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11:15 Uhr, 19.10.2016

Chinas Wachstum ist auf Sand gebaut

Das kräftige Wachstum in China deutet auf eine Stabilisierung der zweitgrößten Volkswirtschaft hin. Doch auf den zweiten Blick sieht es weniger robust aus. Denn es muss von einem stark kreditfinanzierten Wachstumsprozess ausgegangen werden. Zudem droht eine Überhitzung des Immobilienmarkts.

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Peking (Godmode-Trader.de) - Chinas Wirtschaftskraft legte im Zeitraum Juli bis September im Jahresvergleich um 6,7 Prozent und im Quartalsvergleich um 1,8 Prozent zu. Das Wachstum lag im Rahmen der Erwartungen und fiel zudem genauso hoch aus wie in den ersten beiden Quartalen des Jahres. Insgesamt verdichten sich zwar die Anzeichen für eine Stabilisierung der chinesischen Wirtschaft, allerdings ist das Wachstum laut Experten teuer erkauft. „Die Entwicklung ist nicht gesund“, sagte der Pekinger Ökonom Hu Xingdou: „Die Regierung will ihr Wachstumsziel erreichen und nimmt deshalb qualitativ schlechtes Wachstum in Kauf.“

Denn es muss von einem stark kreditfinanzierten Expansionsprozess ausgegangen werden. Darauf deuten nicht zuletzt die am Dienstag veröffentlichten Angaben zur Kreditvergabe hin. Nach den Zahlen der chinesischen Zentralbank weitete sich die Summe neu vergebener Kredite allein im September um 1,2 Billionen Yuan, umgerechnet 160 Mrd. Euro, aus. Vor allem Immobiliendarlehen machten einen Sprung um umgerechnet 64 Milliarden Euro im September. „Die Menschen fürchten weitere wirtschaftliche Probleme und eine Abwertung der Währung. Deshalb läuft der Häusermarkt heiß“, sagt der Ökonom Chen Donglin.

Der Immobiliensektor hat im dritten Quartal acht Prozent zum Wirtschaftswachstum beigesteuert. Damit konnte der Sektor den Einbruch des Außenhandels um 7,8 Prozent mehr als wettmachen. Besonders die Ausfuhren von China zeigten sich zuletzt schwach. In US-Dollar gerechnet waren die Exporte im September um 10 Prozent abgefallen. Manche Experten befürchten aber eine Immobilienblase im China die platzen könnte. „Überhitzungstendenzen auf dem Immobilienmarkt dürfen in diesem Zusammenhang trotz des robusten Bilds der Lage als zukünftige Abwärtsrisiken nicht ignoriert werden“, warnten Analysten der NordLB.

Mit Blick auf die Wirtschaftsaktivität im September ist das Bild der Lage gemischt. Während sich das Wachstumstempo bei der Industrieproduktion mit 6,1 Prozent unerwartet abschwächte, konnten die Einzelhandelsumsätze leicht zulegen. Die Industrie-Daten zeigten eine Verlangsamung in den meisten Sektoren mit Ausnahme von Rohstoffen, Infrastruktur und automobilsektornahen Aktivitäten. „Insgesamt wird durchaus eine robuste Dynamik auf dem chinesischen Binnenmarkt angezeigt“, kommentierte die NordLB.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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