). Dieser ist bis zwei Wochen vor dem Neujahrsfest hoch und sinkt dann bis eine Woche nach den Feierlichkeiten. Ab der zweiten Woche geht es dann steil bergauf. In diesem Jahr ist alles anders.

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Die Erholung nach dem Neujahrsfest war sehr langsam und ist es immer noch. Gegenüber dem Durchschnitt der Vorjahre liegt der Verbrauch immer noch 40 % tiefer. Das kann man als Stillstand bezeichnen. Das lässt sich nicht nur anhand des Kohleverbrauchs erkennen. In den Vorjahren lag die Nachfrage nach Stahl bei rund 10 Mio. Tonnen. Aktuell sind es 6 Mio.

Die Auslastung der Inlandsflüge ist von durchschnittlich 85 % auf 60 % gesunken. Bei internationalen Flügen liegt die Auslastung nur noch bei 50 %. Auch der Immobilienmarkt steht still. Das Transaktionsvolumen (gemessen in Quadratmetern) liegt fast 70 % unter dem Vorjahreswert. Die Auslastung öffentlicher Verkehrsmittel liegt zwei Drittel unter dem Normwert.

Die Statistiken lassen sich fast beliebig fortsetzen. Alle sagen das gleiche: China steht still. Für die Wirtschaft hat das Folgen. Bis zur Veröffentlichung der Zahlen tappen wir etwas im Dunkeln. Analysten versuchen sich aber an Prognosen. Chinas Wirtschaft könnte im ersten Quartal um 2 % schrumpfen (Grafik 2).

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Danach wird ein Rebound erwartet. Das Wachstum gegenüber dem Vorjahr könnte auf ca. 2 % sinken. Je nachdem wo der Wert genau steht, wäre es das tiefste Wachstum seit Anfang der 90er Jahre oder seit Anfang der 80er Jahre. Flammt die Ansteckungsrate wieder auf und zieht sich die Krise ins zweite Quartal, könnte die Wirtschaft erstmalig seit mindestens 1961 schrumpfen.

Der Virus ist ein Jahrhundertereignis für die Wirtschaftsaktivität. Der Schock wird auch bei uns groß sein. Soviel steht schon fest. Die wirklich relevante Frage ist aber, wie es danach weitergeht. Das ist zum jetzigen Zeitpunkt leider noch nicht festzustellen.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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