Chinas Wirtschaft bleibt eine harte Landung erspart
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Peking BoerseGo.de) - Der Konjunkturmotor China ist ins Stottern geraten. Die chinesische Wirtschaft ist im Jahr 2014 so schwach gewachsen wie zuletzt vor 24 Jahren. Den offiziellen Angaben des Nationen Statistikamts in Pekings zufolge wurde für die letzten drei Monate des vergangenen Jahres ein Zuwachs des Bruttoinlandprodukts von 7,3 Prozent gemeldet. Damit schlägt für das Gesamtjahr 2014 ein Anstieg um 7,4 Prozent zu Buche, das ist der schwächste seit 1990. Formal wurde damit das von der Regierung angepeilte Wachstumsziel von 7,5 Prozent verfehlt. Allerdings war diese Entwicklung erwartet worden. Premier Li Keqiang hatte bereits vor einigen Monaten darauf hingewiesen, dass die politische Vorgabe vielmehr den Charakter eines Zielkorridors aufweist. Zu erwähnen ist allerdings, dass die Zuwachsrate gegenüber dem Vorquartal mit 1,5 Prozent schwach ausfiel und auf eine abnehmende Dynamik hinweist. Rein rechnerisch ergibt sich demnach für das vierte Quartal gerade noch ein annualisiertes Wachstum von 6,1 Prozent.
Im Vergleich zum geringen Wachstum in Europa erscheinen die Wachstumszahlen wie in China auf den ersten Blick berauschend, doch sind sie für ein Schwellenland mit seinem Nachholbedarf in Relation nicht hoch. Experten sehen sechs oder sieben Prozent Wachstum als Untergrenze, um ausreichend Arbeitsplätze zu schaffen und Entwicklungsprobleme zu lösen.
Die unverändert disinflationären Tendenzen in der Volksrepublik und die Belastungen am Immobilien- und Arbeitsmarkt sprechen dafür, dass die Inlandsnachfrage in China schwach bleibt. Als weitere Herausforderungen für China stellt sich die schwache Weltkonjunktur dar. Trotzdem bewertete Statistikchef Ma Jiantang die Entwicklung bei der Vorlage der Zahlen insgesamt positiv. Das langsamere Wachstum in China ist zu einem gewissen Grad bewusst gewollt von der Regierung. Chinas Staatsführung will eine grundlegende Umstrukturierung der Wirtschaft anstoßen. Dafür nimmt sie auch geringere Wachstumsraten in Kauf. Die Wirtschaft entwickele sich in der neuen Normalität beständig, sagte Jiantang. Er sieht auch positive Trends wie stabiles Wachstum, eine optimierte Struktur und ein verbessertes soziales Netz.
Aus Sicht der Regierung bleibt der Umbau des Wachstumsmodells denn auch auf Kurs. In der Mitteilung des Statistikamts wird betont, dass im Gesamtjahr 2014 der Anteil der Konsumausgaben um 3,0 Prozentpunkte und damit auf 51,2 Prozent geklettert ist. Zudem sei der Anteil des Dienstleistungssektors an der jährlichen Wirtschaftsleistung in 2014 auf 48,2 Prozent angestiegen. Damit gewinnt dieser für den Umbau des Wachstumsmodells und für die Beschäftigung in Reich der Mitte extrem wichtige Bereich immer mehr an Bedeutung.
Die Industrieproduktion in China hat sich im vergangenen Jahr derweil auf 8,3 Prozent Zuwachs eingependelt, nachdem im Jahr zuvor noch ein Plus von 9,7 Prozent herausgesprungenen war. Die Anlageinvestitionen legten 2014 um 15,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu. Besonders die Investitionen im Immobiliensektor gingen um 9,3 Punkte auf 10,5 Prozent zurück.
Die meisten Ökonomen erwarten im laufenden Jahr ein leicht vermindertes Wachstum von 7,3 Prozent. Zur Unterstützung der heimischen Wirtschaftsentwicklung ist in den kommenden Monaten mit zusätzlichen fiskal- und geldpolitischen Lockerungen zu rechnen. Dabei wird die Notenbank vermutlich ihre Leitzinsen um 50 Basispunkte und die Reservesätze um 150 Basispunkte senken.
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