Chinas Notenbank stärkt Vertrauen in die Wirtschaft des Landes
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Frankfurt (BoerseGo.de) – In seinem aktuellen Marktausblick schaut Mikio Kumada, Global Strategist bei LGT Capital Management, auf die geldpolitische Entwicklung in China, im sich Gegensatz zu den Notenbanken in der Eurozone und den USA zurückhaltend bei der Kreditvergabe verhält.
Die Notenbanken der westlichen Industrieregionen lassen den Geldhahn weiter geöffnet, schreibt Kumada. Die Federal Reserve hatte in der vergangenen Woche angekündigt, dass sie ihre aktuelle Nullzinspolitik voraussichtlich bis Ende 2014 beibehalten wird - eineinhalb Jahre länger als bisher in Aussicht gestellt. Diese Ankündigung war die zweite unerwartete Aktion einer großen Notenbank seit Dezember, als die Europäische Zentralbank die hohe Summe von 489 Milliarden Euro an dreijährigen Krediten an die Banken des Euroraums vergab, wie der Experte betont.
Im Gegensatz dazu habe Chinas Zentralbank all jene enttäuscht, die auf eine Lockerung ihrer Kreditpolitik gesetzt hatten, so Kumada. „Auf längere Sicht sollte diese Zurückhaltung jedoch dazu beitragen, das Vertrauen in die Wirtschaft des Landes zu stärken,“glaubt der Experte. Chinas Wirtschaftslenker seien zu Recht zurückhaltend. China und der Westen würden vor unterschiedlichen Herausforderungen stehen. In den westlichen Volkswirtschaften mangele es seit der Finanzkrise von 2007-2008 an Wachstum, Kreditschöpfung und Vertrauen. Doch China habe von alldem zu viel. „Im Falle Chinas hat das exzessive Kreditwachstum der letzten Jahre in potentiell gefährlicher Weise soziale und ökonomische Ungleichgewichte verstärkt. Die Tatsache, dass Chinas Inflationsrate seit Mitte 2011 etwas gesunken ist, stellt jedenfalls keinen ausreichenden Grund dar, um die Schleusen für neue Kreditströme wieder zu öffnen“, führt Kumada aus.
Der sprunghafte Anstieg der Kreditvergabe in China sollte laut dem Strategen ursprünglich helfen, den Einbruch der westlichen Nachfrage nach 2008 auszugleichen, hat aber inzwischen in einigen Segmenten der Volkswirtschaft zu Überinvestitionen geführt, z.B. im Immobilienbereich. Eine erneute Ausweitung der Kreditvergabe könne aber das Problem der unzureichenden Nachfrage für bestimmte Arten von Immobilien nicht lösen. Vielmehr sei die Kreditvergabe in China selbst nach konservativen Schätzungen in den letzten Jahren mehr als doppelt so stark wie das Bruttoinlandsprodukt angewachsen. „Eine solche Entwicklung ist einfach nicht nachhaltig und kann daher auch das Vertrauen in die längerfristigen Perspektiven Chinas untergraben. Vor diesem Hintergrund gibt es auch aus Pekings Sicht kaum Gründe für eine Kreditlockerung, stattdessen müsste China seiner Wirtschaft genug Zeit geben, um die geschaffenen Ungleichgewichte zu verdauen, bis sich neue Gleichgewichte einstellen oder neue Nachfragequellen entwickelt haben“.
Eine ‚sanfte Landung’ jetzt sei besser als eine ‚harte Landung’ später, ist Kumada überzeugt. China dürfte daher weiterhin die ‚weiche Landung’ seiner Wirtschaft in einer Weise zu steuern versuchen, welche nicht das Risiko eines großen Crashs in der Zukunft erhöht. Der Preis dafür sei u.a. die Inkaufnahme von kurzfristig weiterhin schwachen chinesischen Börsen. Angesichts der langfristigen Risiken scheine dies ein für die Führung des Landes aber akzeptabler und angemessener Preis zu sein – besonders in einer Zeit, in der die Sorge der zunehmend städtischen Bevölkerung Chinas ohnehin nicht primär der Börse, sondern den realen Arbeitseinkommen und der Wohnraumbeschaffung gelte.
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