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14:01 Uhr, 14.11.2018

Chinas wirtschaftliche Talsohle noch nicht erreicht

In China haben Industrieproduktion und Investitionen von Unternehmen im Oktober positiv überrascht. Enttäuscht hat dagegen der Einzelhandel.

Peking (Godmode-Trader.de) - Aktuelle Konjunkturdaten aus China zeichnen ein gemischtes Bild der ökomomischen Lage. Nach einem Rückgang von 6,1 Prozent auf 5,8 Prozent im September stieg das Wachstum der industriellen Produktion im vergangenen Monat wieder auf 5,9 Prozent. Analysten hatten eine etwas geringere Zuwachsrate erwartet. Die Überraschung am aktuellen Rand scheint teilweise auf eine stärkere Auslandsnachfrage zurückzuführen zu sein. So legte das Wachstum der Industrieumsätze im Export von 11,7 Prozent im Vormonat auf 14,7 Prozent zu.

Unterstützt wurde das Produktionsplus auch durch verstärkte inländische Investitionen. Die Anlageinvestitionen der Unternehmen stiegen in den ersten zehn Monaten des Jahres um 5,7 Prozent. Auf Monatsbasis bedeutet dies, dass sich das Wachstum von 6,0 Prozent im September auf 8,0 Prozent im vergangenen Monat beschleunigt hat. Dies ist vordringlich auf erhöhte Infrastrukturausgaben zurückzuführen, die die geringeren Investitionen in Immobilien und Fertigung mehr als ausgleichen konnten.

Das Wachstum der Einzelhandelsumsätze blieb im Oktober jedoch rückläufig und verlangsamte sich von 9,2 Prozent auf 8,6 Prozent. Experten hatten erneut mit einem Anstieg in dieser Größenordnung gerechnet.

Trotz der robusten Industrieproduktion und der verstärkten Investitionen bezweifeln Experten, dass die Wirtschaftsentwicklung Chinas das aktuelle Niveau halten kann. „Die US-Zölle haben in letzter Zeit aufgrund des Vorabbezugs (‚front loading’) durch US-Importeure eher als Stütze für den Export fungiert, der Vorzieheffekt wird sich aber Anfang nächsten Jahres verflüchtigen und die zusätzlichen Abgaben als hinderlich für den Außenhandel erweisen.

Die Aussichten sind ohnehin eingetrübt: Es wird schwierig sein, die Erholung der Infrastrukturausgaben ohne eine breitere Lockerung der Fiskalpolitik aufrechtzuerhalten - die Emission lokaler Staatsanleihen ist in den letzten Wochen als Reaktion auf Haushaltslimits bereits zurückgegangen. Das Ergebnis ist, dass sich die Wirtschaftstätigkeit in den nächsten Quartalen voraussichtlich weiter abschwächen wird und eine stärkere politische Unterstützung vonnöten sein wird.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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