Chinas Regierung hat alles im Griff!?
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Woher die Zuversicht für eine Kursverdopplung kommt ist nicht bekannt. Sie kommt aber von Händlern aus China selbst, unter anderem von einem Händler, der über Leerverkäufe gut verdiente. Leerverkäufe sind an Chinas Börsen erst seit kurzem erlaubt und werden vermutlich demnächst schon wieder komplett abgeschafft, denn die Regierung weiß: die Leerverkäufe sind bösartige Versuche, den Markt zu manipulieren.
Wer mit fallenden Kursen kein Geld mehr verdienen darf, der kann es nur noch mit steigenden Kursen tun. Insofern sind die propagandistischen Aussagen der Händler wohl Zweckoptimismus oder sie glauben tatsächlich an den Erfolg der Regierung die Kurse nachhaltig zu stabilisieren und wieder nach oben zu bringen. Die Regierung scheut keine Kosten und Mühen, um dieses Wunderwerk zustande zu bringen. Je nachdem, wer die Berechnungen anstellt, soll Peking zwischen 50 und 500 Mrd. USD für Stützungskäufe zur Verfügung gestellt haben.
Das Geld für die Käufe kommt von Brokern, Pensionsfonds, staatlichen Unternehmen, privaten börsennotierten Unternehmen und aus Krediten. Damit wird die Spekulationsblase letztlich nur noch größer, aber darauf kommt es schon lange nicht mehr an. Die Maßnahmen, die die Stützungskäufe begleiten, sind so zahlreich, dass sie inzwischen Bücher füllen. Neu sind die meisten nicht. Peking hat einen Großteil der Tricks schon früher angewendet.
Der Kurssprung von 105% war der mit Abstand größte der Geschichte der Shanghaier Börse. Grafik 2 zeigt die größten Tagesbewegungen in der Historie des Marktes. Im Vergleich zu den 90er Jahren sind die aktuellen Kapriolen nicht weiter auffällig. Die Volatilität des Leitindex geht im Vergleich zu den 90ern zurück, auch wenn es sich nicht immer so anfühlt. Verantwortlich dafür sind möglicherweise die erfolgreicher werdenden Interventionen. Das ist allerdings sehr fraglich. Ein Teil der Volatilität wird erst durch die Interventionen herbeigeführt.
Als die Diskussion über die Berechtigung der Börse beendet war begann erneut ein dynamischer Bullenmarkt, der bis 2001 anhielt. Auf dem Weg zum Hoch versuchten die Regierung und der Regulator immer wieder die exzessive Spekulation zu begrenzen. Das geschah teilweise über Verbalinterventionen und 1996 auch mit der neuerlichen Begrenzung der maximalen Tagesbewegung. Jede Aktie darf sich maximal um 10% an einem Tag bewegen. Das gilt auch heute noch. Zumindest das hat die Volatilität reduziert. Das kann niemand leugnen. Es ist wohl die bisher einzige und effektive Maßnahme gewesen sein, um den Markt ansatzweise im Zaum zu halten.
Um den Bullenmarkt abzukühlen wurden Börsengänge „gefördert“, sprich, sie wurden erzwungen. Mit dem Staat verwandte Unternehmen mussten große Kapitalerhöhungen vornehmen, um mehr Aktien auf den Markt zu bringen. Die Unternehmen brauchten das Geld nicht, mussten aber trotzdem neue Aktien ausgeben. Das ist eine beliebte Maßnahme der Regierung. Börsengänge (IPOs) und Kapitalerhöhungen werden regelmäßig angeordnet bzw. verboten. Werden sie angeordnet, dann soll einfach ein höheres Angebot an Aktien den schnellen Kursanstieg bremsen. Fallen Kurse, dann werden IPOs untersagt, um das Angebot nicht noch weiter zu steigern.
Nach einem mehrjährigen Bärenmarkt wurden IPOs im Jahr 2005 wieder verboten, um die Kurse zu stützen. Die nächste Spekulationsblase bildete sich. Sie wurde kurzzeitig unterbrochen, indem die Transaktionssteuern verdreifacht wurden. Der Markt fiel innerhalb kurzer Zeit um über 20%, doch insgesamt ging die Rallye weiter. Sie sollte durch die Ausgabe neuer Aktien und durch Börsengänge im Volumen von ca. 25 Mrd. USD im Monat gebremst werden. Das glückte, führte jedoch zu einem heftigen Einbruch des Marktes. Den Crash aufzuhalten gelang Peking nicht, obwohl sie die Transaktionssteuern wieder senkten und IPOs wieder untersagten.
Seit 2008 wurden IPOs regelmäßig untersagt und dann wieder zugelassen. Derzeit sind sie wieder nicht möglich, um das Angebot an Aktien nicht weiter steigen zu lassen. Letztlich versucht die Regierung mit alten Rezepten den Markt zu regulieren. Das hat bereits in den vergangenen 25 Jahren nicht funktioniert und würde wohl auch dieses Mal wieder scheitern, wenn nicht mehrere Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung in Stützungskäufe geleitet würden.
China lernt seit 25 Jahren nicht dazu. Die Börse dort ist das reinste Roulette. Die Regulierungsversuche sind absurd und führen oft erst zu erhöhter Volatilität. Solange der Markt im Vergleich zur Wirtschaftsleistung klein war, waren die Kapriolen nicht von großer Bedeutung. Der Markt erreicht nun aber eine Größenordnung, bei der das extreme Auf und Ab und blinde Spekulationswut nicht mehr ignoriert werden können. Die Regierung kann das jedoch nicht einfach abstellen. Die Bevölkerung stürzt sich bei den ersten Lockerungsmaßnahmen auf Aktien und kauft bis der Arzt kommt. Die Regierung will die Bildung von Spekulationsblasen verhindern und führt eine Maßnahme nach der anderen ein. Keine wirkt, bis das ganze System kippt und aus einer Rallye ein Crash wird. Dann versucht die Regierung diesen zu unterbinden. Nachdem sich das Volk die Finger verbrannt hat, ist für einige Jahre Ruhe, dann geht es wieder von vorne los.
Das ist schon alles sehr speziell und hat auch etwas Amüsantes an sich. Wenn nun aber die Regierung für die Regulierung des Marktes jedes Mal hunderte Milliarden einsetzen muss, dann wird sie sich früher oder später selbst arg verzocken und sich wie die eigenen Bevölkerung die Finger verbrennen. Der Markt ist inzwischen einfach zu groß, um gesteuert zu werden und ganz nebenbei hat die Steuerung auch in der Vergangenheit noch nie funktioniert. Wieso sollte sie es jetzt tun?
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Spannender und guter Bericht - wie von Ihnen gewohnt :)
Wäre nur schön, wenn man in USA und EU und Japan auch nicht den Markt verzerren würde - Währungskriege und QE Programme... tja wenn es einer macht tun es irgendwann alle bis man sich früher oder später eingestehen muss dass die Seifenblase wohl platzt