Chinas Wirtschaft wächst so langsam wie seit der globalen Finanzkrise nicht mehr
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Peking (Godmode-Trader.de) - Die weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft China ist im ersten Quartal 2016 zwar so langsam gewachsen wie seit sieben Jahren nicht mehr. Doch die Zahlen zeigen nach dem schwierigen Jahr 2015 eine gewisse Stabilisierung. Nach den Angaben der chinesischen Statistikbehörden lag das BIP-Wachstum zwischen Januar und Ende März 2016 bei 6,7 Prozent und damit sowohl im Rahmen der Analysenerwartungen als auch im Zielkorridor der politischen Führung in Peking von 6,5 bis 7,0 Prozent. Der Sprecher des Statistikamtes sprach daher von einem „guten Start“ ins Jahr. Das Wachstum gewinne wieder an Schwung.
Zahlreiche Beobachter trauen dem Braten dennoch nicht ganz. „Viele sind der Meinung, dass das reale Wachstum weit unter den offiziellen Zahlen liegt“, sagt der Pekinger Ökonom Hu Xingdou. Laut Hu liegt das zum Teil bei den Lokalregierungen, die geschönte Zahlen an Peking weitergeben würden, um Fehlentwicklungen zu verschleiern und selbst besser dazustehen. „Natürlich sind die Zahlen nicht korrekt", meint auch der Pekinger Ökonomie-Professor Wang Fuzhong. Systematisch „geglättet" werde das Wachstum schon seit Jahren, glaubt Wang. „Wenn die wirtschaftliche Situation nicht gut ist, will die Regierung nicht auch noch schlechte Zahlen veröffentlichen.“ Selbst Chinas Premier Li Keqiang räumte in der Vergangenheit ein, dass er den offiziellen Wachstumszahlen nicht immer zu hundert Prozent traue.
Die Wirtschaftsstruktur in China ist derzeit im Wandel. Peking strebt eine Transformation weg vom Export und Investitionen zu mehr Binnenkonsum und verstärktem Fokus auf Dienstleistungen an. Beim Umbau des Modells melden die Statistiker in diesem Jahr Fortschritte. So ist der Anteil des tertiären Sektors (Dienstleistungen) an der Wirtschaftsleistung im ersten Quartal auf 56,9 Prozent angestiegen. Die Wachstumsrate im Dienstleistungssegment lag bei 7,6 Prozent. Der verarbeitende Sektor wuchs zugleich nur um 5,8 Prozent.
Neben den Wachstumszahlen zum ersten Quartal veröffentlichte Peking weitere Aktivitätsdaten für den Berichtsmonat März. Einzelhandelsumsätze, Industrieproduktion und Investitionen entwickelten sich im vergangenen Monat allesamt deutlich besser als befürchtet. So stiegen den Angaben zufolge die Einzelhandelsumsätze um 10,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat, während Ökonomen einen Zuwachs um 10,4 Prozent erwartet hatten. Die Anlageinvestitionen legten ebenfalls überraschend stark von zuvor 10,2 Prozent um 10,7 Prozent zu — schneller als im Vorjahreszeitraum mit 10 Prozent. Die Industrieproduktion wuchs im März um 6,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Experten hatten mit rund 6 Prozent gerechnet.
Auch die Kreditdaten überraschten. Besonders der Immobilienmarkt profitierte von der Ausweitung der Kreditvergabe, die allein im März um 188 Billionen Yuan oder umgerechnet 25 Milliarden Euro höher ausfiel als im Vorjahreszeitraum. „Diese Entwicklung mag zwar schon als Nachricht dafür interpretiert werden, dass eine höhere Kreditnachfrage für eine regere Wirtschaftsaktivität spricht. Insofern zeitigt Pekings geldpolitische Ausrichtung tatsächlich gewisse Erfolge“, lobte NordLB-Analyst Frederik Kunze. „Allerdings dürfte die Debatte über eine zu hohe Verschuldung – vor allem im Unternehmenssektor – neuen Zulauf erhalten, so der Experte. Auch andere Beobachter warnten: Das Wachstum werde durch eine „ungeheuer schnell steigende Kreditvergabe“ war angefeuert, sagte Christopher Balding von der HSBC Business School in Shenzhen. Dass die Kredite ständig steigen, ohne dass notwendige Reformen vorangetrieben werden, ist aus seiner Sicht aber ein langfristiges Problem Chinas, das aber nicht angepackt wird.
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